… dann machen wir einfach alle platt. Das scheint die Devise mancher Menschen zu sein, wenn sie am Turnier teilnehmen. Meist sind es nicht die Erstplatzierten, sondern der beleidigte Rest. Die machen einfach alles, damit es scheiße wird. Nicht mal unbedingt absichtlich, aber sie haben lange Vorarbeit mit ihrem Pferd geleistet, das partout Siegerehrungen blöd findet. Klar, manche Pferde drehen dabei ab. Aber dann verzichte ich doch mal auf das Galöppchen mit Flatterschleife. Oder übe richtig viel, damit ich nicht immer den peinlichen Blicken ausgesetzt bin, wenn das Pferd mal wieder das Arschlochpferd raushängen lässt.
Aber auf deutschen Abreiteplätzen sieht es meist eher so aus.
Ich bin platziert und freue mich königlich, wir sind immerhin dritter im Stilspringen gewesen. Ich habe meinen nicht sonderlich einfachen Springschimmel dabei und bin etwas … nun ja, angespannt. Der Springschimmel ist ja so schon eine Zumutung.
Die Siegerin ist ein Mädel auf einem Pony – Sportpony natürlich, fette Weideponys werden schließlich nicht platziert.
Die Zweitplatziere ist eine Dame, deren Sattel nicht sichtbar ist, sie muss ihn verschluckt haben – inklusive eines großen Teil ihres eher zierlichen blutgeprägten Springpferdes.
Außerdem noch: Eine Eskiii-Dame, eine mit einem Arschlochpferd und eine zu Fuß. Die war klug. Wirklich, mir war nicht klar, was da gleich passiert. Sie erklärt, sie läuft gerne selber die Runde mit, als ihr Schleifchen kommt, denn ihr Pferd benimmt sich wie die Axt im Walde. Ich bin mir noch nicht sicher, ob meiner das nicht auch macht (ist immerhin der erste Versuch). Das Pferd der Eskiii-Dame flippt schon aus, als die Richter auf sie zugehen, denn jemand hat was mit Knisterfolie dabei. Spontan will es alle Fußgänger umarmen und lässt sich dann anschließend doch die Schlöppe anpappen. Aber die passt nicht zu den modischen Empfindungen von Pferd und Reiter, daher bleibt ihm nichts anderes übrig, als wieder auf zwei Beine zu gehen und lautstark dagegen zu protestieren. Das gilt übrigens auch für beide, denn Madame erklärt ihrem TT schon lautstarkt, dass das Ponymädel nur gewonnen hat, weil sie niedlich ist.
Das Ponymädel ist daraufhin sehr ungehalten und verwünscht die Eskiii-Dame. Allerdings zu laut, das findet mein Springschimmel blöd und dann kommen auch noch die Richter zu ihm – noch blöder. Der weiß schließlich, wer hier der Feind ist. Er lässt sich die Schleife zwar anpappen, aber einer der Richter verliert dafür erst mal seinen Hut, den der Schimmel mit einer adretten Kopfnuss ins Nirvana befördert. Hätte ich ein Schild dranhängen sollen? Vorsicht, schwenkt aus?
Die Frau mit ohne Sattel ist die Nächste, aber deren definitiv sehr vollblutiges Pferd möchte heute mal zeigen, warum die eigentlich so einen schlechten Ruf haben. Das läuft von rechts nach links und wenn es anhält, dann steigt es. Die Ruhe weg hat nur das Pony. Aber die Reiterin nicht, die regt sich immer noch darüber auf, was die blöde Eskiii-Dame gesagt hat.
Als wir also zur Siegerehrung ansetzen, gibt die Ponyreiterin richtig Stoff. Hat aber nicht mit dem Springschimmel und seinen allgemeinen Platzbedürfnissen gerechnet, denn sein Paddelgalopp ist nicht nur laut, der braucht auch noch drei Hufschläge. Und weil er schneller als das Pony ist, muss das die Notbremse ziehen. Dabei geht die Siegerschleife ab und das Chaos bricht hinter mir los.
Das Arschlochpferd fetzt geradeaus, wild bockend und richtig fröhlich. Huiiii! Das macht Spaß.
Ich sehe plötzlich den verschwundenen Sattel der Frau mit dem Blüter, primär, weil ihr Pferd mich überholt hat und sie nicht mehr drin sitzt. Dann rauscht die Eskiii-Fraktion an mir vorbei wo sie ihr Pferd in der Bande parkt, sodass ich einen Haken schlagen muss, dabei zwei Blumentöpfe umkippe und der Schimmel empört quietscht und pupst. Dann galoppiert das Pony mit wehenden Zügeln an mir vorbei, während die Ponyreiterin sich einen grinst. Es ist sehr schwierig, dem Schimmel jetzt noch zu verklickern, dass so Siegerehrungen völlig okay sind.
Die einzige, die immer noch zufrieden ist, ist die Dame ohne Pferd.
Ich mache das einzig sinnvolle, ich lasse den Springschimmel jetzt galoppieren. Und zwar rechts ab, runter vom Platz.
Manchmal ist das gar nicht so verkehrt einen raus zu sein. Vor allem ist man dann auch raus aus der Siegerehrung. Eigentlich gar nicht so schlecht.
Foto: Mein Vater longiert Mozart. Ist ja voll einfach und so.