Pferdemenschen haben das mit den dummen Antworten voll drauf. Nicht nur, dass sie auf „Oder“ Fragen mit: Ja! antworten, ne, die merken auch gar nicht, wie wenig hilfreich ihre Antwort ist. Auf eine simple Frage wohlgemerkt. Das stellt man nicht nur in Pferdegruppen fest, auch im heimischen Stall. So explizit falsch zu antworten, erlebe ich sonst nur im Büro von den Informatikern. Pferdemädchen toppen das aber um Längen. Ich weiß einfach nicht wieso. Kann das mal jemand erforschen? Liegt wahrscheinlich an der Ich-Bezogenheit. Denn wenn man dumm antwortet, kann man viel mehr von sich selbst erzählen, während die Informatiker einem nur einfach nicht richtig zugehört haben.

Zum Beispiel: „Kennt jemand einen guten Sattler im Umkreis Köln?“
Einfache Frage. Falls ja: Man könnte ihn nennen. Falls nein: Nichts schreiben.
Oder vielleicht Antwort B: „Hier in Berlin habe ich einen total tollen Sattler, Hans Peter Hodenrüttler!“
Ah … Berlin … ist ja ums Eck. Oder ist hier von rechtschreibschwacher Frau, die Neukölln nicht schreiben kann, ausgegangen worden?“

Oder auch: „Wie bekomme ich denn die Flecken, die der Sattel hinterlassen hat, von meiner Schabracke ab?“
Man könnte es erklären. Man könnte sagen: Würde mich auch interessieren.
Oder: „Ich mache Weinflecken aus meiner Hose immer mit einem Voodootänzchen weg!“
Danke! Sättel werden ja mit Wein befüllt. Falls der Sattel ein Loch bekommt, suppt es auf die Schabracke durch. Das sind keine Verfärbungen vom Leder. Das ist Wein. Falls der Reiter unterwegs auf dem Trockenen sitzt.

Schlimmer noch wird es im Stall selber. Man kommt zu einer Gruppe Leute, von denen drei Pferde mit deinem eigenen auf der Weide stehen haben. Man fragt was Simples: „Sind die Pferde schon drinnen?“
Die Personen, die NICHTS mit einem zu tun haben, werden diese Frage beantworten: „Also meine sind schon lange drinnen. Wir waren vorhin ausreiten, das war total schön.“
Danke … aber das war es nicht was ich wissen wollte.

Auch in Notsituationen sind Reiter mit dummen Antworten schnell dabei. Eine ängstliche Einstellerin kommt zum Putzplatz: „War der Tierarzt schon hier oben?“ Ihr Pferd hat Kolik und sie wartet.
Ich will das gerade verneinen. Aber die am Nachbarsplatz, die weiß alles. Auch, wie man sinnlose Informationen loswird.
„Bei mir war gestern der Tierarzt. Schnucki hat eine Beule am Bein. Aber ich habe ja auch den Doktor Arschnase, der ist ganz toll.“
Wie schön. Glückwunsch. Ich verneine und sage, dass ich sie anrufe, sobald ich ihn sehe. Hält ja sonst keiner aus.

Auch sonst: „Braucht die Gamaschen oder Bandagen?“
„Ja.“
DANKE! Mensch, das ist hilfreich.

Bei der Reitabzeichentheorie wird es dann besonders anstrengend. Ich werde gefragt: „Ab welcher Klasse gibt es denn den Außengalopp?“
Reiterin A fusselt dazwischen: „Meine kann schon Außengalopp.“
Danke. Beantwortet weder die Frage, noch war sie an dich gestellt. Und ich habe sie gestellt bekommen, weil Frau Todesstern permanent im Außengalopp angesprungen ist. Ergo geht es hier gerade um meinen Fehler. Aber pfff … man muss doch was von sich erzählen.

Nächste Frage. „Ab welchem Punkt soll das Pferd denn umgestellt werden, wenn man durch den Zirkel wechselt?“
„Also wenn ich wechsle, dann muss ich ja früher umstellen, weil Pupsi das nicht so gut kann.“
Wir sind hier in der Theorie! Gnah! Kein Schwank aus deinem Leben nötig. Der Richter ist entsprechend verunsichert. Oder genervt. Vorsichtshalber fragt er Frau Erzählmiralles nichts mehr.

Wenn Reiter doch nur einfach mal eine Frage beantworten könnten. Das wäre schön. Klar … wir trollen alle mal gerne, wenn jemand ne komische Frage stellt. Aber völlig normale Fragen … kann man die nicht einfach beantworten? Statt einfach nur darauf aus zu sein, irgendeine „wichtige“ Information über sein eigenes Leben loszuwerden?

Foto: Fusselig.