Ich hab einen Faible für die Arschigen.
Und das mit kurioseste Pferd, was ich je kennenlernen durfte, war jahrelang mein pferdisches Nonplusultra. Ein ehemaliges Kutschpferd kam zu uns in die Reitschule und mochte nichts und niemanden. Mich auch nicht – also keine Fury Story.
Die kann man bei der Dame getrost zu den Akten legen.
Alles unter einer gewissen Körpergröße war für sie Model Küchenschabe wurde umgewalzt oder ignoriert. Wenn sie ganz schlecht drauf war, an die Wand gedrängt. Diese Dame lebte mit den Ohren im Genick. Und WEHE wenn sie sie mal aufstellte. Das war die Ankündigung für den Freiflug. Oder den Sprung. Denn die Pferd-gewordene Grumpy Cat hatte eine Passion – Springen. Und ich hatte die Passion – sie! Ich fand dieses Gesamtpaket so spannend und liebenswert, obwohl Rittigkeit, Freundlichkeit, oder gar sinnvolle Arbeit eigentlich nicht wirklich vorhanden waren.
Wenn sie nicht gerade Abteilungen aufgemischt hat, war sie dennoch nicht zu verfehlen, Giraffenhals, spastisch ausschlagende Rudervorderbeine, steifer Rücken, keinerlei aktive Hinterhand und Ohren im Nacken. Gepaart mit Ramsnase und einer großen Portion schlechte Laune.
Und klug wie eine Eule. Na, ja, eine Eule mit niedrigem IQ.

Wenn beim Kostümreiten an Karneval man als Ringgeist antanzt und alle Leute das Pferd ansehen und sagen: Passt … Wahrscheinlich ist die auch Zuchtgebiet Mordor.

Niemand schlug sich um die, als sie plötzlich auf dem Plan stand. Die hatte ich ganz freiwillig von allen Seiten für mich alleine. Viel hab ich der im Leben wohl nicht beigebracht. Galoppieren und Springen gehört dazu und halbwegs anständiges Laufen. Springen war voll ihrs. Da waren die Ohren plötzlich vorne und das ganze Pferd war wie verändert – allerdings mit ihren hexentypischen Macken. So weigerte sie sich plötzlich zwei Wochen vor meinem Reitabzeichen den letzten Sprung im RZ Parcours zu gehen. Völlig egal, was wir anstellten:

Leute hinstellen – umgerannt
Sprung hinstellen – lieber den springen, auch wenn er höher ist
Scharfes Gebiss – mir doch egal
Mit Sand werfen – leck mich doch
Mit Peitsche rumwedeln – an der anderen Seite vorbei
Nur diesen Sprung reiten – nö
Meine Reitlehrerin drauf – doppelt nö

Meine RL bot mir ein anderes Pferd an, aber ich wollte nicht. War für mich Ehrensache, dass es ausschließlich mit ihr geht. Und als ich ihr dann noch offenbarte, dass ich auch die Dressur mit ihr reiten würde, schob sie dezent Panik, weil ich der erste Horst wäre, der in der Dressur durchfällt.
War mir egal. Reitabzeichen nur mit dem Monster. Und in der Generalprobe für die Dressur hatte sie dann auch spontan vergessen, was eigentlich ein Handgalopp ist. Völlig egal, was ich darauf anstellte. Dieses Pferd konnte bis dato gar nicht im Außengalopp auf dem Zirkel gehen …

Und manchmal gibt es so Tage, da überrascht dich auch das Biest … da gehst du auch mit dem Droschkengaul, der auf dem Gebiss festbeißen und gegen einen Arbeiten für State of the Art hält, mit einer 7,X (sorry, ich finde mein Reitabzeichen nicht mehr) aus dem Parcours.
Oh, und mit einer 5,2 aus der Dressur, weil sie fand, dass Außengalopp ein wichtiger Bestandteil der Prüfung sein sollte.
Das Grumpy Horse ist wachsam. Nicht, dass der Reiter sich nachher was einbildet.
Eine Einbildung bleibt trotzdem: Ich bilde mir ein, dass sie mich mochte. Natürlich nur innerlich. Und mit angelegten Ohren.

Foto: Das Ungeheuer … ihr wollt nicht wissen, wie viel wir mit Schlüsseln klimpern mussten, bis die mal die Ohren aufgestellt hat.