Reiter möchten alles klar definieren. Ein Westernpferd ist ein Westernpferd und dazu gehört ein Westernreiter. Und das passende Equip. Gebisslos? Na, das kann nicht englisch sein, das muss auf jeden Fall ein Westernpferd sein, bei denen weiß man ja, dass die komische Angewohnheiten haben. Und Englisch? Na, die haben einen Dressursattel und eine Trense. Und reiten Rollkur und so etwas. So funktioniert per Definition eine Menge bei Reitern. Und sie wollen auch alles definiert haben.
Mittlerweile erkläre ich mich auch nicht mehr. Ich sage, ich bin Rennreiter, dann gucken die eh schon blöd genug bei dem Wort, weil sie es nicht in ihr Schubladendenken packen können. Das kollidiert mit allen Synapsen und dann kommen da solche Dialoge bei rum:
„Wie reitet man denn da?“
„Na, wie man halt Rennen reitet.“
„Das heißt du kannst gar nicht richtig reiten?“
„Nein, das kann ich nicht. Ich stehe voll auf Bügel unter dem Kinn und Brustmuskeln vom Hulk.“
„Hä?“
„Na, meinst du Rennreiter können nicht „richtig“ reiten?“
„Ja, aber die machen sich ja die Bügel so kurz.“
„Und deswegen kann man nicht >normal< reiten? Was soll das überhaupt sein, dieses >normal"
Stille. Aber nur kurz. Dann: "Na, Englisch. Oder Western."
"Und sonst gibt es nix?"
Nervöses kichern - Abgang.
Auch auf Reitbeteiligungssuche bekommt man verwirrte Blicke. Ich erkläre bereits in der Anzeige, dass es schön wäre, wenn meine künftige Reitbeteiligung sich mit gebisslosen Zäumungen auskennen würde.
Erste Nachricht: "Hi, ist das ein Westernpferd?"
"Nein, der ist Engländer. Und Englisch geritten."
"Hä? Aber da steht doch gebisslos. Dann ist das doch Western."
NEXT!
Aber auch andersherum wird ein Schuh draus. Probereiten. Pferd geht rückwärts. Primär, weil die Englischreiterin da oben, es so macht, wie man das wohl in sehr schlechten Klischeeenglischställen lernt: Sie zieht ihm das Gebiss bis an die Ohren und bolzt.
Ich: "So wird der keinen Schritt mit dir machen. Lass dem doch mal Zügel. Und hör auf, so bescheuert zu klopfen, sonst klopf ich mal."
"Aber das macht man doch so beim Englischreiten", wird entrüstet gerufen.
"Ne, ganz sicher nicht. Lass dem die Zügel lang und denk ans Traben, das reicht dem völlig."
"Ja, dann sagen Sie doch, dass der ein Westernpferd ist."
"Ist er nicht ..."
Aber auch wenn ich selbst irgendwo antanze, sagen mir Leute, was ich alles nicht kann ... oder darf.
Ich komme in die Halle, mit einem netten Dressurpferd einer Bekannten, das mal ein bisschen springen soll. Ergo bin ich mit einem Dressurpferd in einer Springstunde angemeldet, weil meine Bekannte sich beim Skilaufen die Haxen gebrochen hat.
Doch Halt! Das geht nicht. Denn ich habe meinen lustig bunten Helm an.
"Hä? Willst du jetzt mit springen?"
"Ja? Sieht man das nicht?" Ich habe kurze Bügel und ein Pferd. Und bin zu der Uhrzeit in der Halle, in der die Springstunde stattfindet.
"Aber du reitest doch Rennpferde?"
Steht eigentlich irgendwo geschrieben, dass ich dann auch NIEMALS NIMMERNICHT andere Pferde reiten darf?
Auch auf Facebook geht das nicht. Es existiert ein Bild von mir, wo ich auf einem Hafi sitze. Das werde ich niemals wieder zeigen, denn es überfordert die Leute.
"Ich dachte, du reitest Rennpferde?"
"Was ist denn das für ein Sattel?" Mein Baumloser übrigens ... "Machst du jetzt Wanderreiten?" Denn Baumlose sind nur für Wanderreiter da.
"Kannst du überhaupt normal reiten?"
"NEIN! Ich bin ein bisschen doof und mache das auch noch nicht so lange ..."
Foto: Einfach nur ein Pferd. Das bedarf keiner Klassifzierung.