Früher gab es wohl entweder keine Gurus, oder man bekam nichts von ihnen mit, denn da gab es ja dieses Neuland, genannt Internet noch nicht. Da hatte man Pferdebücher und einen Reitlehrer – meist permanent, Woche für Woche. Allerdings auch nicht so viel Auswahl – was Prinzipiell gar nicht immer etwas Schlechtes sein muss, wenn ich mir den Trend mit den Gurus ansehe …

Mit Aufkommen der Gurus wurde spontan auch der Reitunterricht viel weniger – denn man kann ja nicht jede Woche bei Herrn Parelli, Herrn Nevzorov oder sonstwem reiten. Verzeihung an die Parellifans – die wollte ich eigentlich gar nicht in einem Satz nennen. Also wird der Reitunterricht künftig erst mal ersetzt und das Geld, das man dabei spart, in das Equip des jeweiligen Gurus gesteckt – DVDs, Schulbeiträge, besondere Zäumungen, Bücher, ach, wenns Klopapier gäbe, die Gurujünger würden das auch kaufen.

Künftig wird nur noch in Kursen geritten. Nun könnte man ja sagen – die sind dann intensiver, aber so ein Kurs wird dann einmal im Jahr drei Tage besucht und wir können wieder auf der super tollen Pferdeseite bei Facebook lesen, was man denn alles tolles gelernt hat. Für ungefähr fünf Tage hält dann das Gelernte, danach wird wieder gestümpert.

Aber geshoppt wird natürlich schon, denn bei so einem Kurs gibt es ja auch immer Neuheiten zu kaufen. Und auch ein paar Kursfotos gemacht, wo man natürlich NUR gelobt wurde. Der Guru hat alles gelobt. Frage mich, ob das wirklich so war (und wenn ja, warum geh ich in einen Kurs, um mich nur loben zu lassen), oder ob es dem Wunschdenken entspringt – denn einige dieser Gurus können ja schon etwas.

Die meisten dieser Gurus sind ja noch harmlos. Aber andere haben schon sektenartige Züge und ihre Jünger sind eine Geißel für sämtliche Mitreiter, denn sie haben immer etwas Schlaues zu sagen, das garantiert keinen interessiert. So bin ich beispielsweise viel zu oft mit Nevzorov-Jüngern zusammengerasselt, die offenbar ihre Schulregeln schlechter kennen als ich, denn mit mir, als bösem Sportreiter dürfen sie eigentlich gar nicht reden.
Aber auch Hempfling haben absolut sektenhafte Züge und wenn man mal das Wort Sekte dazuschreibt, findet Google auch viele Treffer. Und wie viele Leute sagen dann, jaaa, ich lese ja nur das Buch dazu und mach ja nichts sonst. Denen ist aber schon klar, dass sie damit die Kasse der Sekten unterstützen?

Auch sonst sind die, die bei Gurus reiten, oder nach einer Gurureitweise reiten, manchmal sehr anstrengend. Je größer die Anhängerschar, desto weniger anstregend, denn offensichtlich wissen sie, dass sie nicht zu einer Elite gehören, sondern einfach einer unter vielen sind, deren Reitweise offensichtlich viele anspricht – und damit auch irgendwie meist greifbarer und besser nachzuvollziehen ist.
Je kleiner und exklusiver, desto versnobbter und besserwisserischer treten die Jünger auf und wollen entweder bekehren oder stänkern, weil sie als einzige den Durchblick haben.
Hat man eine einfache Frage, kann man sich nach den Guruleuten sicher sein, dass die einen auffressen. Pferd ist am Ende auf jeden Fall falsch geritten, komplett falsch gearbeitet und auch wenn die Frage ein Fohlen inkludiert, ist das auch falsch geritten und falsch gearbeitet. Logik? Ne, danke.

Was ist eigentlich aus dem guten alten Reitlehrer geworden, der einen wöchentlich unterrichtet? Gibt es die nicht mehr? Ist das nicht mehr hip genug?
Vielleicht sollten die ihr langweiliges, richtiges Reiten mal aufpeppen. Ein paar Federn ins Haar, auf der Homepage mit dem Zusatz: „Hat bei den Arschnasenindianern schamanisches Pferdeflüstern gelernt“ und noch zwei drei Sonderhalfter designen und plötzlich kommen da auch wieder Schüler hin. Die brauchen heutzutage wohl alle diesen Schnickschnack.
Vielleicht noch eine Schibbi-Schabbi dazu, damit die Eskiii Mädels auch glücklich sind – die Schibbi-Schabbi verspricht natürlich Wunderheilung aller Rückenleiden – und fertig ist ein neuer Guru.

Obwohl die Gururjünger wahrscheinlich total enttäuscht vom Reitunterricht wären – denn der ist so … unspektakulär und die ganz normalen Reitlehrer turnen auch nichts vor und lassen sich feiern. Die machen halt einfach. Zum Glück!

Foto: Kennt keine Gurus. Gut so.