Wir Reiter brauchen Geduld wie die Luft zum atmen, denn ohne Geduld kommen wir mit unseren Pferden überhaupt nicht weit. Ungeduldige Menschen werden wahrscheinlich nie mit ihrem Pferd irgendetwas lernen können – sofern sie ihre sonstige Ungeduld dort nicht zügeln können. Ich zum Beispiel halte ja schon das Warten an einer roten Ampel für maximale Quälerei. Ich bin der ungeduldigste Mensch auf Erden. Mit Pferden nicht. Mit Pferden habe ich eine Engelsgeduld, sogar so übel, dass mir andere Mitreiter sagen, dass sie schon lange ausgeflippt wären. Dann werde ich immer nach dem Geheimnis gefragt. Meine Antwort ist: Jährlingsstuten! Es gibt nichts was einen zu mehr Geduld erzieht als diese Kröten. Danach hat man mit allem und jedem Geduld. Außer natürlich mit den roten Ampeln.
Aber irgendwann kratzt es auch gewaltig an der eigenen Geduld. Deswegen habe ich eine Hitliste dafür angelegt – gebt die bloß nicht euren Pferden. Ich krieg‘ ja schon beim Erstellen Zuckungen …
1. Auf dem Gebiss rumknatschen!
Ja, ja, ich weiß, das kommt, weil da irgendwer mal nicht so clever war und es kann auch ein Hinweis für Schmerzen sein. Manche Pferde klimpern damit aber einfach wahnsinnig gerne. Da möchte man sich doch einfach die Ohren abreißen.
2. Kopfschlagen!
Auch das – schlechte Angewohnheit weil da mal irgendwann irgendwer scheiße geritten ist. Man kann allerdings danach noch so nett reiten – eine Zeit lang wird das Pferd es weitermachen. Und man selbst bekommt den Helmschirm in die Stirn gerammt, wenn man sich blöderweise vorbeugt.
3. Betteln!
Und nicht einfach so, nein, das Pferd hört auch erst auf, wenn man ganz dicht daneben steht und wirklich so in echt mit Prügeln drohen kann. Vorher nützt kein Stampfen, keine geworfenen Sachen, kein schnelles Hinlaufen, das hört erst auf, wenn man neben dem Pferd steht und ihm schon mit Salami droht.
4. Nach Fliegen treten, wenn man bandagiert!
Manchmal MUSS man ja auch bandagieren. Das macht man ja nicht immer aus Spaß. Und selbst wenn es Spaß ist, kann das Pferd nicht mal zwei Sekunden die Füße still halten? Die Fliege ist sowieso gleich wieder da. Genauso ist es mit dem Kopf, der ständig weggezogen wird, weil hier was juckt, da was juckt und man da sich mal schütteln muss.
5. Immer einen Schritt von der Aufsteighilfe weggehen!
Das können alle Pferde super. Immer so drehen, dass der dumme Reiter den Hocker, oder was immer er benutzt, hinterherschieben muss. Drei Stunden, wenn nötig.
6. Gegen Holz treten!
Manche Pferde können das nicht lassen, sie müssen ständig gegen Boxentüren treten, oder gegen Trennwände im Hänger, oder, oder, oder. Hauptsache es ist kaputtbar und man kann sich irgendwann erfolgreich ein dickes Bein oder eine Macke schlagen die sich nur sehr schlecht behandeln lässt.
7. Alles in den Mund nehmen!
Einige Pferde überwinden ihre orale Phase niemals. Von denen sollte man auch keinen Schnappschuss mit dem Handy machen, denn auch da wird reingebissen. Jede Bürste wird besabbert, jeder Sattel abgeleckt und jede Reiterjacke eingesaut.
8. Equip kaputtmachen!
Ja, ich schaue hier in Richtung Deckenzerstörer! Genau ihr seid gemeint. Wisst ihr überhaupt wie teuer die sind?! Besonders beliebt: Andererleuts Sachen zerfleddern, weil die unvorsichtig waren und sie in der Nähe deponiert haben. Oder eben die Decken anderer Pferde auf der Weide zerfetzen.
9. Weglaufen!
Es gibt die notorischen Wegläufer. Manche wegen Futter, andere, weil sie darauf jetzt Lust haben. Sie starten komplett ohne Vorwarnung durch und man selbst läuft wie der letzte Idiot hinterher – an Halten ist ja eh nicht zu denken, wenn sich 600 Kilo in Wallung setzen, um da hinten ein paar Gänseblümchen zu fressen.
Ach, was haben wir alle nur eine Engelsgeduld, dass wir immer noch mit einem Lächeln jeden Tag in den Stall gehen.
Foto: 4!!! Es gibt irgendwann Tote wegen der 4!