Der Putzkasten ist die Miniaturform des Klischeereiterautos. Er ist ein bodenloser Schlund und wahlweise auch Hermines Handtasche aus „Heiligtümer des Todes“. Nur leider nicht so sauber. Die Form ist hierbei unwichtig, manche haben einen Koffer, als wären sie bei Germanys Next Top Model aussortiert worden, andere haben einen klassischen Putzkasten, den sie als Kind im Reitladen gekauft haben (erinnert ihr euch noch? Der erste Putzkasten? Mit ein paar Aufklebern aus der Wendy garniert, mit Edding der Name des Lieblingspferds reingeschrieben!), andere wiederum haben einen Sack.
Aber trotzdem sind sie alle gleich. Man kann die ja noch so gut pflegen und wegpacken – irgendwann sind sie dreckig. Aus unseren Putzkästen (sofern wir die nicht regelmäßig auskärchern) kann man alle Pferde klonen, die wir in unserem Leben geputzt haben. Außerdem eine Historie des Staubs in Pferdeställen nachvollziehen, denn der sammelt sich gleich mit. Inklusive einer Analyse aller Reitplatzböden. Neben Staub und Haaren sind da außerdem noch lose Turniergummis als Bodensatz zu finden. Es hat übrigens überhaupt nichts damit zu tun, ob man mal ein Turnier geritten ist. Mein letztes Turnier ist ca. 15 Jahre her und die blöden Gummis find ich immer noch – obwohl ich den Putzkoffer hundert Mal gewechselt habe. Manchmal verstaubt auch noch ein alter Snack (Mentos oder andere verpackte Sachen sind hier gerne gesehen) darin.
Was ist da sonst noch so drin? Achja … Hufkratzer natürlich. Einer darf hier nie fehlen: Der mit dem Pferdekopf! Hässlich wie die Nacht, meist als Kind gekauft und er bleibt auf ewig. Mal im Ernst, die kriegt ja auch keiner kaputt. Man kauft trotzdem neue. Aus Gründen. Die kommen weg. Der mit dem Pferdekopf nicht. Ich habe meinen noch. Habe ihn mir im Reitgeschäft als Kind ausgesucht und er hat Reitstall, Rennstall und wieder Reitstall überlebt. Okay, den Rennstall hat er primär deswegen überlebt, weil er so hässlich war, dass die Kollegen ihn nie weggenommen haben (gute Taktik übrigens!)
Ansonsten? Bürsten natürlich. Viel zu viele, um damit ein Pferd zu putzen. Kardätsche, Striegel, Schmusebürste. Dann noch eine für die Hufe. Noch eine Schmusebürste. Noch ein Handschuh. Noch einer, weil man ja auch zwei Hände hat. Dann noch ein Eisenstriegel. Eine Magic Brush, aus Gründen der Promotion, die bei den meisten von uns gezogen hat. Noch ein großer Striegel, weil die Borsten so weiiiiich waren, als wir im Reitladen drübergestreichelt haben. Und dann geht das blöde Ding prompt nicht zu. Wir sortieren also den Putzkoffer ständig um, weil es sonst ja nicht passt. Komischerweise schaffen wir es auch, innerhalb von kürzester Zeit ein riesiges Durcheinander zu machen, sodass es darin immer aussieht, als hätten wir in ein MC Escher Bild geguckt. Wie geht das überhaupt? Hä? Wieso hat das vorhin noch alles reingepasst und jetzt, wo wir zwei Bürsten entnommen haben, da geht das nicht mehr?
Ein Utensil ist außerdem noch drin. Kann eine Bürste oder ein Hufkratzer sein. Das gehört uns nicht. Das wissen wir mit Sicherheit. Wir wissen allerdings nicht, wie es dort reinkommt. Weils aber lange genug drin lag, gehört es uns. Wir können uns auch nicht daran erinnern, es aktiv weggenommen zu haben. Schon komisch, dieses Dingen.
Dann ist da noch das Teil, was wir immer suchen. Es liegt immer unten, manchmal liegt es nirgends und ist wie vom Erdboden verschluckt. Es taucht anschließend wie von Geisterhand auf. Diese Putzkoffer sind schon manchmal richtige Zauberkästen.
Warum haben wir da nur so viel drin, wenn wir maximal vier Dinge daraus benutzen? Kein Wunder, dass alle sagen, Reiter wären komisch.
Foto: Findet er auch.
[wpedon id=“2098″]