Wenn man mit ein oder mehreren Arschlochpferden in der Gruppe ausreiten möchte, kann man beobachten, dass diese Pferde in jedem Fall klarstellen – es kann nur einen geben. Einer setzt immer noch einen drauf, egal was das andere Pferd tut. Und waschechte Arschlochpferde battlen sich dann … ein bisschen wie Rapbattles. Sind auf jeden Fall verbal ähnlich begleitet. Viel „Alter“, eine Menge „Bitch“ und (das gibt es aber dann doch nur bei den Reitern, nicht bei den Rappern): „Was soll der Scheiß!“
Eins vorweg: Draußen ist mein Arschlochpferd kein Arschlochpferd, sondern eine Lebensversicherung, sofern er nicht beim Einfahrten glotzen (er guckt da eben gerne rein) gegen einen Laternenpfahl gerannt ist.
Daher muss ich weiter zurückgehen in meiner reiterlichen Laufbahn und finde auch prompt einen Ausritt wieder, der mir im Gedächtnis geblieben ist.
Die Teilnehmer: Mädel auf einem Ungarn, der auch mehr so Marke feurige Salami oder Gulasch auf Beinen ist.
Ich mit Frau (Gelände)Arschlochpferd. TrakehnerXVollblut. Muss ich noch was sagen? Altersstarrsinn (da 24) vorhanden.
Mädel mit schwarzem Steiger.
Unsicheres Mädel mit Rennmaschine in Warmblutkörper.
Diese feine Ansammlung an Pferden und Reitern macht sich gerade auf in den Wald, als bereits das erste Hindernis auftritt: Niedliche kleine Wildschweine passieren unseren Weg.
Frau Arschlochpferd steht bereits trötend mitten im Rhaps, die ungarische Salami hat nix mitbekommen, die Rennmaschine rennt im Schritt davon und der Steiger macht das was er am besten kann, er steigt.
Nachdem sich alle Reiter auf die weitere Richtung verständigt haben, schaltet mein Hirn einen Gang höher und ich Befehle spontane Umkehr – wo Wildschweinbabys sind, sind ja schließlich auch erwachsene Wildschweine. Blair Witch mäßig entkommen wir durchs Gestrüpp, was nicht ohne Kratzer vonstatten geht, denn so echte Arschlochpferde die gucken nicht links, nicht rechts, die rennen mittendurch, wenn die Reiter so nervös werden.
Frau Arschlochpferd empört trötend vorne weg, sie findet das hier alles viel zu langsam, und gesprungen wurde auch noch nicht.
Im Wald angekommen, könnte es ein ganz entspannter Ausritt werden, denn bei der Trabstrecke ist noch keiner vom Pferd gefallen und auch sonst sind alle noch beisammen. Nicht nah genug für den Geschmack des Steigers, der springt spontan mal auf die ungarische Salami. Der Ungar droht zwar, aber kann sonst nichts dagegen machen.
Frau Arschlochpferd findet, dass das Theater jetzt mal wieder ihr Aufmerksamkeit schenken könnte und macht einen super Schlenker um eine Pfütze, was ein paar Rehe aufschreckt. Viel zu viel Natur in diesem Scheiß Wald!
Die Rehe rennen los, die Rennmaschine auch und Frau Arschlochpferd ist empört – Pferde vor ihr sind nicht akzeptabel! Aufs Gebiss legen und ab dafür. Sie ist erst zufrieden, als sie die meint, sie hätte die Rehe eingeholt. Sind aber nur ein paar Baumstümpfe auf einer Wiese. Nun, sie ist alt, sie hat halt schlechte Augen. Trötet und schnorchelt ein bisschen herum und piaffiert vor sich hin. Stehen ist blöd. Und warten auch. Warten müssen wir aber auf den Steiger, der sich selbst im Weg steht, denn alles muss einfach angestiegen werden, Kaninchen, ein Wanderer, ein Baum!
Wir überlegen uns, die Galoppstrecke Galoppstrecke sein zu lassen und haben natürlich die Rechnung ohne die Pferde gemacht, denn die sehen Stoppelfelder und wissen ganz genau was das heißt. Ich gehe relativ manierlich vor, aber das endet natürlich in Chaos, als die Rennsemmel zu den Waffen greift und an meiner Frau Arschlochpferd vorbei will, während die Reiterin wie ein Fähnchen im Wind draufhängt. Meine Omma düst los und zeigt diesem langweiligen Warmblut mal, wer hier die schnellsten Beine hat. Und am weitesten springen kann, denn dahinter ist ein Weg, den sie mal eben zum Jagdsprung umfunktioniert.
Nach dem Galopp tun die versammelten Arschlochpferde so, als wäre nichts passiert und es sei alles toll. Wirklich! Dauert ungefähr fünf Minuten, dann höre ich ein dumpfes „Plumps!“.
Drehe mich um und gucke die Reiterin der ungarischen Salami an, die neben dem Pferd auf dem Boden hockt: „Was machst du da?“
„Ich hab ihn gelobt.“
Ach, so macht man das heute …
Der Steiger zeigt schöne Seitengänge an der Straße und droht allen Autos mit dem blanken Hintern, während es endlich zurück zum Stall geht. Was meine Frau Arschlochpferd dazu bewegt, die Gangart Schritt aus ihrem Gedächtnis zu streichen. Sie schrabt. Den ganzen gottverdammten Weg nach Hause. Schäumend und augenrollend und voller Drohung: „Wenn du die Zügel nur einen Zentimeter länger lässt, dann renne ich los!“
Bekomme lahme Arme, aber sie ist nicht interessiert an einer gewaltlosen Klärung. Der Steiger auch nicht, der steigt ein Straßenschild an, das ihn bedroht hat.
Der Ungar und die Rennmaschine sind aber wenigstens K.o.
Als es um die letzte Ecke geht, hört der Schrab auf und Frau Arschlochpferd lässt den Kopf hängen. Was mir komische Blicke im Stall einbringt – boah, da sind sie wieder: Die Heizer. Guck mal wie die arme Stute schäumt!
Foto: Ist immer schwer gechillt.