… hat der Reiter drauf. Nicht nur in Sachen Unfallverhütung, wenn er ein Pferd davon abhalten will ihn zu treten, zu beißen oder einfach nur sehr heftig zu knuddeln (Pferde lieben das – Reiter eher weniger), sondern auch im täglichen Umgang mit dem Thema Pferd. Das liegt vor allem an zwei Fraktionen – sogenannten “Tierschützern” und anderen Reitern. Um euch das mal zu illustrieren, beobachten wir einfach mal eine aus dem Ruder gelaufene Diskussion auf Facebook.
Da postet also jemand (auf seinem eigenen Profil) ein Bild von seinem Pferd, das bei einem Shooting entstanden ist. Pferd hüpft ein bisschen zu lustig, während der Reiter ganz verkniffen guckt. “Outtakes”, wird dazugeschrieben – mit einem Lachsmiley. Ist man jetzt ein stinknormaler Reiter oder ein stinknormaler Freund, setzt man ebenfalls einen Lachsmiley und denkt nicht weiter über dieses Bild nach und hat es in fünf Minuten vergessen. Ist man eine dieser Kreaturen, ist man ein Sackgesicht und sollte tunlichst mal überlegen, ob man nicht einfach in seiner eigenen Bubble verweilen kann.
Reiter 1: “Man sieht eindeutig, dass der Sattel nicht passt und du machst dich darüber lustig?”
Reiter 2: “Wann war das arme Pferd überhaupt mal beim Zahnarzt? Man sieht, wie es hier das Maul aufsperrt!”
Tierschützer 1: “Pferde sollten überhaupt nicht geritten werden, ich finde das ganz schlimm.”
Tierschützer 2 *liked das und setzt noch nen traurigen Smiley”.
Wie wird der Reiter beim nächsten Mal posten? Er wird in die Abwehrhaltung gehen. Die sieht wie folgt aus. Er filtert a) nicht nur alle Fotos auf die einzig Vorzeigbaren (Fotografen hassen diesen Trick – wenn aus einer ganzen Session plötzlich nur noch 4 Bilder nutzbar werden, weil auf allen anderen irgendwer dem Pferd immer noch Grieselkrätze an den Popo diagnostizieren kann), b) wird er vorher die Krankenakte und sämtliche Tierarzttermine auflisten und c) sich vielleicht einfach gar nicht mehr trauen ein Foto hochzuladen. Denn immer muss man erklärend eingreifen, damit nicht irgendwer daherkommt, um Tierquälerei festzustellen.
So reagieren Reiter dann auch auf völlig normale Fragen komisch. Fragt also der Nichtreiter: “Was ist denn das?”, fragt der Reiter sich erst mal, wie das denn jetzt gemeint ist. Was könnte sich hinter dieser harmlosen Frage mit Blick auf ein Martingal verbergen? Einfach nur Wissensdurst? Nein. Der begegnet Reitern viel zu selten. Meistens wird gewertet – auch von völlig Unbeteiligten. Nicht verstehen, wie etwas wirkt oder wofür es da ist und dann Tierquälerei diagnostizieren, liegt eben voll im Trend. Dass wirklich nur jemand eine Frage hat, das kommt dem Reiter, aufgrund seiner permanenten Abwehrhaltung, kaum noch in den Sinn und er ist dann ganz überrascht, wenn einfach nur jemand ehrliches Interesse hat. Das kennt er kaum noch.
Denn wenn die Sackgesichter einen Mal wieder in die Pfanne hauen wollen, stellen die auch so ganz hinterhältige Fragen. Wenn du dich über das Benehmen deines Pferdes heute auf dem Platz geärgert hast, dann kommen so passiv aggressive Fragen wie: “Wann hattest DU denn überhaupt zuletzt Reitstunde?” oder: “Du warst ja in letzter Zeit auch nicht viel da.” Alle schön mit einem Vorwurf garniert. Auf Facebook kann man die ja blocken. Aber wie macht man das beim Besitzer vom Pferd nebenan?
Foto: Kann auch die gesunde Abwehrhaltung. Einfach hinlegen, dann will niemand mehr was.