Ich selbst habe komischerweise selten Kontakt zu Gangpferden gehabt und dann nicht einmal zu den Isländern, wie man ja meinen könnte, sondern zu Pasos. Das sind kleine bunte Dinger, die ziemlich fußlahm wirken und mir als Vollblutliebhaberin nicht gefallen, weil sie klein und langsam sind. Das einzige Gangpferd, das ich wirklich mal reiten wollen würde, wäre ein Racking Horse – eins mit Speed Rack. Die sind nämlich größer als Isländer.

Aber ich lerne ja gerne was dazu. Am liebsten im Internet. Das lügt nämlich nicht. Da sehen wir wieder die armen geschundenen Isländer, die auf dem Hintern gesattelt werden und von fetten alten Männern in der Hirschstellung geritten werden. SO sehen Isländer aus. Kennste einen, kennste alle. Jedenfalls im Internet. Außerdem tragen die komische Zäume, die die Nasenlöcher schon fast bedecken und zusätzlich ist das Gebiss scharf. Hört man ja schon an dem Wort: Islandkandare.

Was können die denn so? Außer Ekzemen? Die Beine werfen. Komischerweise wird bei denen nie geschrien, dass denen der Tölt eingeprügelt wird, aber bei Trabern immer behauptet, dass man ihnen den Galopp brutal austreibt. Logik? Im Internet? Natürlich! Manche gehen auch noch Rennpass, aber der geneigte Zuschauer kann das sowieso nur am Tempo unterscheiden. Jedenfalls im Internet. Echte Islandreiter werden nämlich niedergebrüllt, denn die kennen sich wohl kaum mit der Töltmechanik aus.

Und ach, sobald Bilder vom nächsten Wettbewerb auftauchen, da trauern sie alle um die armen Pferdeseelen, hüpfen aber munter aufs Sofa, wenn mal wieder in Aachen die Dressur über den Bildschirm flimmert. Denn da gehen die Pferde wenigstens noch taktrein …

Da haben wir also den Tölt. Der ist beliebt bei den Reitern, aber nur, solange der nicht turniermäßig gefordert wird. So ein Islandpferd kostet, allein wegen der Gänge. Exterieur und Interieur sind dann erst mal zweitrangig (auch wenn Islandliebhaber Sonderfarben fast noch mehr lieben als den Isländer selber) – Hauptsache das Vieh hat Tölt. Dann kostet es.
Die Regel gilt aber nicht für Traber … weil die keine Isländer sind. Dürfen dann auch nicht mitspielen, denn die Isländer bleiben unter sich. Sie erklären sich auch nicht gern – weil die Leute die falschen Fragen stellen. Und manchmal, weil auch Isländerreiter nur versnobte Turnierreiter sind, die die Nase hochtragen.

Pasos sind dann auch noch mal ein ganz anderes Kaliber. Neben der Gehbehinderung die sich vierte Gangart nennt, sind die unbekannter als Isländer und damit ein Highlight – aber ganz geheim natürlich. Man möchte nicht in die Öffentlichkeit mit denen, die halten ihre konspirativen Turniere im Verborgenen ab, sodass die Öffentlichkeit nichts davon mitbekommt. Pasos werden nicht auf dem Hintern gesattelt, dafür aber gern Barock geritten. War ja erwiesen, dass zur Barockzeit schon Isaac Newton, Rembrandt und Händel mit Pasos zur Messe ritten. Authentisch, authentisch.

Was die da so zappeln, lässt den Isländerreiter allerdings nur müde zucken, denn die schmeißen die Beine nicht so doll. Was nur noch die Vermutungen im heimischen Reitstall stützt: Das ist gar keine vierte Gangart – sondern ein stockelahmes Pferd. Das arme Tier.

Überhaupt, wenn Fohlen auf der Weide, egal welcher Gangpferderasse sie angehören, schon ihre Sondergangart zeigen, dann sind die Ottonormalreiter immer ein bisschen schockiert. Wieso machen die das? Das ist nicht natürlich. Das geht einfach nicht. Da muss schon jemand geübt haben. Wahrscheinlich haben die der Stute während der Trächtigkeit ein paar Videobänder geschoben, damit das Fohlen schon mal üben kann.

Also wenn ihr was über Gangpferde lernen wollt … dann geht bloß nicht ins Internet! Mach ich auch nie wieder.

Foto: Gilt seine Gehbehinderung schon als vierter Gang?