Manchmal ist es echt unangenehm mit dem Pferd. Vor allem, wenn das nicht so ein Blitzmerker ist und andere Leute völlig verwirrt bei dem, was es tut, zusehen. Zum Beispiel, wie ein Pferd mit voller Absicht einen Huf in den Putzkoffer steckt, der bricht – Huf klemmt fest und dann wird gehüpft, Pferd hängt sich fast auf, Putzkoffer wird wieder hingestellt und sobald man sich abwendet, wird dasselbe noch mal gemacht.
Meistens muss man dann beschämt den Putzplatz wechseln mit einem entschuldigenden Blick gen alle Seiten und sagen: “Entschuldigung, der ist halt doof.” Dazu muss man das auch noch ganz leise tun, weil das Pferd natürlich alle anderen Pferde so richtig terrorisiert hat. Die warten jetzt förmlich darauf, endlich wieder auszuflippen.
Glaubt ja auch keiner, wenn man das erzählt. Oder die Leute schreien direkt rum, dass man herzlos ist, weil man ja ein Pferd (Achtung, heiliger als Kühe in Indien) gar nicht doof sein kann und wer das behauptet, der ist schlimmer als Hitler. Irgendwie so was jedenfalls. Dabei gibt es genug betroffene im anonymen: “Hilfe, mein Pferd ist ein bisschen doof”-Club. Der wird halt nur nicht so öffentlich gemacht, weil das ja scheinbar ein Tabuthema ist. Doofe Pferde werden verschwiegen. Dabei können so viele ein Lied davon singen. Und man kann ja auch nichts dran ändern. Der schusselige Doofkopp wird sich niemals ändern. Der guckt nicht künftig vorher nach, wo er reinbeißt, nein, der beißt auch beim zehnten Mal in die Eisenstange und geht dann bei Mutti heulen, wenn der Zahn abbricht. Hät ja keiner ahnen können.
Vielleicht haben die auch nur Alzheimer. Auch durchaus schon früh. Manche schon als Jährling.
Darum: Erste Anzeichen dafür, dass Sie ein doofes Pferd haben:
1. Es nimmt alles in den Mund – und verschluckt es dann, oder beißt drauf, egal wie schmerzhaft, unlecker oder gefährlich das ist. Dabei wird dieses Muster ständig wiederholt, egal wie oft man sich wehgetan hat, oder wie oft man festgestellt hat, dass es nicht schmeckt.
2. Das Pferd wählt den Weg, der dazu führt, dass es feststeckt, sich einen Ast irgendwohin rammt, oder ihm das Tor gegen die Birne knallt. Und zwar so gut wie jeden Tag. Auch wenn es außen herum gehen könnte.
3. Es denkt nicht mit. Lektionen vorgreifen? Nur über seine Leiche. Hat es doch eh vergessen. Oder keine Lust, sich das noch mal ins Gedächtnis zu rufen. So fängt man lange Zeit jeden Tag bei 0 an, bis das irgendwann ins Langzeitgedächtnis rutscht und dann plötzlich sitzt.
4. Das Pferd kann die Konsequenz nicht abschätzen. Obwohl der Reiter jedes Mal konsequent ist. Es gibt schließlich jedes Mal Ärger, wenn es versucht das Heulager zu überfallen, während es daran vorbei geht. Das doofe Pferd steht dann auch völlig empört neben einem und guckt nach dem Motto: “Aua! Woher soll ich denn wissen, dass das verboten ist?”
5. Es wird bei doofen Dingen beobachtet. Na, wessen Pferd wurde schon beobachtet wie es viermal hintereinander ganz empört den Stromzaun anquietscht, weil es sich dagegen gelehnt hat? Oder dabei beobachtet, wie es sich vor seinem eigenen Schweif erschreckt? Vor seinem eigenen Huf, der laut geklappert hat, weil man gerade fast beim schlafen am Putzplatz umgefallen ist?
Fassen wir also zusammen: Doofe Pferde sind sehr lustig. Leider oftmals auch etwas teurer, weil sie durch ihr Rumgeschussel entweder sich selbst, oder unser Zeugs kaputt machen. Aber das ist völlig okay. Kann ja nicht jeder ein Einserschüler sein. Muss auch gar nicht jeder. Mit nem doofen Pferd wird es nämlich niemals langweilig. Ich meine, wer soll denn sonst beim Schmied testen, ob man wirklich drei Beine zum Stehen braucht, oder ob eins auch geht – wer soll fünf Tage hintereinander feststellen, dass Besen nicht essbar sind? Wer soll herausfinden, ob die Stalltür nicht vielleicht doch aufgeht, wenn man nur lange genug dagegen bollert? Woher sollen wir denn wissen, wie der Tierarzt schmeckt? Und überhaupt – nie war es einfacher Medikamente ins Pferd zu bekommen. Doofe Pferde essen alles! Ein Hoch auf die Doofis!
Foto: Ponynasen. Jetzt im Doppelpack. Gib Futter, Weib!