Immer wieder höre ich, dass Pferde ja nach Hause laufen und daher wäre es wohl auch irgendwie nicht schlimm, wenn man die im Gelände frei rumlaufen lassen würde (DOCH! Ist es!), aber an diesem Mythos glaube ich nicht. Warum? I present you: Mozart. Mozart weiß nicht wo er wohnt. Obwohl ich ihn, seitdem ich ihn habe, noch NIE umgestellt habe. Er wohnt immer schon im selben Stall, seitdem er bei mir ist (nur mal in unterschiedlichen Boxen). Mozart weiß, wo es zur Weide oder zum Platz geht. Und das war’s. Das war’s einfach völlig. Er kann sich nichts merken, er kann nichts wiederfinden und er weiß auch nicht, wie weit es nach Hause ist, sodass er mal bisschen schneller geht, wie man das sonst so von Pferden kennt. Nach dem Motto: Das Navi sitzt obendrauf, ich guck mir lustig die Gegend an.
Wenn ich mit Mozart rausgehe, dann ist er immer begeistert. Es kann stürmen, es kann regnen, es kann die Sonne scheinen, das Pferd ist immer unterhalten und schaut sich alles genau an, als sähe er das das erste Mal. Vor allem Einfahrten üben einen unheimlichen Zauber aus, er dreht dann den Kopf um die Einfahrt genauer ins Visier zu nehmen, würde aber frontal ins nächste parkende Auto laufen, weil er gar nicht nach vorne schaut. Er ist immer so begeistert von allem und jedem, dass er sich im Straßenverkehr auch nur sehr selten mal fürchtet – dafür muss man ihm aber schon mit nem LKW in die Hacken fahren und dann das Horn tröten. Findet er dann nicht so gut. Die andere Variante, die er nicht mag, sind Leute, die laute Musik auf ihrem Handy mit Lautsprecher hören – und seien wir mal ehrlich, das kann ihm keiner übel nehmen, KEINE SAU WILL EURE F…ING HANDYMUSIK HÖREN! Schon mal gar nicht, wenn ihr dazu noch einen grundmiserablen Musikgeschmack habt!
Hat man den städtischen Teil hinter sich gelassen, ist das Pferd immer noch schwer interessiert, hat aber keine Ahnung, wo er ist. Lässt man ihn entscheiden, wo es jetzt lang geht, wählt er auf gar keinen Fall den Weg zurück, sondern mehr so: “Was gibt’s denn hier noch Schönes?”. Er weiß einfach nicht, welcher Weg zurück ist. Als würde er beständig irgendwo anders hingebracht werden. Nach dem Motto: “Kann ich doch nicht wissen, wo die heute hin will.” Er wurde noch NIE irgendwo anders hingeritten. Keine Ahnung, warum er nicht auf die Idee kommt, dass er auch wieder zurück muss … Vielleicht weiß er schlichtweg nicht, welcher Weg das ist – ich werde es vermutlich nie erfahren. Er auch nicht, er kennt den Weg zurück ja nicht. Also liegt es an mir uns beide sicher durchs Gelände zu finden. Wenn ich mal verloren gehe (was nicht unrealistisch ist), dann habt ihr morgens um neun Uhr plötzlich keinen Post mehr. Dann sind wir einfach weg.
Selbst auf dem Rückweg merkt Mozart sehr lange überhaupt nichts. Er merkt nur – puh, jetzt geh ich mal nicht mehr so schnell, Zeit ist überschritten, nicht mehr genug Geld eingeschmissen, das C&A Pferd wird jetzt langsam und hört irgendwann ganz auf. Bis ungefähr fünfzig Meter vor dem Stall, da hört er dann das Pony rufen (was er geflissentlich ignoriert) und erkennt den Zaun wieder. Oh! Nach Hause! Juhu! Da wird er dann flott. Nach Hause kennt er. Er erkennt es halt erst sehr spät und wenn man mit anderen Leuten ausreitet, deren Pferde den Weg nach Hause VIEL früher erkennen, schlufft Mozart hintendrein und fragt sich, warum die so hetzen.