Hufe sind immer ein Streitthema zwischen Pferd und Besitzer. Denn es ist heutzutage selten, dass ein Reiter ein Pferd hat, das für seine Ansprüche gute Hufe besitzt. Hornqualität ist jedenfalls kein Zuchtkriterium, das ist klar. Ich habe auch so einen Kandidaten. Ein Vollblut eben – scheiß auf die Hufe, Hauptsache das läuft schnell. So eben das Zuchtziel des englischen Vollbluts. Sie sind platt und weich. Wobei meiner noch harmlos ist, außer, dass er sich in ungünstigen Momenten immer Eisen wegschießt. Aber es sind ja auch nicht nur die Hufe des Pferdes, die ihm Sorge bereiten, nein es sind die Besitzer der Pferde.
Wenn der Schmied durch den Stall geht und seine Kunden besucht, dann sieht er meist folgende Typen …
Das normale Pferd mit überempfindlicher Besitzerin:
Eigentlich hat das Pferd keine großen Probleme. Es braucht auch nicht zwingend vorne und hinten Eisen, aber die Besitzerin hat immer was zu jammern. Heute möchte sie keine Eisen, ganz spontan. Hat gelesen, dass das nicht gesund ist. „Es kann aber sein, dass der dann die ersten Tage sehr fühlig geht“, mahnt der Schmied. Nach halber Arbeit entscheidet sich die Besitzerin prompt um und möchte jetzt gleich vier Mal Eisen. Denn vier mal Eisen ergibt gar nicht fühlig.
Das Pferd mit den Katastrophenhufen und die Pfennigfuchserin:
Das gibt Pferde, die haben das Pech gepachtet. Und dieses Pferd hat bei der Hornverteilung spontan einen Ausflug nach Honululu gemacht. Es hat kaum Substanz, alles bricht weg und zu allem Überfluss hat es auch noch Stellungsfehler, die jetzt damit irgendwie behoben werden müssen. Wäre da nicht die Besitzerin. Die hat darauf keine Lust. Oder ist zumindest nicht bereit das zu zahlen. „Geht das nicht auch barhuf?“ ist ihre Standardfrage. Nicht, weil sie Eisen für Tierquälerei hält, sondern weil es günstiger ist. Sie reitet auch ihr stockelahmes Pferd munter weiter. Schließlich bezahlt sie ja Boxenmiete, da muss das Pferd weiterlaufen.
Das Pferd mit den tausend Krankheiten und der Barhufnazi:
Nein, nein, da kommt kein Eisen drunter. Das muss selbst heilen. Der Schmied sieht das Pferd nur alle hundert Jahre, dann, wenn mal wieder kein reiner Barhufbearbeiter rauskommen möchte, weil der Barhufnazi alle bekloppt gemacht hat. Aber wenn, dann kann der Besitzer sowieso alles besser und möchte auf keinen Fall, dass ein Eisen nur in die Nähe seines Pferdes kommt. Eisen also vorher sicher wegsperren, sonst weint der.
Das Pferd mit den normalen Hufen und die Halbschmiedin:
Eigentlich ist das keine große Arbeit. Eisen runter, bisschen feilen, Eisen drauf, fertig. Leider hält sich die Besitzerin für einen Schmied. Oder zumindest eine Barhufbearbeiterin und raspelt nicht nur in ungesehenen Momenten selbst am Pferd herum, nein, sie sagt auch ständig unnütze Sachen. „Die Zehe müssen wir aber kürzen.“ „Die Trachten sind viel zu lang.“ Dabei weiß sie weder, wo das eine, noch das andere sitzt. Aber sie hat eine Meinung und die teilt sie ungefragt jedem mit. Danach analysiert sie und terrorisiert den ganzen Stall.
Das Pferd mit den Stelzen und die gleichgültige Besitzerin
Das Pferd hat mittlerweile Plateausohlen, die sich ringeln, aber die Besitzerin ist so busy, die hat halt einfach keine Zeit für ein zwei Minuten Telefonat, um den Schmied anzurufen. Das ist einfach nicht drin. Das Gejammer, wenn dann der Schmied kommt und sie mal fragt, warum zum Teufel das Pferd so schlimm aussieht, und man seine Termine nicht früher macht, ist auch kaum auszuhalten. Es ist jedes Mal dasselbe. Schmied? ach, braucht man doch nur jedes Quartal.
Foto: Hilfe, was haben die mit mir vor?