Jeder Reiter, der ein gereiftes, oder zumindest angerittenes Pferd hat, der wird mir irgendwann diesen Satz sagen müssen: „Ich war das nicht“. Spätestens dann, wenn er auf die Idee kommt, ein Problem zu beheben. Das kann Koppen sein, das kann Weben sein, das kann eine Unart beim Reiten sein, oder eine alte Verletzung.
Denn grundsätzlich fällt alles, was das Pferd an unerwünschtem Verhalten zeigt, sowie alles an körperlichen und geistigen Problemen auf den Besitzer zurück.
Machen wir uns nix vor. Wenn ich schreibe, dass mein Pferd koppt, dann schreien erst Mal 10 Leute, ich soll den durchchecken lassen, der langweilt sich, er tut dies, er tut jenes. Fakt ist aber, dass ich nicht mal sagen kann, wie lange er schon koppt, denn das hat er vor mir auch schon getan. Und koppen, wir erinnern uns, ist ja ein Suchtverhalten, das nicht zwingend abgestellt werden kann – wenn sich das Pferd das schon über all die Jahre angewöhnt hat. Ergo: Ich kann gar nicht immer was dagegen machen. Außerdem stört mich das gar nicht so sehr, der hat noch gute Zähne. Eigentlich nervt es nur, wenn man dabeisteht. Und eventuell meinen Stallbesitzer, der ihm hin und wieder den Trog neu dranmachen muss.
Ist ja nicht so, als könnte man ihn deswegen nicht reiten, oder sonst was. Trotzdem habe ich mir einige Jahre vorgemacht, ich müsse was dagegen tun. Ständig was geändert, dauernd den Tierarzt konsultiert …
Ich muss mich wohl damit abfinden, das Koppen kommt immer mal wieder. Ist okay. Muss ich mit leben. Er lebt da eh schon einige Jahre mehr mit. Immerhin ist er 15.
Auch mit seinen anderen Macken, die ich nicht ganz rauskriege, lebe ich. Ich frage auch nicht mehr andere Leute. Denn dann muss man sich erst Mal massivst verteidigen. Ich habe dem nicht als Zweijähriger nen Sattel mit drei Mann angeknallt. Trotzdem gehen die Mitreiter davon aus, dass die Macken am Pferd ausschließlich von dir kommen. Denn du bist der Besitzer. Was zwar heißt, dass du für dein Pferd verantwortlich bist, aber noch lange nicht, dass es alles deine Schuld ist. Gerade nicht, wenn du dir ein etwas komplizierteres Tier ausgesucht hast.
Lass dich also nicht belabern. Erstens hat jeder Probleme mit seinem Pferd. Irgendwann, irgendwo. Selbst wenn er das ganz doll schonend ausgebildet hat und höchstselbst – so kommt irgendwann ein Problem. Problemfreie Mensch-Pferde-Beziehungen gibt es nicht. Irgendwas ist immer. So wie das bei Menschen auch der Fall ist. Mal missversteht man sich, mal versteht man sich gar nicht und manchmal kommt es zum Streit. Das ist nicht schlimm, das ist normal. Und völlig in Ordnung.
Niemand ist perfekt. Niemand ist immer gut gelaunt. Und dann schleichen sich Macken und Verhaltensweisen ein, die durchaus unerwünscht sind. Sollte sich jeder Reiter vor Augen halten.
Tja … wenn das aber niemand tut, dann geht man lieber den Leuten auf den Sack, die sich ein Mackenpferd geholt haben. Ich meine, Koppen ist ja nicht der Tod. Das nervt und macht die Zähne kaputt. Aber mehr dann auch nicht. Wenn das Pferd halbwegs nett ist, setzt es nicht auf Beton oder Metall auf und dann hat sich die Sache auch. Ich habe mich damit abgefunden. Können das nicht auch andere Leute?
Wenn man dann noch versucht an Macken, die andere Leute verbockt haben, zu arbeiten, erntet man auch nur empörte Kommentare.
„Da ist ja wohl einiges bei euch schiefgelaufen, dass er das macht!“
„Weiß ich nicht, hat er beim Vorbesitzer bereits getan.“
Ja, kennt ihr, oder? Da suchen sie immer noch 10 Gründe, es DIR anzuhängen. Du bist schließlich jetzt verantwortlich und wenn das Pferd immer noch beim angaloppieren buckelt, dann ist es dein Problem, egal ob du hast die Zysten deiner Stute behandeln lassen und sie nur noch auf Schmerz wartet, wenn der Schenkel zurückgeht. Auch egal, dass du nun gebisslos reitest, dein Pferd aber immer noch die Schnute aufreißt, weil da jemand der Meinung war, man könne mit Kandare auch mal ordentlich zugreifen.
Lasst die Dummschwätzer labern. Wenn die mal irgendwann von ihrer rosaroten Wolke runterfallen, dann kriegen die halt auch nur dumme Kommentare. Und wissen dann, wie das ist, wenn statt sinnvoller Tipps oder Ideen nur kommt: „Ja, sorry, also bei DIR muss ja echt was schief laufen, wenn dein Pferd SO was tut!“
Karma is a bitch!
Foto: Kann ich jetzt gehen? Ich habe noch Termine!