Das stimmt tatsächlich. Oder vielleicht ist es so, dass wir uns schon im Vorfeld etwas aussuchen, dass uns selbst am nächsten kommt. Ich habe zum Beispiel einen Rennpanzer mit einer gesunden Scheißegal-komm-leck-mich-doch-am-Arsch-Haltung. Obwohl … ob die immer da war, das kann ich nicht genau sagen, mir kam es vor, als wäre die Antwort nein, aber das muss ja nicht zwingend stimmen. Vielleicht wollte er sie nur nicht direkt am Anfang raushängen lassen. Ihm ist wirklich viel scheißegal, Hauptsache, man darf ab und zu das machen, was wirklich Spaß macht. Kenn ich. Mir egal, wie viel ich noch zu tun hab, wenn ich Spaß möchte, dann nehme ich mir die Zeit dafür. Wir sind uns also gar nicht so unähnlich. Außer, dass ich dreihundert Kilo Möhrchen jetzt nicht als Spaß definieren würde. Er schon.
Deswegen gucken wir uns heute mal die verschiedenen Reiter und ihre Pferde an.
Der Phlegmatische und sein Rollmops
Es ist völlig irrelevant, welche Rasse der Rollmops hat, aber er kann kaum schneller als Schulpferdeschluff. Was sein Reiter auch niemals fordert. Man wird ihn auch nicht beim Stoppelfeldflitzen beobachten. Die beiden mögen es eben gemütlich. Der Rollmops heißt deswegen so, weil er anatomisch bedingt auch nicht so viel schneller kann – denn er ist etwas speckig. Wie sollen da auch die Kilos purzeln, wenn man nie ins Schwitzen gerät, weil alles so tiefenentspannt läuft?
Die Zicke und ihr Zickentier
Ist meist weiblich und sie hat eine Stute, oder einen Wallach, der sich für eine Stute hält. Mit beiden darf man niemals zanken, weil die sonst die Klappmesser rausholen. Stute tritt, Besitzerin beißt. Auch manchmal verbal. Weil man zum Beispiel an ihnen vorbeigeritten ist. Außerdem reagieren sie ab und zu wie Kinder: „Magst du ausreiten?“
„NEIN!“
„Sicher?“
„Obwohl … doch.“ Die sind halt aus Prinzip manchmal dagegen.
Der Cowboy und sein Kuhpferd
Nutzen gerne unnötige Anglizismen. Das Pferd übrigens auch, das hört nämlich einfach nicht auf schnödes: Hü und Hott. Das muss schon Back oder so sein. Weil’s dazu gehört. Beide sind gerne betont lässig, falls nicht, dann geraten sie etwas ins Schwitzen. Mögen die ja gar nicht, mit was Neuem konfrontiert zu werden. Und bloß nicht so was Utopisches wie: Spring doch mal – verlangen. Da werden die ganz komisch und nuscheln alles mögliche, um sich da irgendwie rauszureden. Können beide nämlich nicht sonderlich gut.
Die ohne Zeit und das eilige Pferd
Es gibt Leute, die verbreiten immer Hektik. Haben halt wenig Zeit. Ihr Pferd hat noch weniger Zeit. Trotzdem schaffen es „die ohne Zeit“ dieses Hektikerpferd unhektisch zu reiten. Aber innerlich haben beide nicht viel Zeit für den ganzen Scheiß. Ausritt? Ja, aber bitte nicht so gemütlich. Bisschen schneller, wir haben Termine. Aber nach außen hin wirken die sehr ruhig.
Die Ehrgeizlinge
Ein bisschen nerven die manchmal. Weil beide so übereifrig sind. Pferd und Reiter. Wenn man die in der Stunde hat, übertreiben die immer so maßlos. Noch ein Sprung, noch eine Übung, noch ein bisschen mehr, noch ein bisschen weiter. Sodass man sich mit seinem Ottonormalpferd mit normaler Begeisterung und normaler Selbstbegeisterung manchmal etwas klein vorkommt. Die Ehrgeizlinge sind allerdings nett, die geben damit nicht an. Sie stressen nur ein bisschen ihr Umfeld.
Der Snob und sein Statussymbol
Uhhhh, Achtung: Nervig. Beide. Das Statussymbolpferd nervt, ist meist der letzte Assi und auf der Weide geht es allen anderen Leuten (und Pferden) derbe auf den Keks. Der Snob, sein Besitzer, geht dafür in der Stallgasse allen auf den Keks. Der kennt nur das Thema Abstammung und Erfolge. Sein Pferd ruhmsonnt sich Nebendran und kann eigentlich auch gar nicht so viel, wie der Snob behauptet. Aber stolz gucken kann es.
Der Rodeoreiter und sein Arschlochpferd
Die passen wie Arsch auf Eimer. Der Rodeoreiter hat gerne Herausforderungen und das Arschlochpferd ist die Herausforderung. Das hat immer neue Sachen, um Reiter zu terrorisieren. Doof nur, dass der Rodeoreiter das so richtig gerne mag. Insgeheim natürlich, nach außen hin behauptet er, dass doch alles gar nicht so schlimm wäre. Ist es aber!
Foto: Kann sich gar nicht entscheiden, was es alles davon ist. Sehr viel!