… übrigens ist es auch nicht dein Spaßobjekt, damit DU glücklich bist. Du hast dir ein Lebewesen angeschafft, das seine eigenen Bedürfnisse nur mit deiner Hilfe erfüllen kann. Also sei du erst Mal für dein Pferd da, bevor du dasselbe von ihm verlangst.
Achtung: Rant! Gestern ging’s mal wieder hoch her in einer Gruppe. Das undankbare Pferd (man hatte es schließlich gerettet) und dann die Kommentare dazu. Mein Pferd ist mein Therapeut, bla, bla, bla. Da bekomm ich Klappmessernotstand. Das Pferd ist gar nichts. Das weiß nicht, was sein Reiter von ihm erwartet und es hat auch erst Mal gar kein Interesse daran, den Menschen zu therapieren (dafür gibt es nämlich geschulte andere Menschen, vielleicht auch mit geschulten Tieren, die dabei helfen).

Aber ansonsten ist das ziemlich egoistisch. Ich hatte heute einen schlechten Tag, jetzt soll das Pferd mich gefälligst aufmuntern? Nee, so läuft das nicht. Sicherlich gibt es sehr nette Pferde, die sich schmusig geben, wenn es Frauchen nicht gut geht – aber es ist auch bei denen so, dass sie es nicht immer tun. Da bekommt man dann eine Kopfnuss und das Pferd galoppiert trötend davon, weil die Kumpels jetzt spannender sind. Oder das Pferd überfordert mit der Reiterstimmung ist und dadurch unsicher wird. Jedenfalls sitzt es sicher nicht dort, schlägt die Beine über, schnappt sich ein Klemmbrett und sagt: “Nehmen Sie mal auf dem Heuballen platz, heute sprechen wir über ihre Probleme mit der Familie.”

Man hat als Reiter auch nicht zu erwarten, dass das Pferd einen sicher durch die Prüfung trägt, beim Ausritt lieb ist, oder alle Sprünge hinterher noch stehen. Das kann man nicht planen, nicht erwarten und darf hinterher auch nicht böse sein, wenn das nicht passt. Ja, sicher fühlt man sich manchmal vom Pferd veräppelt. Aber so ist das halt, wenn man mit einem Lebewesen umgeht, das einen eigenen Willen hat. Wer das doof findet, braucht ein Stofftier.

Und wenn ich immer wieder lesen muss: “Das Pferd ist so unfair, es ist gar nicht dankbar für alles” – dann frage ich mich, was erwarten die denn? Wofür soll es dankbar sein? Wir halten Pferde. Damit sind Einschränkungen für seine natürliche Lebensweise vorprogrammiert. Unsere Aufgabe, damit wir überhaupt ein Pferd halten können, ist es, diese so gut wie möglich nachzuahmen und die Befindlichkeiten des Pferdes dabei zu respektieren (der eine mag lieber eine Decke, der andere lieber Nachts die Box, usw). Das ist eine Selbstverständlichkeit. Wie die Tatsache, dass man dem Vermieter Miete zahlt. Der muss auch nicht dankbar dafür sein, dass ihr jeden Monat fein überweist. Das ist selbstverständlich. Schließlich wolltet ihr ja in der Wohnung wohnen.

Das Pferd muss uns nicht entertainen – sondern wir das Pferd. Denn wir sind diejenigen, die ihm sagen, was erlaubt ist und was nicht und wir sind diejenigen, die über die Gesundheit wachen. Und das Pferd fände es halt deutlich entertainiger, wenn es in den Nachbarsgarten spazieren könnte, wo der seine geilen Gewächse hat, die Pferden super schmecken, nur vielleicht nicht so gesund sind. Das hält ein Pferd für Entertainment. Es hat überhaupt nicht im Sinn für uns ein Kunstück aufzuführen, oder heute “besonders lieb” zu sein. Das ist es, wenn ihm danach ist. Nicht, wenn der Reiter das so möchte. Wir sind stets in der Pflicht, dass sich das Pferd wohlfühlt und es ihm gutgeht. Nicht andersrum. Und wenn es sich wohlfühlt, kann es auch mitarbeiten und sportliche Leistungen vollbringen. Oder einfach die Mitarbeit verweigern. Schließlich haben die ja auch Launen.

Foto: Der Ohrenmops.