Wir wissen alle, dass Pferdekauf schwer ist. Pferdeverkauf ist aber noch schwieriger, denn was da für Freaks antanzen, ist manchmal nicht mehr feierlich. Und ja, manchmal bieten sie sogar Kamele an.
Im Rennstall bin ich da ganz anderes gewohnt. Das Pferd ist 1. immer vorzeigbar (weil sie jeden Morgen geputzt werden, ganz egal ob sie nachher nur auf der Weide stehen, Boxenruhe haben, oder ein Rennen gehen) und 2. der Käufer sagt meistens schon nach dem Termin ja oder nein.
Manchmal gucken die auch gar nicht richtig hin, lassen sich das Pferd aus der Box führen, da gucken sie kurz, gehen mit rüber zur Bahn, wo man dann einen frischen Canter geht und die Leute schon lange nicht mehr gucken – das Smartphone ruft. Da man das nicht wiederholen kann (zwei Runden sind dann doch ein bisschen unfair, nur weil der Kerl nicht geschaut hat), kaufen sie dann, oder lassen es sein. Und wenn das Pferd schon gute Leistungen hat, dann wird nicht mal geguckt.
Das ist die harmlose Variante.
Pferde im Internet anbieten ist jedoch eine Sache, die einer genauen Formulierung bedarf, die am Ende kein Schwein liest. Schreibt mal rein, dass es gerne Kopfstand macht – hat am Ende kein Mensch gelesen. Packt am besten alle nötigen Informationen wie Alter, Geschlecht, Farbe und Ausbildungsstand in den ersten Satz. Und schaut dann mal, wie viele anrufen und fragen: Wie alt ist das Pferd? Immer noch genug … steht es weiter unten im Text leben die Käufer nach dem Motto: „Too long, didn’t read – LOL!“ Und nerven dann per Whatsapp mit den Fragen, die sie bei korrektem Lesen schon lange beantwortet hätten.
Überhaupt – schreibt man dazu, dass man nur ab 18 Uhr anrufen soll, dann rufen auch morgens um 5 irgendwelche Vollhonks an – soll der Kontakt nur per Whatsapp erfolgen, klingelt dennoch ständig das Telefon – und der potenzielle Käufer ist eingeschnappt, weil der Verkäufer langsam angenervt ist.
Termine machen ist wieder so eine Sache, die nur die Hartgesottenen durchziehen, denn in der heutigen Zeit sind Absagen definitiv uncool und werden nur sehr selten genutzt. Soll der Verkäufer sich doch ruhig den Arsch abwarten, das geht schon klar.
Wird Probegeritten können die Käufer immer alles, ähnlich wie die Reitbeteiligungen, haben aber ständig Probleme mit den kleinsten Dingen. Aber das macht ja nichts, daran wollen sie wachsen. Geht schon in Ordnung.
Dann wird überlegt. In zwanzig Gruppen gepostet – passt das Pferd auch zu meinen Schibbi-Schabbis? Oder zu meiner Unterhose? Und: Ist das nicht viel zu teuer? Die wollen einen doch garantiert über den Tisch ziehen. Preisnachlass wird auch für gesunde Pferde gefordert – weil es ja so viele gibt. Oder weil die Farbe nicht schön ist.
Der Gruppenpost dient auch noch einer anderen Sache: Kennt das Pferd schon jemand? Bescheißt uns der blöde Verkäufer? Bestimmt, oder? Da melden sich schon die ersten: „So ein ähnliches Pferd hab ich schon mal gesehen!“ Hui!
Man hat die Kohle auch gar nicht am Stück. Geht auch ein Ratenkauf bei 1000 Euro? Logisch! Das geht doch immer! Nicht? Arschlöcher alle.
Tauschen ist auch beliebt: Tausche Minishetty – 100 Jahre alt – gegen schönen Dressurkracher mit Papier, natürlich nicht älter als 4. Aber angeritten und bitte schon auf dem Turnier vorgestellt. Oder eben Kamele. Oder Autos! Der Kreativität bei Tauschanfragen sind keine Grenzen gesetzt.
Entscheiden sich die Käufer dann doch gegen das Pferd (und teilen das nicht nur durch: Ich melde mich nie wieder, egal wie oft mein Telefon klingel – mit), hört man dann kuriose Absagen:
„Das Pferd entspricht nicht meinen dressurlichen Wünschen“ – Denn sie selbst ist mit Geradeausreiten überfordert.
„Das Pferd ist Sternzeichen Zwilling und die Vertragen sich nicht mit meinem Sternzeichen.“
„Ich habe herausgefunden, dass das Pferd beim Vorbesitzer diese und jene Gebrechen hatte … was ist jetzt damit? Das haben Sie mir verschwiegen.“
Ich mache irgendwann eine Detektei auf. Für Pferde, damit die ganzen Käufer gepflegt ihren Spekulationsobjekten hinterherstalken können – dann haben die es nicht mehr so schwer und ich bin reich. Perfekter Plan.
Foto: Wäre ich reich, könnte er auch eine viel schönere Abschwitzdecke tragen.