Wir Reiter aktivieren manchmal den Faultiermodus. Einfach, weil man dafür vom Pferd absteigen müsste, oder etwas holen müsste, was ganz woanders liegt, oder aber, weil wir einfach uns nicht aufraffen können einen Handschlag mehr zu tun. Das ist manchmal einfach so und wir sind da erfinderisch.
Solange es nicht zu lasten des Pferdes geht, ist das ja auch vollkommen legitim, meist sind wir ja aus Hobbygründen im Stall und wenn es uns besser damit geht, dass wir mal zu faul dafür waren unser Sattelzeug zu putzen oder einzufetten, dann ist das noch alles im Rahmen.

Unlustig wird es, wenn die Leute anfangen aus Faulheit ihre Sachen selbst zu flicken, mit Dingen, die nie und nimmer halten. Besonders spannend bei Steigbügelriemen und Sattelgurten, da habe ich schon abenteuerliche Konstruktionen gesehen, die Mac Gyver stolz gemacht hätten. Die beste Kombination beinhaltete Kabelbinder und einen Edding. Ja, fragt nicht …

Lustig wird es, wenn man den Leuten bei ihrem Faultiermodus zuguckt. Man kann die Gedanken quasi hören, das ist echt spannend. Vor allem bei Reitern, die Gerten oder Decken an der Bande loswerden wollen. Pferd hat zu weit entfernt von der Bande angehalten. Aber man will ja auch nicht neu anreiten, dann ist es bestimmt zu weit vorn. Also werden die Arme länger. Und länger. Und das Pferd unruhiger, weil es sich auch denkt: „Was zum Teufel tut die da?“
Während man selbst natürlich auch zu faul ist einfach Gerte oder Decke entgegenzunehmen. Da wird zugeschauert.

Oder es wird behämmert und wir schämen uns im Nachhinein für unsere Faulheit. Ich jedenfalls möchte mein vergangenes Ich für diese Aktion einfach nur Ohrfeigen und es anschreien: „Wie faul kann man sein?“

Es ist Freitag, ich möchte endlich nach Hause. Der Arbeitstag war lang, es gab noch Heu und Spätdienst hab ich auch noch. Ich radle Richtung Heimat und stelle fest, ich hab ja noch meinen blöden Hufkratzer in der Hintertasche der Jeans. Fahre und fahre, ist ein bisschen unbequem. Hinter mir macht es „PLÖNK!“
Radle noch zwei Meter weiter und halte an. Was war das? Ach, der Hufkratzer. Den sieht man gut, er ist ja grün und liegt mitten auf dem Asphalt. Ich denke nach: Jetzt noch mal umdrehen? Boah, ne. Der könnte ja genausogut in China liegen. Umdrehen? Nur über meine Leiche. Ich fahre weiter. Eiskalt. Werd schon irgendwo noch einen haben. Und wenn nicht ich, dann der Stall.

Denkste! Ich habe selbst keinen mehr und im Stall hat jeder seinen eigenen. Ich schaffe es auch nicht, den Kollegen einen abzuluchsen, die passen da gut drauf auf. So beginnt meine Ära ohne Hufkratzer, die sage und schreibe ein halbes Jahr andauert und mir sehr schmutzige Finger beschert. Nicht, dass ich das dumme Teil mal für einen Euro im Reitladen mitgenommen hätte – nein! Bin zu faul in den Reitladen zu fahren, hab doch sonst alles.
Bis irgendwann mal irgendwo ein herrenloser Hufkratzer rumfliegt nach einem Renntag. Da hab ich dann auch wieder einen.

Heutzutage bin ich nicht mehr ganz so faul. Ich vergesse lediglich mal absichtlich Halfter am Reitplatz, da ich auf dem Weg zum Auto zu faul für die drei Meter dort rüber und den Weg zur Box zurück bin. Dürften insgesamt 10 Meter sein …

Foto: Hat auch einen Faultiermodus.