Neulich habe ich in der Sattelkammer zum ersten Mal in meinem Leben eine Big-Square-lalala-Schibbi-Schabbi gesehen. Musste die erst mal anfassen (sah irgendwie wie Plastik aus). Mein jeden-Montag-musst-du-mit-mir-Vorlieb-nehmen-Ponytier musste dann doch die braune No-Name Schabbi spazieren tragen. Er war ganz niedergeschlagen.

Auf dem Weg zur Halle hat er an einem an der Wand stehenden Regal geschnuppert. Wo irgendwo Möhren lagen. „Jaja der Haflinger“, nuschelt eine vor Freude sprühende Kollegin, als sie sich an uns vorbei schiebt. Bei dem Atemzug in Richtung Möhren ist er nämlich gleich noch fetter geworden. Ist schließlich ein Pony. In der Halle ist bereits ein kleiner Brauner, der Panik schiebt. Die Wand beißt mal wieder.
Wie gut, dass mein ach-so-fettes Reitgetier zu viel Macho ist um Angst zu haben. Nachdem der vom Boden aus aufgewärmt wurde, geht es in den Sattel. Damit das arme Pony mal was Richtiges zu tun bekommt. Nicht nur diese Spielereien vom Boden aus. Im Round-Pen. Mit Knotenhalfter. Hach, wie alternativ ich doch bin. Im (übrigens auch schrecklich alternativen) Barocksattel drehe ich meine Runden, als sich noch ein Reiter mit einem schwarzen Westernklepper zu uns gesellt (der kleine Braune ist samt Reiterin und Panik mittlerweile auf dem Außenplatz). Schick, denke ich, dann kriege ich mal ein bisschen Westernreiten zu sehen.

Kriege ich auch, bis das Muskelpaket nicht mehr spurt. Zack zack zack ist der Kopf auf der Brust und ich frage mich, ob das beim Westernreiten nicht eigentlich anders gehört. Kurze Zeit später pflügt der Schwarze aber wieder mit der Nase den Hallenboden um. Die Welt ist in Ordnung. Nur für die vernünftigen Westernreiter tut es mir leid. Irgendwer muss eben immer das Gesamtbild versauen. Das Macho-Pony benimmt sich mustergültig und wird bald wieder entlassen. Noch darf er seine Nächte auf dem Paddock verbringen. Der Schwarze nicht. Der erfriert sonst.

Nächster Tag, nächster Stall, nächstes Pony. Auch nicht mein eigenes. Ich schnorre nur bei anderen Leuten. Das neue Knotenhalfter ist auch geschnorrt. Nach einer halben Stunde wurde bereits geurteilt, dass die Farbe nicht zum Pony passt. Und sowieso ist das Pony zu fett. Wie immer. Hab schon verstanden, ich stelle mich in die Ecke und schäme mich. Auf dem Platz zirkelt die Kleine zunächst artig um mich herum.
Obwohl das Halfter nicht zu ihrer Fellfarbe passt. Ist die blind? Ich werfe immer wieder Blicke zu der anderen Frau, die auf ihrem großen Braunen vorbei reitet. Keine Ahnung welche Rasse das ist. Muss aber sportlich sein, ist ja ein WiWaWarmblut. Springen oder Dressur? Jedenfalls hat es eine Schibbi-Schabbi und Gamaschen von Eskiii. Die sind aber nicht aus derselben Kollektion.
Passen nicht mal farblich zusammen. Himmel hilf! Aber oh, die Dame hat keinen Helm auf. Na, da ist unser Ansehen ja noch mal gerettet. Sonst wären wir fast uncool gewesen. Der Reiterin scheint nicht aufgefallen zu sein, das wir knapp an der Katastrophe vorbei geschrammt sind. Die zieht ein Gesicht wie ich in einer Matheklausur. Ihr WiWaWarmblut scheint jedenfalls ein Dressuresel zu sein. Vielleicht sollte ich mal nach der Abstammung fragen. Die bestimmt nämlich genau, was das Pferd machen darf.

Stellt euch mal einen Totilas-Sohn im Springparcours vor. Undenkbar. Wenn das doch auch für dicke Ponys gelten würde. Dann wüsste ich, dass meins von einem Model abstammt. Wackelt viel rum aber lässt die Beine schleifen. Als ich sie zu einem Galopp auffordere, buckelt sie. Vielleicht findet sie die Farbe von dem Halfter doch scheiße? Oder will sie passende Bandagen einklagen? Ich möchte ihre Hinterbeine einklagen, die scheint sie eh nicht zu brauchen. Als das WiWaWarmblut neben ihr schnaubt, bekommt sie einen Rappel und benutzt die Hinterbeine doch. Bis sie merkt, dass ich noch am Seil hänge. Das ist dann wohl zu anstrengend, denn sie schaltet wieder in den liebes-Pony-Modus und lässt sich sogar dazu ermuntern, ihre Hintergräten mitzunehmen. Ich bin beeindruckt und gebe ihr Feierabend. Ob sie ihre blau-braune Regendecke wohl schick findet? Auf die Abendbrot-Banane scheint sie zu stehen.
Von der Schale frisst sie gleich ein Stück mit, was mich dazu bringt, panisch bei Google anzufragen, ob Bananenschalen giftig sind. Sind sie nicht. Vielleicht sollte ich Google nächstes Mal auch fragen, ob die Farbe meiner Ausrüstung passt, bevor ich mich unter die Leute wage. Dann muss sich niemand mehr die Arbeit machen, das zu beurteilen.

Foto: Im kleinen Schwarzen statt dem hässlichen Knotenhalfter. Sieht gleich viel sportlicher aus. Außerdem macht die Perspektive schlank.