Challenge accepted. Ihr wisst das ja genauso wie ich, nix darf man im Reitsport kritisieren, wenn es unschön ist, egal ob Verbandsentscheidungen oder Reiterei, am Ende kommt immer irgendwer mit dem doofen Argument: “Mach du es doch erst Mal besser”. Okay. Ja, gut. Mach ich. Gib mir bitte die dazu passenden Zutaten. Da sich leider kein Rollkur Reiter oder sonst wer davon überzeugen ließ, mich auf sein Pferd zu lassen, habe ich eine andere Variante gewählt. Woran hab ich immer rumgemeckert? Am Neusser Rennverein. An den verkrusteten Strukturen und den kuriosen Entscheidungen und der Konzeptlosigkeit.

Als man dem Rennverein dann die Tür wies, kamen natürlich auch wieder Leute, die meinten: “Ja, da konnte man nichts mehr machen.” Sagte man so was wie: “Natürlich hätte man, man hätte nur dies oder das …”
“Machs doch selbst!”
Ja gut. Hab ich dann. Nicht nur ich, aber ich eben auch. Wir haben mit fünf Leuten innerhalb von zwei Wochen ein Konzept abgeliefert, das nicht nur uns überzeugt hat, sondern auch den Bürgermeisterkandidaten der CDU, Jan-Philipp Büchler (“Schreib innovativ, nicht frisch!”). Das Konzept besteht nicht nur aus Galopprennen, denn so eine Rennbahn muss ja nicht nur für ausschließlich Galopprennen genutzt werden, wenn man so viele Möglichkeiten offen hat. Es inkludiert auch den Pferdesport an sich. Damit alle was davon haben.

Wie man überhaupt auf die Idee kommen kann, den Standort mit den besten Haltungsmöglichkeiten, zu schließen, ist mir ja schon unbegreiflich. Täglicher Weidegang gehört für die Neusser Pferde nämlich dazu. Und die gewinnen auch Rennen. Aber ja, besser ein Open Air Kino, statt Pferdesport. Rennsport. Wir sollen ja, laut dem amtierenden Bürgermeister halt nach Düsseldorf oder so fahren, wenn wir “unseren” Sport sehen wollten.

Aber, man lässt sich ja nicht entmutigen. Dann gründet man eben seinen eigenen Rennverein. Das haben wir dann auch gemacht, schnell noch einen Präsidenten gewählt (how to: wie gründe ich einen Rennverein in kurz und knapp) und einen Vorstand aufgestellt, zum Notar gewackelt, denn gestern wurden wir zum Pressetermin mit eben besagtem Bürgermeisterkandidaten und der Vorsitzenden der CDU-Stadtratsfraktion. Und natürlich auch ein paar Herren von der Presse, denen wir Rede und Antwort über Konzept und Personal gestanden haben.
Ich bin übrigens diejenige, die sich n halbes Auge tuscht, dann feststellt, dass die Wimperntusche leer ist und die andere ausgetrocknet und dann mit einem halb getuschten Auge zur Pressekonferenz fährt.

Irgendwie war man sich auch gar nicht darüber im Klaren, dass wir natürlich nicht einfach sagen: Wir machen das besser, sondern eben auch ein Konzept und bereits erste Sponsoren haben. Na, wie soll man es denn sonst besser machen? Klar haben wir das vorher bedacht und nicht blauäugig uns da hingesetzt und gesagt: “Wird alles viel toller.” – “Wie denn?” – “Wissen wir nicht, aber es wird toll.” Deswegen haben wir auch auf sämtliche bekannte Gesichter des alten Rennvereins verzichtet. Das hier ist kein Neuaufguss einer alten Totengräberei.

Tja und jetzt denkt ihr euch – ja, schön, aber was können die jetzt mit der CDU machen? Na, ja … eine Mehrheit im Stadtrat herstellen, die pro Galopprennbahn und dem neuen Verein entscheiden kann. Damit der Veranstaltung weiterer Rennen nichts mehr im Wege steht. Und das ist gerade der Stand der Dinge. Natürlich ist uns bewusst, dass wir auf dem Weg scheitern könnten. Dass keine Mehrheit zustande kommt. Dann war die Arbeit für die Katz. Aber – dann ist das so. Besser etwas versuchen und dann zu scheitern, als einfach dadurch zu scheitern, dass man es nie versucht hat.

Übrigens, wer etwas Cooles für die Rennbahn tun kann und sagt: Das braucht ihr noch – Mitgliedsanträge könnt ihr gerne bei mir stellen, sobald die Ratssitzung gelaufen ist. Das ist die Chance, etwas besser zu machen. Den Galoppclub Neuss Niederrhein solltet ihr im Auge behalten.

Foto: von Morwen