Der Herbst ist eine interessante Jahreszeit für Reiter, denn wiederkehrend stellen sich ihm ja jeden Herbst dieselben Fragen und Probleme, die behoben und diskutiert werden müssen. Aber er liefert auch eine Menge Ausreden, um nicht reiten zu müssen.

Die Top Fragen im Herbst lauten:

„Soll ich schon eindecken?“
„Der Platz ist nass, kann ich überhaupt reiten?“
„Was tue ich, wenn mein Pferd Fell schiebt?“
„Was mache ich denn jetzt, wo es so früh dunkel wird?“

Die Top Fotos sind:

Matschiges Pferd mit: „Hoho, so ein Schweinchen!“
Kitschiges Ich-steh-im-Herbstlaub-Shooting-Bild
Herbstfarben am Pferd – Trendschibbi-Schabbis

Ach, der Herbst. Eine Zeit voller Missverständnisse zwischen Pferd und Reiter, vor allem dann, wenn das Laub böse raschelt und mal der Wind pfeift. Da trennt sich die Spreu vom Weizen, oder eben der Reiter vom Pferd, denn statistisch gesehen, küsst das gemeine Anhängsel mit Vorliebe im Herbst den Hallenboden. Weil es raschelt, oder windig ist, Zustände, die erst Pferd, dann Reiter in Angst und Schrecken versetzen.
Es ist die Zeit der schönen Abschwitzdecken und der Reiter präsentiert farbenfroh wie ein Urwaldvogel seine Kollis in der überfüllten Halle, denn wer jetzt noch rausgeht ist entweder ein echter Allwetterreiter, oder aber ein Eskimo. Mindestens. Es ist doch so kalt.
Dicke Thermoreitstiefel werden auch im Herbst schon rausbekamt, oder zumindest schon mal angekündigt, indem sie aus dem Keller hervorgeholt werden. Für die wirklich kalten Tage.
Die Tage werden Kürzer, auch für die Pferde auf der Weide – ab Herbst kann man dann die dümmlichen: „Mein Pferd kommt jetzt nur noch eine Stunde raus, reicht das?“ Anfragen lesen. Und am besten kommentieren mit: „Wenn es ausgestopft ist – ja.“

Dann sind aber auch noch wichtige Fragen offen wie: Was macht man denn, wenn es regnet und keine Halle hat. Und kommt ja nicht mit so absurden Vorschlägen wie: Regenzeugs kaufen. Lieber 20 Bücher über Bodenarbeit in der Box. Weil das Pferd auch nicht nass werden soll. Des Reiters bester Freund ist also der Händler seines Vertrauens, was die Kollis angeht und natürlich auch die Bücher.

Doch nicht nur Pferd und Reiter haben da Probleme miteinander, denn im Herbst hat man ja auch öfters mal den Tierarzt da, der wieder viel weniger Ahnung hat, als die Mädels bei Facebook. Und die Reitbeteiligungen kommen plötzlich nicht mehr, weil das Wetter schlecht ist.

Aber es gibt ja auch gute Dinge im Herbst. Da wird die Karriere schon mal vorgeplant, wenn die Turniere langsam weniger werden und sich alles auf den faulen Winter vorbereitet. Die Karriere wird mit Vorliebe bei Zweijährigen geplant (auch wichtig: Was wird es denn für eine Kolli zum Anreiten nächstes Jahr tragen). Die eigene Turnierkleidung wird gleich mitgeplant.
Außerdem ergötzt man sich an den tollen Selfies beim Sonntagsausritt, wo die letzten Sonnenstrahlen eingefangen werden. Man reitet natürlich im Schritt – es raschelt ja schließlich überall.

Foto: Herbstopfer ohne schöne Kolli.