Manchmal trippelt man so seine Runden auf dem Reitplatz und denkt sich dies und das. Das kann so ziemlich alles sein, z.b. was macht eigentlich Oma oder wie gucke ich eigentlich gerade oder auch: morgen könnte ich ja mal shoppen gehen. Manchmal denkt man auch über das Pferd nach. Welchen Kurs könnte ich mit ihm besuchen, wie lange war ich eigentlich nicht mehr ausreiten? Vielleicht könnte ich da ja mal in den Wald gehen. Es sind, ein bisschen wie die Duschgedanken, wirre Konstrukte, die der Reiter nicht mehr weiter verfolgt. Aber er denkt eben darüber nach und lässt es dann auch ganz schnell wieder.
Besonders beim Trockenreiten hat man ja die Möglichkeit seine Gedanken schweifen zu lassen. Da hat er Reiter viel Zeit um mit sich allein zu sein. Leider erträgt er das Alleinsein mit seinen Gedanken nicht so gut, deswegen labert er das Pferd voll. Und was wir da nicht alles für einen Unsinn reden. Ach, mein Süßer wie ist das Wetter nur schlimm, jetzt konnten wir gar nicht ausreiten gehen, dabei habe ich dir das doch versprochen. Dann: Aber am Sonntag gehen wir bestimmt mal raus, das ist ganz doll versprochen. Und wenn der Reiter dann die Wetter-App checkt, sagte er: Vielleicht doch erst nächste Woche. Ihm ist natürlich völlig klar, dass das Pferd ihn nicht versteht, aber irgendwie kann er dem Drang nicht widerstehen, permanent Unsinn zu reden. Er möchte sich seinem Pferd irgendwie mitteilen, und deswegen wird halt dauerhaft gefusselt.
Noch schlimmer ist die Fraktion die das Pferd lautstark lobt. Das klingt meist, als wäre man auf eine Katze getreten, oder wie ein Rudel Dachse das miteinander Streit hat. Irgendwo zwischen: Iaaaaaahhhhh und Muuuuuuuuhhhh. Reiter benutzen manchmal nur Grunzlaute, und das ist ihn nicht mal peinlich. Denn die anderen im Stall sprechen ja nicht viel anders mit dem Pferd. Dazu kommt auch, dass sie ja wissen, dass das Pferd nicht ihre Sprache spricht. Warum sich überhaupt einer Sprache bedienen, wenn man ja auch Grunzlaute hat? Aber zurück zu den Gedanken, die kann man ja schlecht mit Grunzlauten artikulieren.
Deswegen ist da die bevorzugte Wahl doch die eigene Sprache. Es ist ja auch so praktisch, denn das Pferd kann einem ja nie etwas Negatives raten, noch kann es dagegen sein. Und weil es so fein mit dem Kopf nickt, wenn es Schritt geht, sehen wir das als Bestätigung wenn wir z.b. sagen: „Mensch soll ich diese Aktie kaufen?“
Und wenn das Pferd brav nickt, dann kaufen wir eben die Aktie. Vielleicht ist das auch der Grund, warum manche Pferdemenschen behaupten, ihnen wäre der Kontakt mit dem Pferd ja viel wichtiger und lieber, als der mit den Menschen. Denn die Menschen geben ja fiese Widerworte und unterstützen die eigenen superduper Gedanken nicht.
Besonders peinlich wird es übrigens, wenn man als Reiter Revue passieren lässt, was man dem Pferd heute für einen Unsinn erzählt hat. Man kann froh sein, dass kein Arzt dabei war, der hätte einen nämlich einweisen lassen. Denn niemand springt so schön von banalen Dingen zum Weltfrieden, wie der Reiter, wenn er mit seinem Pferd quasselt. Der fragt sich dann schon was in Oberstübchen durcheinander geraten ist. Zum Glück hört mir gerade auch keiner zu. Gezeichnet, Nika aus dem Hotelzimmer, die keinen Laptop dabei hat, aber irgendwie einen Artikel kreieren musste und diesen jetzt diktiert hat. Dagegen klingt mein Gelaber mit dem Pferd wie eine Werk von Kant oder Nietzsche.
Foto: Chillt hart.