Manchmal kann man ja froh sein, wenn man so ein dickes altes Backsteingebäude hat, das echt gut die Sonne abhält. Die Pferde freuen sich jedenfalls. Außerdem ist Herr von und Zu sehr zerstochen, was er normalerweise nicht ist. Entsprechend unleidlich ist er und möchte eigentlich auch nur auf den Arm. Oder an den Nordpol. Da ich ihm die Reise nicht bieten kann (und er primär auch gar nicht so gut Hänger fährt) heißt es: Duschen und rausschmeißen, wenn es nicht gerade brüllende Hitze sondern eben früh und spät. Denn leider ist er ja nicht clever: Man muss sich nicht um 12 Uhr Mittags unter den Baum stellen, ne da steht man mitten auf der Koppel und guckt dem Schmetterlingen zu.

Und natürlich duschen. Duschen mag mein Pferd, sofern man ihm nicht zu nah an die Ohren kommt. Frontal ins Gesicht (denn wir trinken einfach gerne aus dem Schlauch, egal bei welchem Härtegrad) ist okay. Generell ist er also unproblematisch. Was nicht unproblematisch ist, ist das juckende Fell. Sobald man duscht, will er kratzen. Nur fehlen Pferden dazu die Finger. Eventuell kratzt er sich an der Mauer, uneventuell guckt er sich aber nach dem einzigen kratzbaren Gegenstand um, der um ihn herumturnt – und das bin ich. Wir führen also beim duschen gerne ein kleines Tänzchen auf. Das geht so.

Rechte Seite – kommt er nicht an mich dran, weil das die Schlauchseite ist. Der hängt da und ich kann einfach draufhalten. Also fein die Beinchen vorne, dann hinten, dann Bein hoch. Hinten links möchten wir grundsätzlich nicht mit dem Wasser in Berührung kommen. Ne spontane Darmspülung wäre aber okay. Schlauch auf Hinterteil (auch mit zurückgeklapptem Schweif) ist super und wird mit grunzen quittiert. Aber bitte NICHT das linke Hinterbein von der rechten Seite abduschen. Aber nur unten. Oben ist gut. Alles in nicht existenter Sackhöhe ist super. Da schwitzt man schließlich so fies.

Poppes abduschen scheint ein geheimer Fetisch zu sein, dem mein Pferd mit Wonne nachgeht. Und noch besser Hintern kraulen. Da, wo es schon unanständig wird. Mhhhhh, das finden wir toll. Ist jetzt nun aber die eine Seite nass, möchte man ja auf die andere. Das ist nicht so einfach, weil hinten rum gehen echt blöd ist (da steht eine Bank im Weg). Also möchte man vor dem Pferd lang. Das klebt aber an der Mauer, weil ihm die Brust juckt. Daher muss man ein nasses Pferd, dem das Fell juckt, jetzt von ganz nah und ganz intensiv bekuscheln, weil er auf GAR keinen Fall zurückgehen will – schließlich wittert er seine Chance zum Kratzen. Er macht das nicht einfach – dafür ist er zu gut erzogen – aber er täuscht an. Was meistens aus ner nassen Brust beim Menschen und beim Pferd resultiert. Danke! Bärgh. Nasses, warmes Pferd will man unbedingt an sich gepresst haben. Man zieht den Schlauch weiter und der Tanz beginnt wieder. Während man selbst jetzt das Siffwasser auf dem T-Shirt hat.

Links möchte der Herr nicht so gern die Schulter geduscht bekommen. Dafür sind alle Beine, egal wo okay. Linke Schulter kommt er einem gern mal entgegen und wundert sich jedes Mal, wenn man ihn anmeckert: “LASS DAS!”
Man tänzelt also um das Pferd, dem der Pelz natürlich immer doller juckt (weil er ja jetzt komplett nass ist) und dann vergisst er wieder, was ich ihm übers nah an der Mauer stehen gesagt habe (ich will das nicht, ich muss hier durch) und RUMS – es parkt. Auf dem Schlauch. Nasses, warmes Pferd erst Mal wieder zurückschieben. Bwäh.

“Jaja, du darfst dich doch gleich wälzen”, erkläre ich dem wie immer nicht Deutsch verstehenden Zossen – warum denken eigentlich so viele, dass das Pferd einen versteht? Wörtlich definitiv nicht? Ich kann den auf Hindi oder Tackatucka zutexten – nix verstähän.

Hänge Schlauch weg. Pferd hat kaum noch Geduld. “Mach hinne, Weib! Es juckt.” Pferd wird mit Schweißmesser mal kurz abgerubbelt. Pferd hat noch weniger Geduld. “SCHNELL!”
Er wird entlassen, wirft sich hin, grunzt lauter als jede Zuchtsau, schmiert sich den Dreck bis in die Ohren und bleibt dann stehen und pennt ein. Na, Hauptsache glücklich.

Foto: Bisschen Galöppel im Schatten ist aber okay.