Diese Diskussion tobt ja permanent im Inernet. Und es ist schlimmer als Star Wars gegen Star Trek. Das nur vorweg. VIEL schlimmer. Und wenn ihr keine Meinung habt, dann seid ihr uninformiert und rückständig und solltet eh kein Pferd haben. Alles ist gut für diese Leute: Solange dieses kleine Stück Metall nicht im Maul ist. Unpassende Gebissloszäume, scharfe Zäumungen in unruhigen Händen: Egal, alles besser als das böse Gebiss.
Und warum? Wahlweise, weil das Pferdemaul zu klein ist, die Zunge zu dick, das Pferd keine Luft mehr bekommt und irgendwer irgendwelche Studien veröffentlich hat, die an einem Knochenkopp zeigen, wie bös das Gebiss ist. Und natürlich, wenn der Mond im 7. Haus des Wassermanns steht. Dann ist das Gebiss besonders böse.

Das Pferd atmet nicht durchs Maul, ein passendes Gebiss verursacht keine Hämatome auf der Zunge (woher man das nur weiß? Vielleicht mal ins reingucken?). Es gibt natürlich Gebisse die sich verkanten, oder bewusst auf den Nussknackereffekt setzen, allerdings muss man die ja nicht verwenden (und der Standardfreizeitreiter wüsste nicht mal, wo er ein Ringgebiss erwerben sollte, das den Nussknackereffekt gewollt produziert).

Alle Gebissreiter sind böse. Und zurückgeblieben. Und auch bestimmt Nazis. Und schlagen kleine Kinder und Tiere. Ihr glaubt, dass ich mir das ausdenke? Weit gefehlt. Der Hitlervergleich fiel schon mal. Und dabei bin ich sogar Gebisslosreiter, allerdings so ein ultra blöder, der Gebissreiten gar nicht per se schlecht findet. Habe mir heute noch mal in Erinnerung gerufen, warum ich eigentlich gebisslos reite – oder vielmehr: Mein Pferd hat es getan. Er hasst es.

Fragen wir doch mal in gängigen Gruppen nach der perfekten gebisslosen Zäumung!

Equipment:

Glücksrad: Zum drehen und Vokale kaufen. Meist kaufen die Leute allerdings ein M, so wie in: „Mhhhh, sitzt das so richtig?“ Das Glücksrad variiert in den Schärfegraden, je nachdem wie man es einstellt. Von findigen Leuten für viel Geld vermarktet, ist es eigentlich nur ein Rad mit Speichen. Wirkt mit Druck! (wir erinnern uns: Druck ist böse … schon lustig, die Anti-Druck-Tussis reiten fast alle mit Glücksrad). Kein Mensch weiß, wie man es verschnallt und ständig kommt irgendein Horst in die Gebisslos-Gruppen dieser Welt und fragt nach der Handhabung. Dabei ist’s nicht schwer.

Hackamore: Lieber Reiter, sei jetzt stark: Ein Hackamore darfst du nicht benutzen. Und wenn doch, dann darfst du niemals davon ein Foto machen. Völlig egal, ob du es korrekt benutzt oder nicht. Es ist IMMER irgendwer dabei, dessen Freund eine Freundin hatte, die mal ein Pferd kannte, das wiederrum einen Reiter kannte, der irgendeinem armen Geschöpf mit einem Hackamore die Nase gebrochen hat. Mal ernsthaft: Wenn ein gegen die Hand gehendes (pullendes) Rennpferd es nicht schafft, dass ein Jockey ihm die Nase mit Hackamore bricht, dann passiert das auch mal gar nicht so schnell beim gemeinen Freizeitreiter. Sofern der nicht schon wieder zu blöd war, das Hackamore zu verschnallen. Okay, ist doch sehr realistisch. Lassen wir das.

Sidepull: Erste Wahl für Gebisslos-Anfänger. Wenn wir es dann zwanzig Mal falsch verschnallt haben, können wir auf fast schon losreiten. Bloß keinen Schoner dranpacken, ihr gestörten Gestalten! Damit raubt ihr dem Pferd die Sicht! Weil der so fluffig ist und das arme Geschöpf den Boden nicht mehr sehen kann. Dass eventuelle Ropes oder andere harte Materialien aus dem der Nasenriemen gemacht ist, die Haut schmirgeln können, ist irrelevant. Hauptsache das arme Tier sieht dabei den Hallenboden. War eigentlich mal eine Impulszäumung, wurde aber spontan vergessen.

Bitless Bridle: Da muss man andersrum lenken! Behaupten hartnäckige Verfechter des Glücksrads. Also nicht das Rad andersrum drehen, sondern andersrum reiten. Scheinbar besitzt mein Pferd eine invertierte Steuerung wie eine Flugsimulation, oder aber es ist gar nicht so. Prinzipiell glaube ich, dass es sich nur deswegen nicht so massiv durchsetzt, weil das quasi die Königsdisziplin für Gebisslos-Honks ist: Das kriegen die ja NIE verschnallt mit den überkreuzten Strippen.

Bosal: Das wünschenswerte Hackamore. Das ist okay. Hackamore (mechanisch) nicht. Merken! Damit kann man gut angeben. Benutzt keiner: Zu schwer zu verschnallen. Und zu verstehen.

Halsring: Selbst bei dem schaffen es manche Reiter noch, dass er falsch sitzt und das Pferd spontan an Asthma erkrankt. Wenn man den Bildern im Internet Glauben schenken darf, ist es dafür da, dass dicke Kinder auf Ponys mit Hirschhals und weggedrücktem Rücken rumjuckeln und sich frei fühlen dürfen. Tut’s da nicht auch ‘ne Carefree? Oder ein OB?

Hannoversches Reithalfter (umfunktioniert): Den Trend kannte ich noch gar nicht. Und ich finde ihn extrem gruselig. Ein hannoversches Reithalfter ohne Trense. Aha … über die bösen Hackamore Reiter schimpfen, aber selbst eine Zäumung wählen, die extrem auf dem spindeldürren Knöchelchen liegt. Clever. Zum Glück benutzt das kaum jemand, weil ja doch keiner weiß, wie man das verschnallt.

Beim nächsten Mal wollen wir aber lieber wieder die Elite treffen – die mit Metall. Also keine Sorge, es gibt auch noch eine Trensenrunde. Wir wollen schließlich aufs Turnier!

Fotomodell: Ja, der Graf. Das größte Schimmeltier im Landkreis. Jedenfalls in den 90ern. Mit ihm fällt man garantiert auf. Dazu trägt der Herr eine modische No Name Schabracke und ein Vorderzeug der Marke – lag noch im Schrank.
Der ist schon tot, also ein bisschen Pietät für den besten Schimmel den ich je kennengelernt habe.