Mein Pferd ist ein kleiner Mobber. Manchmal. Unter bestimmten Voraussetzungen. Dabei sollte er es ja besser wissen, schließlich war er auch recht lang Mobbingopfer (eine Horde Traberdamen, er und noch so ein Blödmann, den er dann als einzigen Ärgern konnte). Aber: Pferde denken nicht in diesen Dimensionen und deswegen hat man halt einen kleinen Stänkerer, den kein Wässerchen trüben kann. Früher hat alles auf die Grand Dame des Hauses gehört. Wenn die ihre Tage hatte, dann wurde gespurt. Irgendwann klaute sich mein Pferd die Hoheit über die Weide und geleitete artig alle zum Wasser und wartete, bis jeder trank. Und ansonsten dödelte er mit dem Shetty herum, weil er der einzige ist, der mit meinem Nervsack spielen will.
Nur … mein Pferd ist mehr so das Kleinkind, das nicht weiß, wann es nicht mehr lustig ist und das sehe ich immer dann, wenn er so in etwa auf Brusthöhe schrammen hat. Ganz kleine, niedliche. Alle vom Pony, das ihm sagt: Jetzt lass den Dreck mal, es nervt. Grundsätzlich weiß mein Pferd selten, wann es gut ist. Aber er lernt noch. Ist ja erst siebzehn. Und nur, weil andere Weidekumpel das ertragen haben, muss das ja nicht für jeden gelten.
Das Problem: Wenn das Shetty ein Halfter anhat, dann übt es eine magische Anziehungskraft auf meinen Dummdödel aus. “Muss ich haben, will reinbeißen.” Dass da öfter noch etwas Shetty am Halfter hängt, das will er nicht einsehen. Was macht das Shetty dann? Zurückkneifen. Also stehen die stundenlang auf der Weide, reißen das Maul auf und hapsen aneinander rum. Sieht aus wie eine schlechte Variante vom Zungenkuss. Mit ganz viel Zunge und Mund auf. Manchmal schlabbern sie dann aneinander herum, Pony ist ganz nass und mein Pferd hat eine Schnute voller Haare und versucht die, wie so eine Eule, die das Gewölle loswerden will, auszuspucken. Sieht ziemlich blöd aus.
Also Lösung? Halfter ab. Dann können die anders spielen. Leider ist mein Pferd betriebsblind und bekommt nicht immer mit, dass das Halfter weg ist – und beißt dann halt so auf dem Pony herum. Nicht fest, da ist nie jemand ernsthaft verletzt, aber irgendwann langt es dem wilden Wutz auch mal, Pferd bekommt eine verplättet und steht dann ganz doof da: “Aua!”. Das ist ja schon ein bisschen peinlich. Man ist ja Pferd von Welt und kann sich doch nicht von einem Pony zurückärgern lassen, wo man doch gerade so schön provoziert hat.
Die Halftersache hat er sich übrigens auch vom Gartenzwerg abgeschaut. Der hat die Oldies gerne am Halfter Gassi geführt. Und weil der Alte so lieb war, ist der eben mitgegangen, während das Pony kichernd mit ihm rumgewackelt ist. Mein Pferd lernt ja grundsätztlich alles, was Blödsinn ist und vielleicht liegt es auch am Ponykarma. Kann alles sein.
Aber zum Glück sind die beiden sonst ein Herz und eine Seele. Blubbern lustig zusammen im Wassertrog herum (bis meiner versucht reinzusteigen), dödeln gemeinsam im Galopp über die Weide (und meiner achtet immer fein darauf, dass die kurzen Ponystumpen mitkommen), legen sich zusammen hin und pennen und wenn sie versuchen sich zu kraulen, sieht das sehr lustig aus (aber nicht unmöglich, man kann ja die Haxen klappen). Bis man mal wieder vergisst, dem Pony das Halfter auszuziehen, das eine magische Anziehungskraft auf Mozart hat …
Foto: Kurz ein bisschen Sonne am Morgen erwischt, bevor der Schneematsch kam …