Zu schlaue Pferde sind gar nicht so cool wie man denkt. Klar, da gibt es die Fraktion, die sagt: “Mimimi, das ist doch toll”. Aber meist haben die kein schlaues Pferd. Denn die mit schlauem Pferd haben gar keine Zeit ein Loblied darauf zu singen, denn sie sind damit beschäftigt, ihren Stall zu Alcatraz umzufunktionieren. Denn das ist ein Hauptproblem bei schlauen Pferden. Und sind sie dann noch verfressen – na gute Nacht. Da wird dann aus einer einzigen Unachtsamkeit gerne mal eine teure Angelegenheit und wenn du dem Pferd etwas Gutes tun willst (Maulkorb oder Decke), dann ist das Pferd immer noch nicht schlau genug, damit es das versteht, sondern weiß nur, wie man die Dinge auszieht oder ganz kaputt macht. Dementsprechend ist das alles einfach nicht cool.

Ein zu schlaues Pferd auf dem Reitplatz ist noch relativ harmlos. Es schlägt dir vielleicht viele Dinge vor, hinterfragt auch etwas mehr und falls du nicht schnell genug entscheidest, übernimmt es eben selbst das Ruder (was zum Beispiel im Parcours ungünstig sein kann). Aber meist liegt es an dir, weil das Pferd für dich mitdenken muss. Aber es ist auch schön – das Pferd merkt sich viele Lektionen sehr schnell, sowohl am Boden, als auch unter dem Sattel und braucht nicht lange, um das zu verinnerlichen. Ach, das meint Frauchen? Kein Problem, machen wir. Das doofe Pferd braucht nicht nur deutlich länger, es vergisst die Sachen auch viel schneller. Das zu schlaue Pferd merkt sich allerdings auch Lektionen, die es besser vergessen sollte. Hat man vielleicht einmal zum Spaß gemacht und dann gelacht und getätschelt und plötzlich hat man einen Huf vor der Nase, weil der Spanische Schritt doch so witzig war. Muss nicht sein.

Im Stall jedoch … also im Stall hat da keiner Bock drauf. Denn das zu schlaue Pferd findet a) schnell heraus, dass sich alles optimieren lässt und b) weiß es, was es tun muss, um seinen Willen zu bekommen. Ist die Weide drüben grüner und sind da schon störend viele Litzen gespannt? Das zu schlaue Pferd kommt drüber (oder drunter). Der Futtertrog ist leer, aber man hat noch Bock auf Kraftfutter? Das zu schlaue Pferd weiß, wie es aus seiner Box entkommt und die Futterkammer öffnet. Was es nicht weiß – warum am nächsten Morgen der Tierarzt antanzt. Schließlich hat man doch nur so zwei oder drei Futtersäcke inhaliert. Ganz findige Kandidaten haben ein Herz für doofe Pferde und lassen die gleich mit raus. Man will ja nicht alleine schlecht auffallen.

Eigentlich ist es also von Vorteil, ein moderat doofes Pferd zu haben. Eins, das nicht gerade das Gedächtnis einer Eintagsfliege hat, aber dir jetzt auch nicht unbedingt Mathenachhilfe geben kann. Denn so nett ein schlaues Pferd ja immer klingt – beschäftigt werden wollen die auch noch. Sonst beschäftigen sie dich. Und zwar Hardcore. Während das doofe Pferd sich vielleicht mit einer Stunde Bespaßung zufrieden gibt, ist das zu schlaue Pferd immer noch im Fernsehmodus. Am liebsten ein 24/7 Programm. Nein – das will man wirklich nicht. So ein bisschen was von Allem wäre toll. Halbwegs normal mitdenken, aber bitte nicht mit Diplom zum Türöffner, Deckenvernichter, Maulkorblloswerder, Heubodenknacker oder Offenstallniederreißer. Sonst eigentlich keine weiteren Wünsche.