Gestern war es mal wieder so weit. Der NDR hat zum Protest gegen Rennsport geblasen, in ihrer unsagbar schlechten Doku: Das kurze Leben der Rennpferde. Gottlob guckt halt auch kein Schwanz NDR mitten in der Nacht.
Übrigens, derselbe NDR der uns aber immer artig zur Derbywoche in Hamburg mit einer schönen Berichterstattung über den siegreichen Jockey, das Pferd und seinen Trainer verwöhnt. Das ist schon komisch … weiß man jetzt selber nicht, was man für eine Meinung vertreten soll, wenn man so unterschiedliche Produktionen aufnimmt? Und hat man nicht auch so … einen gewissen Anspruch bei öffentlich rechtlichen Sendern? Ach, nein … moment … nein.
Denn: Das Filmchen ist auch nicht besser, als der “tolle” Artikel auf dem Veganblog. Er ist nicht stimmig, er ist bewusst negativ gestaltet. Das merkt man vor allem dann schnell, wenn man weiß, was NICHT gesendet wurde.
Man hätte diesen Film pro Rennsport machen können. Mit demselben Material, das vorhanden war. Komisch, was?
Fangen wir mal an. Das Filmteam von Loupe Film ist bei Christian Freiherr v. d. Recke zu Gast. Ein Stall den ich übrigens auch kenne. Auch live. Was bezeichnend für diesen Stall ist: Die haben schweineviel Weidefläche. Und die Pferde gehen da raus. Kann man bei Google Maps übrigens sogar sehen.
Und ab hier fangen die Tatsachenberichte von anderen Leuten an, die ich euch nun einmal schildern werde.
Loupe Filmproduktionen selbst hat einen äußerst zweifelhaften Ruf in der Reitsportszene (erinnert ihr euch an den anderen Film, der dauernd geteilt wird? “Du armes Pferd, bla bla bla” Der ist auch so). Aber hier wurde behauptet, man sei nicht für diese Filmproduktion tätig und man wolle positive Werbung für den Rennsport machen.
Wollte man aber doch nicht so wirklich, wie eine Trainerin berichtet, denn die war ihnen viel zu positiv mit ihren Weiden und ihren viel zu alten Pferden, während sie ständig versuchten, ihr schlechte Worte zu entlocken. Überflüssig zu erwähnen, dass man sich bei ihr nicht mehr meldete.
Zurück nach Weilerswißt. Da schickt der Trainer zwar das Filmteam zu den Koppeln und gibt ein ausführliches Interview, warum die Pferde nach dem Training in die Führmaschine gehen – nützt aber gar nichts, denn im Film geht das einmal durch den PeTA Filter und von den Bildern auf der Koppel ist ein Scheiß zu sehen. Außerdem wird das Interview rausgekürzt zum Thema Führmaschine und Schwupp: Bei Rennstall Recke stehen die Pferde ja nur doof in der Box, oder werden monoton im Kreis geschleudert. Besonders ausgefuchst wird es dann, als das Filmteam noch darum bittet, mal das Licht im Stall auszumachen. Man möchte die Ehrungen filmen und sonst blendet das. Klaro – wird ausgemacht.
Was ist im Film zu sehen? Rennpferde im dunklen Stall. Bei diesen Bildern gibt es noch ein paar traurige Worte, dass die ja nie rauskommen und gut ist es.
Das klingt alles total kurios, oder? Aber das habe ich mir nicht ausgedacht. Das berichten Angestellte aus dem Rennstall von Herrn von der Recke, die fassungslos darüber sind, wie man sie darstellt. Und ich kann es ehrlich gesagt vollkommen verstehen.
Es ging alles noch viel weiter. Übelst rumgeschnitten, denn als bei der begleiteten Reiterin Frau Danz nichts Schlimmes zu sehen war, warf man sich auf das nächste Ereignis, da ist nämlich ein Pferd verunglückt.
Und das ist AUSGERECHNET dieses dämliche Ereignis, wo der Jockey die Peitsche wirft. Gottlob haben die das nicht geschnallt und thematisiert. Aber schön auf weinende Betreuer und ein schwer verletztes Pferd draufhalten. Selbst die Bild hätte das nicht besser machen können. Kann man ruhig mal klatschen.
Auch rumpelt dann wieder dieser Münchener Tierarzt durchs Bild. Den find ich ja immer besonders lustig. Als Rennbahntierarzt gutes Zubrot bekommen und hält jetzt plötzlich die Nase in jede Kamera, um zu sagen, was die hören wollen. Während seine Frau weiterhin in der Münchener Rennleitung sitzt. Also wenn der mit seinem Gequassel nicht mal seine Holde überzeugen kann … Besonders peinlich ist seine Aussage, dass das Pferd mit der meisten Angst am schnellsten läuft.
Und dann kommen wir noch zu dem gezeigten Ex-Galopper. Ich habe übrigens Bilder gesehen, wie dieses Pferd den Rennstall verlassen hat. Gut gepflegt. Ja, ich bin sogar selbst schon mal Verkaufspferde von Herrn von der Recke geritten, denn die werden sogar artig abtrainiert und in der Halle gearbeitet, damit der nächste Besitzer möglichst viel Freude an denen hat. Das hat mit dem Pferd im Bericht 0 gemeinsam. Die Dame ist auch keine Unbekannte, die taucht irgendwann immer mal wieder auf, wenn es um Galopper geht.
Wäre man die nicht besuchen gegangen, sondern einen stinknormalen Galopper im Ruhestand, hätte man ein ganz anderes Bild. Hier auf der Seite sind wahrscheinlich mindestens tausend Leute, die man besser hätte besuchen sollen als die.
Allein schon der Aufmacher: Hüte und Champagner. Dass man diese doch eher englische Art und Weise in Deutschland kaum sieht, das bekommt dann wieder keiner mit. Es wird als Schicki-Micki Sport verkauft, der reich macht. Macht er aber dooferweise nicht. Sonst wären viel mehr Leute im Rennsport aktiv, das kann ich euch flüstern.
Auf dem besagten Krefelder Renntag … tja … also da gibt es eher selten Hüte. Ja, man sieht sie nicht mal wirklich in Köln. In Hamburg tragen die Damen schon mal Hut. Beim Derby. Und in Baden Baden vereinzelt.
Wie sie uns außerdem suggerieren wollen, dass nur Fußball mehr Menschen anzieht. Dass ich nicht lache … wie viele Leute wissen denn überhaupt, dass es noch Rennsport in Deutschland gibt?
Wirklich schlimm fand ich die gezeigten Szenen, wo Pfleger Pferde maßregeln. Das geht nicht. Jedenfalls nicht alles davon. Allerdings wäre auch hier ein Kontext mal sinnig. Und der ist nirgends gegeben.
Unschön natürlich auch, das Derby. Das ist der Rennsport auch selber schuld. Die ersten drei wurden ordentlich gescheppert, deutlich mehr als erlaubt. Geht auch gar nicht. Dass es allerdings mehrere Termine vor dem Renngericht dafür gab … nö, das brauchen die blöden Fernsehzuschauer nicht wissen.
Unser Sport mag nicht immer rosarot sein. Aber ihn bewusst schlechtzureden, ihn ins falsche Licht zu rücken mit falschen Tatsachen ist schon erbärmlich. Warum nicht mal echte Missstände anprangern? Ja, die gibt es im Rennsport auch. Nur, wenn man die nicht mal findet, sie sich dann einfach selbst zurechtbiegen? Peinlich. Einfach nur peinlich. Zumal der Sender sich einfach unglaubwürdig macht mit seinen eher positiven Reportagen über Rennsport, um dann so eine rauszuhauen. Aber alle bloß wieder einschalten, wenn sie über den Derbysieger 2017 berichten! Da haben wir dann ganz schnell wieder vergessen, dass es angeblich doch Tierquälerei ist, nicht wahr, NDR?
Foto: Nein, der ist nicht fett, der ist nur kuschelig im Winter! Foto von Morwen Fotografie