Pferde sind eigentlich auch nur Kandidatinnen bei Germanys Next Top Model – viel Drama, altbekannte Dinge kommen immer sehr überraschend und empören die Teilnehmer (wie, wir haben ein Nacktshooting?! Das gab’s ja noch nie) und wenn es einen Grund für Drama gibt, dann wird der auch genutzt. So richtig. Das wird nirgends so stark klar, wie wenn das Pferd wirklich mal ein Aui hat. Dann leidet er sehr. Das tut ja auch ganz fies weh. Okay, wenn er irgendwas will, oder es was Leckeres gibt, dann ist das Aui sehr schnell vergessen. Leider nicht bei Frauchen, die dann schon nachfragt: “Sag Mal, du willst mich wohl verkohlen?”

Wenn die Osteopathin schon nach zwei Minuten sagt: “Ah, okay, der ist ein bisschen melodramatisch”, dann weiß man auch gleich, was man von ihm zu erwarten hat. Er leidet immer sehr doll und sofort. Ich könnte auch nie über “Schmerzen” hinwegreiten oder nicht bemerken, dass dieses Drama-Lama krank ist – er sagt es mir. Dass er nicht noch, wie die Dame von Welt, das Bewusstsein verliert, ist aber auch alles. Zu Hülf, ich habe Schmerzen. Aber nicht überall. Hat er Macken am Kopf, meldet er sich nicht. Da kann auch mal sonst was sein und ein klaffendes Loch – das stört nicht. Tut auch scheinbar nie weh, man kann mit dem Finger drin rumpopeln oder desinfizieren – egal.

Wenn aber was an den Beinchen ist, dann dreht das Drama-Lama steil. Zum Beispiel, wenn man ein Eisen verliert. Danach kann man unmöglich drei Schritte über Asphalt machen, nein, da heult man, hebt das Füßchen, nur um zu signalisieren: “Auiiii!”. Sicher ist das unangenehm, er ist vorne fühlig, aber auf der Weide, auch bei knüppelhartem Boden, wenn es so gar nicht regnen will, da kann er dann lahmfrei galoppieren. Deswegen nehme ich ihm dieses Drama auch nie ab. Die drei Schritte KANNST du echt gehen. Nachdem meine Reitbeteiligung ihn nach ausgiebigem Drama mal zurück in die Box gestellt hat, wurde das Drama übrigens besonders schlimm. Yeah! Er kann auf demselben Asphalt ja auch herumstehen (und herumwackeln) wenn der Schmied da ist.

Noch kurioser wird es übrigens, wenn man ihm EINE Bandage anlegt. Nur eine. Dann schaltet er automatisch in den: “Das muss wehtun, ich lahme mal lieber”, Modus und hebt sogar das Bein, wenn er steht. Nein, der wird nicht falsch bandagiert, der wurde nur bandagiert, als er wirklich mal was am Bein hatte. Für das Buch haben wir ihm (weil er doch schlimm verletzt sein sollte), einmalig bandagiert – und prompt trat er mit dem Fuß nur noch ganz vorsichtig auf. Ist bestimmt kaputt. Sonst wär das Zeugs ja nicht drumherum. Muss wirklich schlimm sein, ich mach mal mit. Wechselt man das Bein, wechselt auch die Lahmheit. Bandagiert man ihn an allen Vieren, ist er nicht lahm. Er ist einfach ein medizinisches Wunder.

Sind andere gemein zu ihm, gibt es auch Drama. Er ist so eine fürchterliche Petzliese. Wie der kleine Bruder, der, wenn man ihn mal ein bisschen zurück ärgert, direkt zu Mama läuft und heult: “Maaaamaaaaaa, die waren gemein zu mir.” Kommt dann direkt angeschnorchelt und möchte am liebsten auf den Arm, während er deutlich zeigt, welche Pferde jetzt fies waren. Ist das Pony fies, erkläre ich ihm: “Du weißt wie es ist. Das andere Kind hat sich Sackgesicht genannt? Und womit? Mit Recht! Du hast ihn geärgert, jetzt heul nicht.”

Foto: Die große Tür ist zugeklappt. Gemein. Halllooooo – bitte Tür auf (geht jetzt übrigens nicht mehr, die ist weg)