Reiter mögen Geld. Denn weil ja auch ein großteil der Nichtreiter dauernd erzählt, wie reich diese Reiter sind, müssen sie wohl öfters damit prahlen. Ich weiß nicht genau wieso, aber sie müssen es einfach. Reiterdialoge mit Preisschild sind daher sehr anstrengend. Und werden trotzdem ständig geführt. Ist ein bisschen wie Penisvergleich für Mädchen, die ja bekanntlich keinen haben (sollten). Da wird dann halt mal geguckt, wer Daddys Geld besser angelegt hat – denn meistens sind es genau die, die damit protzen, was ihr Pferd gekostet hat, die es gar nicht selbst bezahlt haben.
Das ist ja schon fast obligatorisch, alle paar Wochen kommt ein Post mit: Was hat euer Pferd gekostet. Ich poste da nichts mehr drunter. Mein Pferd war billig – nicht günstig. Er ist halt ein Rennpferd und die kosten bekanntlich nicht die Welt, weil man noch Arbeit reinstecken muss, wenn man daraus ein Reitpferd machen will. Manchmal mache ich mir einen Spaß draus und sage, was er auf der Auktion gekostet hat: VIEL! Wirklich VIEL! Da träumen Warmblutleute von. Dann sind die immer ganz wirr und krauchen rum, und meinen, sie finden bestimmt Pferde, die teurer sind. Na, da können sie mal bei den Rennpferden suchen – aber nicht bei Warmblütern.
Anderen wird das nicht zu dumm. Ich kann mich jedenfalls an eine Dame erinnern, die uns ständig mitteilen musste, dass ihr Pferd 12.000 € gekostet hat. Wow! ZWÖLFTAUSEND!!!111einself. Na, da muss sie ja einen waschechten Kracher haben. Wie? Das Pferd hat ständig Montag? Ja, blöd. Aber teuer war’s. Und hässlich wie die Nacht, das kann ich euch flüstern.
Denn wenn man sich die Diskussion mal anschaut, dann kann man eigentlich nur beobachten, wer von den Anwesenden sich am meisten hat bescheißen lassen.
Na, denn, genießen wir das mal:
„Was haben eure Pferde gekostet?“
„5000 Euro für ein nettes, siebenjähriges Freizeitpony. Verlasspferd und für Kinder geeignet.“
Jo, passt.
„3000 Euro für ein krankes, altes Pferd, unreitbar. Aber ich liebe sie so doll, habe mich sofort in sie verliebt.“
Anwärter aufs Treppchen, definitiv.
„7000 Euro für ein Jungpferd, gute Abstammung, A-Platziert.“
Passt noch.
„12.000 Euro – schlechter TÜV, aber das geht bestimmt! Atemgeräusche, nur deswegen so billig.“
Jap, du kriegst nen Keks und die Narrenkappe. Warum hat das Pferd wohl nen schlechten TÜV? Aus Spaß? Ja, ja, ich weiß, manchmal haben die wirklich nix. Und manchmal schon.
„2000 Euro für ein Shettyfohlen in einer super seltenen Farbe!“
-Die Farbe ist Dunkelbraun und das Fohlen ist gar kein Fohlen. Aber ja, auch du kriegst nen Keks und ’ne Narrenkappe.
Wollen wir weitermachen? Nein? Besser ist das. Wie sie sich auch noch damit brüsten, wenn sie sich über den Tisch haben ziehen lassen. Klar, ein Pferd ist immer so viel Wert, wie ein Käufer ausgibt und der individuelle Wert für seinen Besitzer überschreitet meist den Kaufpreis um Längen. Aber warum muss ich überhaupt ständig auf Schwanzvergleich mit anderen Leuten aus sein? Sonst heißt es immer: Auf Papieren kann man nicht reiten – aber Geld aber scheinbar schon?
Und wenn es nicht das Pferd ist, dann reden sie gerne über Sättel. Denn je teurer, desto besser passt er. Da darf ich mit meinem Zufallstreffer von 30 Euro nicht ankommen. Der passt nie und nimmer. Merke, wenn die Zahl vierstellig wird, dann passt er kontinuierlich besser. Steht vorne eine 2 dran, passt er. Scheißegal, wie krumm das Pferd geht und wie sehr der wackelt. Der muss passen, er war schließlich teuer.
Auch hier:
„Was hat euer Sattel gekostet?“
„2399 €!“
Der passt. Seh ich am Preis.
„400 € neu!“
Muss ein Wintec sein, passt also nicht.
„129 €!“
Passt aufs Barbiepferd, aber niemals auf ein echtes Pferd. Das ist zwar ein Militärsattel aus dem zweiten Weltkrieg, aber hey – es ist VIEL zu günstig.
Tja, da haben wir nun also den Salat. Am Ende gibt es nämlich immer einen Sieger. Die mit dem teuersten Pferd und die mit dem teuersten Sattel. Herzlichen Glückwunsch! Ihr habt am meisten Geld ausgeben (lassen). Zufrieden? Nein? Aha … dachte ich es mir doch. Habe noch nie gehört, dass man davon glücklicher wird, viel zu viel Geld ausgegeben zu haben. Und selbst wenn der Preis dann gerechtfertigt war – macht das jetzt glücklicher als die Leute, die das 1000 € Pferd und den 500 € Sattel haben? Ich wüsste nicht, weshalb es glücklicher machen sollte.
Liebe Reiter, macht es doch einfach so, wie bei den Nichtreitern – da findet ihr das auch immer empörend, wenn die fragen, was das nur alles kostet und was man verdient. Wenn man nicht immer auf Schwanzvergleich aus ist, fragen das auch gleich viel weniger Leute. Echt jetz …
Foto: Hat seinem Namen an dem Tag echt alle Ehre gemacht. So ein Arsch …