Wie ihr wisst, bin ich ja gerade auf der Equitana. Also jetzt gerade nicht, ich muss ganz normal arbeiten, das hat sich später ergeben, als meine Urlaubsplanung, daher bin ich nur an den Wochenenden da. Aber eigentlich ist das spannend. Denn es sind furchtbar viele Leute da und dann kann ich lauschen, wenn ich mal zur Raucherecke schleiche. Oder zum Klo. Oder zum Essen. Oder beim Versuch irgendeinen Stand zu besuchen.
Und ich habe gute Ohren. Falls ich hier eines eurer Gespräche wiedergebe … Pech gehabt!

Es fängt im Bus an. Ich parke nämlich am AdW und latze dafür 7 Euro. Aua. Aussteller zahlen das auch. Die Equitana hat ein eher unübliches Messesystem. Das fällt auch einigen Leuten auf.
„Ist das Parken umsonst?“
„Nein, das kostet 7 Euro.“
„Wo denn?“
„Da vorne sind Kassenhäuschen.“
„Kann man da Karten kaufen?“
„Ne, da muss man das Parken bezahlen. Dann bekommst du einen Chip, den musst du beim Rausfahren vorzeigen.“
„Ach so. Und wenn ich keine Karte habe?“
„Für die Messe?“
„Ja, wo kann ich die kaufen?“
„In der Messe.“
„Und wofür steh ich jetzt an?“
„Fürs Parken.“
„Und wo zeig ich das dann vor?“
“ …“

Im Bus die pure Begeisterung der männlichen Nichtreiter Mitfahrer. Neben mir zeigt eine überzeugte Schibbi-Schabbi Freundin unablässig ihrem Freund diverse Schibbi-Schabbis, die er mit: „Hm … aha und soso“ kommentiert. Er merkt auch gar nicht, ob das unterschiedliche sind, denn als sie ihn fragt, was er essen möchte, sagt er immer noch „Hm … aha und soso.“

Ich betrete die Messe, hinter mir eine Schar Mädchen: „Ich bin voll aufgeregt, wir müssen sofort zu Laden ABC, da haben sie die neue Eskadron-Kolli. Die Susi wird soooooo süß aussehen darin.“
„Was gibt es denn für Farben in der neuen Kolli?“
„Weiß ich nicht!“
Aber sie weiß immerhin, dass die Susi totaaaal süß aussehen wird.

Ich setze mich an den Stand, bin keine fünf Minuten da, als sich nebendran ein Familiendrama abspielt. Kind liegt schon schreiend und heulend auf dem Boden.
„Nie kaufst du mir was! Die Sabine hat eine Gerte bekommen und ich nicht, buhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhh!“
Muttern (definitiv Reiterin, denn ich will plötzlich auch nix mehr kaufen, so durchdringend und laut ist die): „Du hast grad nen Helm bekommen und wenn du nicht gleich aufstehst, fahren wir heim!“
Die Sabine ist aber ein Schlingel, die ihre Schwester prompt unterstützt: „Geht doch gar nicht, wir haben Karten für die Blabla Show!“ Tja, Mutti, 1 zu 0 für die Kids. Muttern zieht die plärrenden Kinder weiter.

Ich schnacke eine Weile mit Leuten am Stand, bis ich schließlich mal rauchen gehe. Da kreischt aber eine Blondine in ihr Handy. Danke, Mensch. Jeder weiß jetzt Bescheid: „Ich bin vor irgendeiner Halle! Ja, da wo es die schönen Schibbi-Schabbis gibt.“
Ihre Freundin wird es NICHT verfehlen können. Mensch, es gibt doch nur an einem Stand schöne Schibbi-Schabbis.

Ich reihe mich in die Meute bei den Fressständen ein. Teenager vor mir. „Gleich kommen die Webstars, ich will da unbedingt hin, da ist Pupsi der pummelige Popowackler und die Julia von Arschnasenpommesrüttler Paul! Ich will ein Selfie mit denen.“
Ihre Freundin erwidert: „Aber ich möchte gleich zu Isabell Werth.“
„Kenn ich nicht.“
Ach, Olympia ist ja auch nur so ne Kirmesveranstaltung.

Ich verziehe mich zum Stand. Da bin ich wenigstens vor den meisten Gesprächen dieser Art sicher, denn da kommen nur Arschlochpferdleute. Manchmal möchte ich auch Ohrenstöpsel. So wie die Rennpferde.

Foto: Der Stand. Ich bin zwar grad nicht da, aber ein Buch oder ein Hörbuch bekommt ihr trotzdem!