Reiter lieben es, die Verantwortung abzugeben und alles, das sie nicht verhindern können, wird einer höheren Macht zugeordnet. Daher passt das Zitat auch, denn der Buhmann geht um. Übrigens, großartige Szene! Momentan ist das der Pferderipper, dem einst die Wendy so klangvoll den Namen gab.
Er ist alles Schuld. Er macht Pferde kaputt, den Regen sauer, die globale Erwärmung ist bestimmt auch irgendwie etwas, das man ihm anrechnen kann.
Beinahe wöchentlich werden wir jetzt mit Verletzungen überfallen, die in Gruppen gepostet werden. Hat jemand was gesehen? Passt auf eure Pferde auf! Da ist ein böser Mensch los. Was dazu führt, dass unschuldige Wanderer von Reitern angesprungen werden und jeder, der an der Koppel stehenbleibt, erst Mal unter Generalverdacht gestellt wird. Der neueste Streich ist eine eindeutige Trittverletzung mit Eisen. Es wird aber behauptet, da hätte jemand mit einem Messer aufs Hinterbein eingestochen. Na, den Mutigen möchte ich sehen, der es sich traut, einem Pferd am Hinterbein Schmerz zuzufügen und dann noch in Trittweite zu sein.
Aber der Tierarzt schließt ja Fremdeinwirkung nie aus. Kann er ja auch gar nicht, der ist doch kein Kriminologe, der noch eben den Tatort absichert und eine Bestandsaufnahme aller Indizien macht.
Ist es wirklich noch nicht allen Besitzern zu Ohren gekommen, wie schnell und wie dumm sich Pferde verletzen können? Aber ja, ist natürlich sehr bequem den Ripper zu beschuldigen, da braucht man sich nicht mit den anderen Einstellern um Geld zu streiten – schließlich sagt die Versicherung hier ja gerne: 50/50 Schuld. Und das ist natürlich nervig, wenn man zu den anderen geht, und die darum bittet, ihre Versicherung einspringen zu lassen.
Aber auch sonst ist das natürlich ein Grund, seine Weide nicht abzusuchen, Hecken zu stutzen und Stolperfallen zu beseitigen. Denn so ein Ripper, der ist ja einfach Schuld, da nützt es eh nix. Einen anderen Grund kann ich nämlich nicht sehen, warum es manche nicht schaffen, Glasflaschen, die seit einem halben Jahr auf ihrer Weide liegen, zu beseitigen (und zu meiner Verteidigung: Ich habe darauf hingewiesen und die Leute angesprochen).
Kriegen wir dann auch hier die nächste Mär vom Ripper, wenn da mal ein Pferd reintrampelt?
Mein Pferd hat regelmäßig Macken vom Holunder. So wie eigentlich all unsere Pferde. Die benutzen den als Rückenkratzer.
Oder habt ihr mal Pferde gesehen, bei denen der Versuch über den Zaun zu springen, schief gegangen ist? Oder Pferde, die sich eine Litze ums Bein gewickelt haben? Hui, ich kann euch sagen, auf einem Schimmel ist das sehr unappetitlich.
Ich frage mich auch, was die Leute davon haben. Letztes Mal habe ich euch ja schon die Geschichte von der Stichverletzung erzählt, die sich das Pferd, wie auch immer, selbst in der Box zugezogen hat. Denn nun denkt man doch mal weiter. Hätte ich das nicht erfahren, hätte ich vielleicht auch einen solchen Post gemacht. Achtung, passt auf eure Pferde auf. Ergo würde ich erst Mal alle Pferdebesitzer im Umkreis alarmieren. Sie würden es teilen und Leute alarmieren. Zusätzlich würden sie im schlimmsten Fall teures Equip kaufen, um ihren Stall zu überwachen, Nachtwache halten oder ihren Stall abriegeln.
Das alles nur, weil ich mir nicht vorstellen kann, dass mein Pferd mit seinen Weidekumpels bisschen zu aggressiv umgegangen ist? Oder das Pferd es ganz allein hinbekommen hat, sich schwer zu verletzen?
Durch solche überstürzten Posts werden ernsthafte Meldungen nicht mehr wahrgenommen. Wirklich eindeutig klare Fälle, wie unsere nette Verrückte hier am Niederrhein, da hatten wir alle im Umkreis schlaflose Nächte. Solche Sachen sind doch schon schlimm genug. Müssen die dann noch durch sinnlose Panikmache vollkommen eskalieren?
Pferde sind nicht aus Zucker. Sie toben, beißen, schlagen und treten – ja tatsächlich auch mit ihresgleichen, weil sie damit ja nun mal auf der Weide stehen. Wie kann man das ignorieren und es auf den Buhmann schieben?
Foto: Anonyme Rollkurtruppe.