Im Stall geht es oft heiß her – nicht im sexuellen Sinne und auch nicht im sportlichen Sinne – mehr im … verbalakrobatischen Stil. Zunge lockern und lästern, ein paar Dehnübungen machen, dann kann die geneigte Reitertussi auch gleich loslegen.
Fängt quasi schon an, wenn sie aus dem Auto aussteigt, denn das Nachbarauto hat eine kleine Beule. Die ist neu, man parkt ja immer da und weiß (ähnlich wie ein Rentner, der den ganzen Tag aus dem Fenster schaut) was so abgeht.

Das Auto gehört Sabine. Was die wohl wieder gemacht hat? Wird auch gleich auf dem Parkplatz eruiert, denn die Kathrin ist auch gerade angekommen. Und die muss erst mal informiert werden.
„Hast du gesehen? Sabine hat eine Beule. Bestimmt hat die Fahrerflucht begangen, sonst hätte die das ja schon richten lassen.“

Kathrin saugt das Gerücht gierig aus, denn sie war schon 2 Minuten im Stall und hat noch nicht gelästert. Dabei hat sie vor lauter Entzugserscheinungen aber noch schnell eine Nachricht per Handy an Babsi geschickt, in der sie sich beklagt, dass ja kaum jemand hier sich noch um sein Pferd kümmert, der Stall wäre ja immer leer, wenn sie käme.
Babsi unterdessen petzt das dem SB, denn Babsi findet, der sollte das wissen. Wortlaut: „Du musst mal gucken, dass die ihre Pferde richtig versorgen, manche kommen gar nicht mehr raus, wenn ich das nicht mache“.
Der SB löscht die Nachricht, weil er auf einen Kaffee bei Oma ist. Und auch sonst den Stall meidet, wenn die Hausfrauen auflaufen.

Zurück zur Reitertussi, die ist mittlerweile mit Kathrin an der Halle angekommen, wo Renate ihr Pferd reitet. Aber das klappt heute gar nicht, das gemeine Arschlochpferd schlägt mit dem Schweif und zeigt seinen Unmut, denn Renate möchte gerne Schulterherein reiten, das Arschlochpferd aber Schulterheraus und das gibt Krieg. So dollen Krieg, dass er sich prompt einrollt, die Zähne bleckt und komische Hupfer macht.

„Schlimm, wie die reitet. Das ist ja schon Rollkur“, sagt Kathrin.
„Hallo“, sagt Renate und hält an.
„Hast du schon gehört? Die Kathrin hat mit ihrem Auto ein Pony erwischt und ist weggefahren.“
„Nein!“, ruft Renate entsetzt. Vor Schreck rollt sich ihr Pferd auf.
Die Reitertussi geht zurück zu ihrer Box, denn sie kann das Elend nicht mehr sehen. Da kommt Gabriele um die Ecke, die will wohl zur Halle.

„Geh da nicht hin, da ist Renate drin und wir wissen ja alle, dass die nur Rollkur reitet.“
Gabriele nickt mitfühlend und schüttelt gleich drauf den Kopf. „Ja, aber auf dem Turnier gewinnt sie keinen Blumentopf. Hilft halt nichts, wenn man sonst nichts kann.“
„Wusstest du schon, dass Sabine Fahrerflucht begangen hat? Die Polizei kommt bestimmt bald um sich das anzugucken. Ich kann bezeugen, dass die das gestern noch nicht hatte“, klärt die Reitertussi schnell noch Gabriele auf.

Ein Schrei aus der Halle. Die Reitertussi und Gabriele hechten hin, da liegt schon die Renate auf dem Boden und das Arschlochpferd ist weit enteilt, während Kathrin sich über Renate beugt, die jammert.
„Wir brauchen Hilfe!“, kreischt Kathrin und schickt Gabriele los, das Arschlochpferd einzusammen, das sich aus dem Staub gemacht hat.

Unterdessen ist Babsi im Stall angekommen, steigt gerade aus ihrem Auto und sieht das Pferd vorbeizischen, das auf und davon rennt. Gabriele hinterher, die japsend neben Babsi anhält.
„Was ist denn hier los?“, fragt Babsi ganz verwirrt, hat aber vorsichtshalber das Handy gezückt, um gleich beim SB zu petzen.
Gabriele erklärt: „Die Renate ist mal wieder Rollkur in der Halle geritten und ihrem Pferd hats gereicht.“
Sabine kommt aus dem Stalltrakt und möchte in ihr Auto einsteigen. Sie weiß nicht, was hier passiert ist, denn sie hat die letzte halbe Stunde auf dem Platz verbracht, wo sie ihrer Reitbeteiligung eine Reitstunde gegeben hat. Gottlob kann sie nicht hören, was über sie gesprochen wird. Aber Babsi und Gabriele erinnern sich genau … glauben sie zumindest.
Das Pferd humpelt von dannen, Richtung Weiden. Scheint sich wehgetan zu haben. Gabriele bringt das mal schnell in Einklang:
„Die Sabine hat das Pferd ausversehen angefahren, aber hat nichts gesagt. Das ist Fahrerflucht.“

Ja, ist doch genau SO passiert, oder nicht?
Da schickt Babsi doch gleich dem SB noch eine SMS. Nicht, dass der uninformiert bleibt.

Foto: Schnauze voll von Geläster.