Ja echt, davon hatten wir schon mal Part I. Als man sich vor dem Renngericht wegen ein bisschen Omeprazol herumzankte. Ist doch gar nicht so schlimm, bisschen mit den Wimpern klimpern und gut – hat übrigens alles nichts genützt, wenn das Direktorium schon sonst gerne mal pennt – da dann mal nicht. Warum sprechen wir also heute wieder über Doping?
Weil es mich beschäftigt. Sehr sogar. Ich bin ein so krasser Gegner von Doping und habe Minus 0 Toleranz dafür, das könnt ihr euch gar nicht vorstellen. Ich werde schon sauer, wenn Privatleute ihrem Pferd ein Medikament geben, damit sie es anschließend reiten können (besagtes Gastroguard z.B. … kann ich nicht unten bleiben, wenn mein Pferd Medikamente nehmen muss? Es ist doch nicht fit!).
Halten wir also fest, ich finde Pferdedoping in etwa so scheiße wie Neonazis und habe überhaupt kein Mitleid mit Dopingsündern, auch wenn es “nur” verbotene Substanzen waren, oder wenn die steif und fest behaupten, dass sie das ja gar nicht waren. Ne, niemalsnicht! Das bringt immer der Wind ins Pferd, wenn man dann erwischt wird. Richtung B-Probe wird dann irgendwas dazu erfunden und schnell die Sache herab gespielt: Das ist ja auch gar nicht leistungssteigernd! Glaubt ihr nicht? Kann man aber die Uhr nach stellen. Mit folgender Gleichung:
Wenn A-Probe positiv dann: “Ich weiß gar nicht, wie das ins Pferd gekommen sein soll.”
Je näher B-Probenauswertung rückt: “Und selbst wenn, das war ja gar nicht leistungssteigernd.”
Wenn B-Probe positiv: “Der Tierarzt hat aber gesagt das ist okay.” Oder: “Ich habe mich an alles gehalten und trotzdem ist es nachweisbar, das ist voll unfair.” Oder, falls wirklich Doping: “Das war der Futtermittellieferant! Hat der einfach die Zusammensetzung geändert!”
Alles Schlingel außer Mutti.
Ich bin böse auf Dopingsünder. Egal wie absichtlich das jetzt war oder nicht. Vielleicht war es Schusseligkeit, vielleicht hat man nen Eimer verwechselt, vielleicht hat jemand nur gedacht: Shit, zu lange gegeben, aber wir machen jetzt trotzdem mal unser Turnier/ unser Rennen – wird schon schiefgehen. Ich reite natürlich nicht im großen Sport, aber ich frage mich schon, wie das immer sein kann. Dass angeblich Tierärzte Dopingrelevante Mittel empfehlen, dass wie jetzt im aktuellsten Fall der VS Reiter jemand es dem Pferd heimlich untergejubelt haben soll, usw. Hierfür gibt es übrigens einen tollen Tipp: Hat man schon in den 30ern bei Seabiscuit und davor bei Phar Lap gemacht: Beim Pferd schlafen. Ist nicht schön. Aber dann kann auch keiner heimlich was ins Mäulchen stecken, gelle? Dann braucht man auch keine Kameras.
Ich bin da so wahnsinnig skeptisch (siehe Beispiele mit A und B Probe, die sich immer wiederholen). Wäre unsere aktuelle Dopingsünderin jetzt wirklich die Ausnahme, muss ich trotzdem fragen: Wieso kann da jemand ungestört ans Pferd? Das verstehe ich nicht. Nun, sei es, wie es sei – jetzt ist das Kind eh im Brunnen. Hat leider die VS Reiter dieses Mal erwischt – sonst immer das Aushängeschild. Schuldig wird sie definitiv sein – selbst wenn jemand anderes das Medikament ins Pferd geschmuggelt hat. Man hat ja schließlich eine Verantwortung gegenüber dem Pferd und seinem Team. Der ist man nicht nachgekommen, wenn da einfach jemand ungestört drangeht. Wisst ihr, wie viel Stunden ich dumm an Boxen gesessen habe, damit das Pferd auf einem Renntag nicht unbetreut ist? Da geht man maximal aufs Klo … das wars dann auch. Nicht ohne sich vorher jemanden herbei zu holen, der für einen kurz mit aufpasst.
Was mich daran aber am meisten ärgert ist die Tatsache, dass es für alle anderen Reiter, die nicht in der Weltelite mitreiten, ein Freibrief ist. Die “Großen” machen das doch auch so. Und wenn ich Zuhause mit einem Mittelchen reite, das zwar aufm Turnier verboten ist, ist das doch ganz egal. Und ich rede jetzt nicht von Schokolade (wäre auch nicht okay, ist aber für den Hausgebrauch dann mal tatsächlich egal). Sondern von so Sachen wie: Das Pferd hat ein Autschn, es gibt Equi. Jetzt lahmt das Pferd schon gar nicht mehr und die letzte Tüte Equi hat man heute morgen gegeben. Na, da kann man doch jetzt noch ein bisschen reiten? Ist doch gar nicht schlimm. Lahmt ja nicht mehr. Dass Schmerz ja genau dafür da ist, dass das Pferd sich nicht weiter so bewegt wie vorher (ist schließlich ein Warnzeichen), das wird ignoriert. Hat ja, Dank Pülverchen keine Schmerzen mehr. Ist doch auch nicht Leistungssteigernd und überhaupt: Zuhause ist das doch voll Ok.
Aber dann auf Dopingsünder schimpfen. Das sind mir die Allerliebsten.
Foto: Ist nicht gedopt. Vielleicht sediert er sich an manchen Tagen aber heimlich selber.