Sobald die ersten Sonnenstrahlen aufs Pferd scheinen, haben Reiter gefühlt nur noch zwei Themen. Hitze und Insekten. Denn Insekten nerven und stechen – ergo muss die Hexenküche her. Jedes Jahr ist es dasselbe. Wir werden mit denselben Fragen pro Gruppe ungefähr 20 Mal pro Tag überschüttet:
„Was tu ich gegen Fliegen?“
„Was mach ich gegen Zecken?“
„Habt ihr gute Mittel gegen Bremsen?“
Die Fragen sind alle ähnlich und alle bringen ständig neue Mittel ins Gespräch, die eigentlich in den letzten Jahren trotzdem alle gleich waren. Und irgendwie schrecken die Damen, die sonst einen Tobsuchtsanfall bekommen, wenn nur mal jemand den Schweif mit dem „falschen“ Schampoo wäscht oder sein Pferd mir Kreide bemalt hat, vor nichts zurück, wenn es darum geht, Insekten vom Pferd fernzuhalten.
Die abenteuerlichsten Theorien machen die Runde, was denn jetzt nun die ekelhaften Stechviecher weghält. Hier mal eine Hitliste der kuriosesten Dinge, die ich schon gelesen habe:
1) Das Pferd mit Duftkerzen gegen Insekten einnebeln!
Ich kann das gar nicht kommentieren. Mir fällt nichts mehr ein bei so viel … Blödheit. Und falls das Pferd mal nicht weihnachtlich genug riecht, nimmt man dann Zimtduftkerzen. Ich kenn mich aus!
2) Mayonnaise auf die Beine!
Bisschen Ketchup noch dazu, dann haben wir sogar Pferd rot-weiß. Oder Schranke, je nachdem, wo man herkommt. Riecht bestimmt an einem Sommertag so richtig super. Kein Wunder, dass da niemand mehr drangeht. Inklusive aller Menschen im Stall.
3) Wurstwasser!
Kein Witz, das hat wirklich in so einer Schamanengruppe eine Trulla vorgeschlagen. Und das, obwohl vegan. Was hat die eigentlich danach mit den Würstchen gemacht? Und warum sollten Stechviecher jetzt nicht mehr ans Pferd wollen?
4) Schnaps, respektive Kräuterschnaps!
Ein Schuss übers Futter. Wir wissen doch, dass Kräuter gegen alles helfen. Dann hilft das bestimmt auch gegen Insekten. Noch ein Schnäpschen für den Reiter hinterher, und keinen von beiden stört das Viechzeug hinterher noch. Ja, doch, das probier ich mal.
5) Spiritus!
Riecht doch so streng. Da muss es doch Insekten fernhalten. Spontane Selbstentzündung beim Pferd zwar vorprogrammiert, aber weg ist weg. Stall, falls man Pech hat, übrigens auch.
Ihr denkt jetzt, das sind doch sehr kuriose Sachen, das kann keiner ernst meinen? Oh, doch. Und es kommen wirklich noch Leute, die fragen, wie sie denn das Wurstwasser genau auftragen sollen. Nicht, dass man das nachher linksrum draufschmiert und das rechtsrum gehört … dann ist das ganze gute Wurstwasser natürlich verschwendet.
Tja … und was tun? Ich fahre gut mit der Masche: Das Nachbarpferd ist scheinbar viel schmackhafter als meiner, der wird verbiestert. Meiner nicht. Ergo: Zweitpferd kaufen. Hilft auf die Dauer gut. Muss aber das richtige Pferd sein. Und damit das entlastet wird ein Drittpferd. Wo ist das Problem? Da hat man direkt eine Entschuldigung für seine Pferdesammlung.
Foto: Stört sich nicht so sehr an Insekten.