Kennt ihr das auch? Leute, die sich selbst als Pferdemutti sehen und auch so reden. Gerne auch über Facebook, wo sie dann als “ihr Pferd” schreiben und unterdessen sich die Hälfte der Gruppe schon schreiend im Kreis dreht. Aber diverse Leute reden auch im direkten Umgang so mit dem Pferd. Manchmal mach ich das auch. Wenn ich mein Pferd verscheißern will. “Ohhh, muss die Mutti pusten”, wenn er Aui hat (mein Pferd ist eine Mimose, der bei einem winzigen Cut den Huf hebt, wenn mal Matsch reinkommt und dann Auaaaaa kreischt). Ja, ich bin so ein Unmensch, der sein Pferd mit sarkastischen Dutzidu Sprüchen belabert (“Ohhhh, du kleiner Doofkopp, hat der fiese Schmetterling dich geärgert? Ohhhh, komm mal her, du Dummdödel!”).

Ansonsten ist mir aber natürlich klar, dass ich nicht die Mutti bin und mein Pferd auch weder Partnerersatz, noch Kindersatz noch sonst was ist und ich bin auch wahrlich kein Fan davon, wenn Leute dieses engstirnige: “Alle Menschen sind doof, nur Pferde sind toll!” von sich geben. Das ist irgendwie Menschenverachtend und die Leute kann ich dann auch nicht ernst nehmen. Die Begründung ist dann häufig: Ja, Menschen machen so schlimme Dinge. Man selbst ist dann natürlich ausdrücklich ausgeschlossen, aber ja … der himmelschreiende Unsinn kommt bei vielen solcher Leute nicht an. Sie sind eben die Pferdemutti und meinen das bitterernst.

Da geht man also durch den Stall und dann säuselt da eine Dame: “Ohhh, Bubi, die Mama muss dir erst noch die Hufe auskratzen.” Kurz fragt man sich: Meint die das sarkastisch? Nein, denn anschließend kommt: “So und jetzt macht die Mutti dir ein schönes Fresschen.” Also, ne? Babysprache am Tier – können wir alle. Aber es gibt halt den feinen Unterschied zwischen over the top und allgemeine Hirnlosigkeit am Pferd, die mit Dutzisprache einhergeht. Und die Muttis sind gern over the top, weil sie es so ernst meinen und da noch ein ganzer Rattenschwanz an Benehmen dranhängt.

Zum Beispiel, wenn sie ihr Pferd verteidigen wollen. Der unerzogenste Gaul am Stall aber: “Mein Bubi hat das nicht gemacht.” Nachdem drei Pferden ein Ohr fehlt und dem “Bubi” noch ein halbes aus dem Maul schaut. Sie können auch nicht mit Dienstleistern umgehen, die alle ihre Ohren noch behalten wollen und irgendwann mal “Bubi” in ihre Schranken weisen möchten. Da wird Mutti dann resolut. Bubi wird nicht gehauen. Soll der dumme Dienstleister halt ein Ohr verlieren, was ist der so zimperlich, Van Gogh hatte nachher auch nur eins und hat tolle Bilder gemalt. Da kann der Tierarzt auch mal auf eins davon verzichten, Hauptsache Bubi lernt keine Konsequenzen aus seinem Verhalten.

Gerne diskutieren sie auch mit ihrem Pferd. Aber verbal. “Och, Bubi, das hatten wir doch schon, das ist schlecht, wenn du beißt.” Klar, Mensch, das Pferd wird auf jeden Fall wissen, was sie meint. Die sprechen schließlich alle Deutsch und haben die pädagogischen Grundsätze von Muttis Erziehung mit der Mutterbrust aufgesogen, was ich mir bei der Wortwahl dezent eklig vorstelle.

Da stehen sie dann in der Halle, während der Bubi keinen Meter mehr geht und wollen zum Stuhlkreis einladen. Bitten natürlich auch andere, ihrem Bubi nicht zu nahe zu kommen, während sie unentwegt schwadronieren: “Die Mutti geht gleich, wenn du nicht artig bist”. Hömma, wehe du lässt den verzogenen Bubi allein mit MIR in der Halle! Ich hab hier ein Pferd, das überhaupt nichts übrig hat für Dutzi-Pferde, die durch die Kindergartenvorprüfung im Gehorsam gefallen sind … Wenigstens sind sie genauso inkonsequent wie alle Mütter, wenn sie behaupten, sie würden jetzt gehen.

Foto: Weiß nicht wo die hinwollen. Mozart zum Dressurturnier … Pony zum Futter?