eine ähnliche Religionsfrage wie Christen gegen Moslems, denn wenn man denkt, dass diese beiden Religionen sich anfeinden, dann hat man noch nicht in die Pferdegruppen dieser Welt geschaut. Denn es gibt nur einen Standpunkt für jedermann und überhaupt – wer gar beides befürwortet, der ist nicht informiert. Und hat keine Ahnung. Ganz egal, ob er seit hundert Jahren reitet, Schmied ist oder Tierarzt.
Ein Pferd braucht keine Eisen. In der Natur hat es ja auch keine und das kann sich ja wohl die Hufe problemlos in der städtischen Steppe ablaufen. So funktioniert das nämlich. Und wer sein Pferd wirklich natürlich halten will, der hat es auch barhuf laufen zu lassen, ungeachtet der Hornqualität, irgendwelcher Fehlstellungen und Krankheiten.
Wer einen Schmied kommen lässt, hat auch ein Problem, denn die gehören ja alle der Mafia an und wollen einfach nur teure Eisen verkaufen. Komisch, mein Schmied schneidet auch nur aus, wenn man ihn ruft. Die sind alle alt und unsensibel, rucken und zerren an den Pferden, haben veraltetes Wissen und wollen sich sowieso nicht weiterbilden. So sind Schmiede. Wohingegen Hufpfleger natürlich viel besser sind, denn die haben das in einem Wochenendseminar vorgetanzt bekommen. Die ignorieren auch alle Sachen, die der Tierarzt einem mitgeteilt hat. Weil … weil. Weil sie dann auf jeden Fall wieder kommen dürfen.
Sehr zum Unmut aller Hufbearbeiter ist das nämlich auch so eine Sache wie Tierheiler – das darf halt jeder.
Hätten wir das also auch geklärt – die Barhufleute sind ein sehr engstirniges Volk (und haben komischerweise eine große Schnittstelle mit den Gebisslos-Leuten), aber auch die Eisenverfechter können Modell Panzer sein, wenn sie mal wieder behaupten, dass ohne Eisen laufen lassen, ja absolute Tierquälerei wäre, gerade während der Barhufumstellung.
Und da stehen sie dann gegenüber der Barhufleute, die behaupten, jedes Pferd könne barhuf laufen – keiner hat recht, aber alle benehmen sich so, als würden sie gleich bei Braveheart aufs Schlachtfeld rennen, blau bemalt und nackig. Fürs Vaterland und so.
Es wird gefochten – muss man halt warten während der Umstellung. Aber das können die Eisenreiter ja nicht. Weil die ja immer nur reiten wollen. Oder aber generell keine Lust haben. Wohingegen die Eisenreiter sagen, es sei Tierquälerei, wenn das Pferd fühlig geht. Die können bei anderen Leuten tatsächlich nicht warten, bei sich selbst aber sehr wohl – dann wenn das Pferd trotz Eisen nämlich lahmt. Kann ja auch mal sein.
Einig sind sie sich dann bei Traberschühchen, Slidingeisen oder Gangpferden – also das was da passiert, das geht niemals. Man weiß zwar nicht, was es macht, aber das geht einfach nicht. Weil es anders aussieht. Und wir wissen ja: Alles was anders ist, das finden Reiter gruselig.
Beide Fraktionen sind zusätzlich aber auch noch auf einer Mission: Sie wollen den heiligen Gral der Huffestigkeit finden. Wundermittelchen, die das Horn stärken sind bei beiden hoch im Kurs. Obwohl sie selbst kaum noch Geld haben, denn so ein Schmied ist ja für die Eisenreiter auch immer teuer (zieht einem ja das Geld aus der Tasche) und die Barhuf-Leute haben ihr Geld dem Typen mit den Hufschuhen in den Rachen geworfen und besitzen bereits das 100ste Paar, denn nichts passt.
Wer recht hat? Niemand. Ist auch besser so. Aber seid nicht so vorlaut und sagt das in einer solchen Diskussion. Dann müsst ihr nämlich feststellen, dass ihr schrecklich ungebildet und auch blöd seid. So schlimm diese Fraktionen ja gegeneinander keilen, so sehr halten sie zusammen, wenn ihr so uninformierte Sachen sagt wie: „Kommt aufs Pferd an.“
Das kommt ja gar nicht in Frage!
Foto: Zeigt seine Schühchen. Und ist hybrid. Ich bin halt uninformiert.