Ja, Pferde sind dumm. Jedenfalls wenn man sich ansieht, was sie sich von uns Menschen gefallen lassen. Und sie lernen sogar unter den bescheuertsten Umständen noch etwas, selbst wenn der Mond nicht gerade im 7. Haus des Wassermanns steht und Saturn und Neptun eine Straße bilden.
Unter Reitern kursieren die wildesten Gerüchte. Und natürlich auch Praktiken, um dem Pferd etwas beizubringen (mein Pferd lernt übrigens gar nichts, wenn es mit Klicker, Touch oder Voodoo etwas eingetrichtert bekommt. Ich glaube er steht nicht drauf, oder die Sterne stehen immer ungünstig, wenn ich es versuche).

Überspitzt formuliert, mal hier ein kleiner Überblick für euch:

Der Klicker: Pferd soll durch das Klickern angespornt werden, Dinge zu machen. Vorher muss man allerdings mit dem Herrn Pawlow geschlafen haben, sonst funktioniert das nicht. Klick = Gut! Danach kann es Zaubern, Handstand, Radschlag und vielleicht noch ein paar unpassende Kunststücke, wie Schlauch ausfahren, Futter aus den Taschen klauen und betteln. Merkt man, dass ich Futterlob blöd finde? Gut! Im Idealfall wird das Pferd das Klickern mit Lob verbinden und eventuell auch das machen, was man von ihm will. Im Worstcase wird es respektlos sein Futter einfordern und extrem aufdringlich werden.
Mein Pferd: ist der Worstcase. Auf Kommando den Lümmel zeigen kann er, sofern es nur genug zu futtern gibt. Mehr aber auch nicht. Warum das zusammenhängt … das möge bitte jemand per Telepathie an ihn weitertwittern.

Druck: Druck ist für alle, außer Parellireiter, böse. Weil er totaaaaal negativ ist. Die Druckhasser ziehen auch an Türen auf denen „Drücken“ steht. Und sie können ihn wittern. Prinzipiell soll das Pferd aber auf Druck mit Nachgeben reagieren. Das ist so die Kernaussage. Es soll den Kopf bei Druck runternehmen und es soll auch weichen, wenn der Druck woanders entsteht. Sagt bloß NIE und nimmernicht, dass euer Pferd weicht, wenn ihr euch gegen es drückt. Schiebt lieber wie ein Berserker an einem 500kg Vieh herum, damit es ENDLICH den Huf von eurem Fuß nimmt. DAS ist wahre Tierliebe.
Mein Pferd: weicht auf Druck. Weicht allerdings auch auf Gefuchtel, Gebrüll oder wahlweise weil das Futter in der entgegengesetzten Richtung steht.

T-Touch: I have no f … ing idea! Also man befummelt das Pferd und irgendwann wird es wieder heile und auch alles machen, was der Reiter will. Aber nur vom Boden aus. Man kann auch andere Tiere begrabbeln, das hilft auch. Oder den Gartenzaun, falls der sich nicht von selbst anstreicht. Die T-Touch Jünger sind echt selten, also einfach lächeln und nicken.
Mein Pferd: hat sich bereits bei der Gewerkschaft informiert: Das ist sexuelle Belästigung.

Dualaktivierung: Hallenhalma ohne anfassen. Bunte Stangen auf nicht buntem Boden. Machen Pferde klüger, aber nur wenn sie in den richtigen Farben sind. Gelb und blau. Eigentlich ist es nur althergebrachte Stangenarbeit, die durchaus sinnvoll ist. Mit den Dualaktivierungsleuten hat man eher selten ein Problem, die sind ziemlich chillig und haben definitiv schon lange genug auf ihre bunten Mikadostangen geschaut, die zanken eher selten mit euch.
Mein Pferd: ist offenbar farbenblind und dazu stangenbehindert, er springt über alle, aber das mit dem Gehen fällt ihm schwer. Allerdings auch bei den „richtigen“ Farben.

Join-Up: Uh! Gebt nie zu, dass ihr gejoint habt, das ist ganz böse und das muss sowieso jemand machen, der echt Profi mit Join-Up Zertifikat und Doktorarbeit ist. Pferd wird im Kreis gehetzt, bis es ihm zu blöd ist und es endlich zum Menschen kommt. Machen Pferde auch so. In ihren Roundpens in der Steppe. Überdacht natürlich, so ein Pferd von Welt will nicht nass werden.
Ich verstehe immer noch nicht, warum Pferde so doof sind und danach echt noch zum Menschen kommen. Wirklich, das verstehe ich nicht.
Mein Pferd: weiß ganz genau, dass ich solchen Blödsinn nicht mit ihm mache und wir auch gar keinen Roundpen haben. Würde ich es machen, würde er mir zeigen, wie viele Millisekunden er für eine Runde im Roundpen benötigt.

Klassische Schule an der Hand: Ho! Das sind die besseren Menschen. Die machen das nämlich wie die Ritters früher im Mittelalter. Da gibt es ganz viele tolle, teure Bücher drüber und vor allem muss man, wenn man klassischer Barockreiter ist, ständig die Namen Branderup, Xenophon und andere Artverwandte einstreuen. Ist ein bisschen wie englisch reiten, wird aber gaaaaaaaanz klar von allen verneint. Bevor ich hier darüber rede, muss ich aber erst mal 200 Bücher lesen.
Barockreiter blicken gerne von ihrem Friesen auf das niedere Fußvolk herunter. Die haben halt nicht bei Xenophon studiert. Sie selbst zwar auch nicht, sondern höchstens mal Xylophon gespielt, aber eine gewisse Arroganz lässt sich nicht verleugnen.
Mein Pferd: lernt immerhin gerade das Piaffieren nach klassischem Vorbild. Hat er sogar geschnallt. Bestimmt wegen dem Druck.

7-Games: nach Parelli. Ich habe es ECHT versucht. Das Porcupine Spiel und all diesen Krams. 7 Stufen, die spielerisch dem Pferd klar machen, wer Herr im Haus ist und wo eigentlich sein Platz ist. Außerdem verbessert es die Kommunikation (was ich tatsächlich nicht bezweifle) Böse Zungen behaupten allerdings, dass es die Pferde hirntot macht. Parelli Anhänger werden gerne als Tierquäler dargestellt, weil es da ein paar unschöne Videos auf youtube gibt, dank ein paar besonders dummen Parelli Instruktoren. Outet euch also bloß nicht!
Mein Pferd: weiß jetzt, wo sein Platz ist – auf meinem Fuß. Ab dem Porcupine Spiel fand er das Ganze nur noch blöd und blieb einfach ganz stumpf stehen.