Natürlich liebt jeder sein eigenes Pferd, sonst hätte er es ja nicht. Und er hält es irgendwie auch für das tollste Pferd, weil man das als Tierbesitzer so macht (okay, und dann bin da noch ich, die weiß, dass an dem Pferd nichts toll ist, aber für mich passt das). Das äußert sich natürlich im sozialen Leben bei den Mitreitern. Klar zeigt man natürlich gern diese Superfotos, die man letztens geschossen hat (oder gar: hat machen lassen). Reiter sehen da ja schließlich was drauf. Während die Nichtreiter im Freundeskreis maximal so was sehen wie: Oh … ein braunes Pferd. Oh, noch eins. “Jaja, sehr schön.” Wir wissen was “jaja” heißt … nicht wahr?

Das ist auch alles in Ordnung und gehört dazu. Wir reiten gerne, wir lieben unser Pferd und gut isses. Aber dummerweise bleibt es bei dieser Akzeptanz nicht, denn dafür sorgen die Hardcore Pferdemuttis. Ihr wisst schon: Jemand fragt nach einem braunen Pferd in roter Klamotte und wir bekommen einen Schimmel in Grün druntergepostet, weil da wieder unbedingt jemand sein Pferd herumzeigen muss. “Meine Süße trägt ja das und das …” Aha … ja. Haben wir jetzt alle gesehen, aber eigentlich geht es ja um Braune mit …
“HIER TRÄGT MEINE SÜßE ROSA!”
“Ja, haben wir verstanden, aber …”
“SIE IST ÜBRIGENS EIN POLNISCHES WARMBLUT.”
“DAS WILL NIEMAND WISSEN!”
Hu … wo war ich?

Solche Leute sind anstrengend. Ich weiß bei manchen Leuten mehr über ihr Pferd (sowohl im Stall als auch in Pferdegruppen gibt es da Kandidaten, die einem ungefragt ALLES aufs Brot schmieren), als über sie. Und ich sehe die Visage ihres Pferdes ständig. Die können auch keine Frage ohne ihr Pferd stellen, es kommt immer noch schnell ein Verweis auf den eigenen Zossen. Dabei ist es doch echt irrelevant für die Frage: “Hey, was haltet ihr von Decke XY?”, ob da jetzt der Gaul zu sehen ist? Habe manchmal den Verdacht, dass die nicht wirklich eine Antwort wollen, sondern nur, dass man ihr Pferd anglubscht.

Aber auch im Stall sind die anstrengend. Wir stehen am Putzplatz, eine Freundin jammert, weil ihr Pferd lahmt. Wir warten auf den Tierarzt. Eine dritte Person stellt sich dazu. “Ja, die Märry hat auch mal gelahmt.” Danach bekommen wir eine Krankengeschichte (nach der niemand gefragt hat), drei Videos von der Lahmheit und alle Infos über Märry an sich. Und dass sie mal in der E-Dressur ganz toll war und super Bewertungen hatte. Also die Märry. Nicht die Reiterin. Wieso braucht Märry eigentlich einen gesonderten Artikel?

Oder die hier. Eine Bekannte wartet auf den Hänger mit ihrem neuen Pferd. Ich und zwei andere wollen natürlich Infos. “Hallo? Was für ein Pferd? Abstammung? Farbe?”
Sie sagt das Wort: “Trakehner” und voila, eine Pferdemutti ist da. “Ja, also ich habe ja auch einen Trakehner” und laberrhabarberlaber … am Ende weiß ich alles über ihren Trakehner. Nichts über den, der ankommt. Die Bekannte kommt nicht zu Wort. Immerhin müssen wir wohl dankbar sein, dass Mutti nicht noch ganz facebookmäßig ihr Pferd uns vor die Nase gehalten hat.

Jetzt sagen bestimmt ein paar Sonderkluge: “Du postet ja auch immer ein Bild von deinem Pferd!” – mja, das hat allerdings einen schlichtweg anderen Grund – man kann im Fotoarchiv dann die Beiträge durchgehen. Das ist userfreundlich. Und das Pferd gibt’s auch nur, weil ich a) nur eins habe und b) ich es irgendwie unsinnig fände, euch jetzt Baumbilder oder ne Katze zu zeigen. Und wenn ich eins habe, dann sind es übermäßig Pferdebilder. Wie jeder Reiter …

Foto: Von Morwen