…Here was the last ever to be seen of knights and their ladies fair. Of master and of slave. Look for it only in books, for it is no more than a dream remembered. A civilization gone with the wind …
Nur in Büchern? EEEEEEEEK! Falsch. Macht man die Augen auf, dann findet man sehr wohl noch einen Ort, wo die Sklaverei geduldet wird: Im Reitstall.

Sie beginnt im Kleinen, bei der Reitbeteiligung. Man höre und staune, manche zahlen sogar Geld dafür, dass sie sich versklaven lassen. Meist haben solche Sklaventreiber gleich mehrere Reitbeteiligungen, damit die sich nur noch aufs gemachte Pferd setzen müssen, so zweimal im Monat, wenn sie dann selbst mal im Stall aufschlagen. Aber sie haben ihre private Stasi, die sofort petzen kommt, wenn eine der Reitbeteiligungen irgendetwas tut. Vielleicht die falsche Schibbi-Schabbi draufmacht.
Ansonsten ist die Reitbeteiligung aber nicht nur mit Reiten beschäftigt (oder damit bespitzelt zu werden), nicht, dass der nachher langweilig wird.
So darf die wildgewordene Zombiereitbeteiligungshorde natürlich Zäune flicken, Boxen misten und Sattelzeug putzen. Dann noch Hänger polieren, Stiefel lecken, was eben so bei einer Sklaventreiberin anfällt.
Strafarbeiten gibts auch noch: Stangen der Größe nach sortieren (obwohl die alle gleich groß sind), aus Gerten ein Haus für das Pony bauen, oder Longen am Geschmack erkennen. Irgendwie so was …

Und am Ende sagen die ganzen Reitbeteiligungen noch danke, wenn die Besitzerin mal wieder nicht aufkreuzt und sie nachts um drei zum Pferd fahren müssen, weil es Kolik hat. Da freut sich doch das masochistische Sklavenherz. Wahrscheinlich ist fast jeder schon mal an eine solche Besitzerin geraten (meist sind es Besitzerinnen … schon komisch. Aber kein Wunder, dass sich 50 Shades of Grey so gut ankommt).

Die Hardcore Variante sind dann dazu die Angestellten im Reit und Rennstall. Denn die kriegen doch Kohle dafür! Da haben die sich zu freuen, den ganzen Tag Kacke zu schippen und talentbefreiten Hausmuttis und den nächsten männlichen Springtalenten Mut zusprechen. Natürlich auch noch Einsteller-Pferde am Wochenende und um drei Uhr nachts betreuen und dann immer noch grinsen, wenns zum Dank nicht mal Trinkgeld, sondern noch Gekeife gibt, weil man angeblich zu grob zu dem kolikenden Pferd war, das sich die ganze Zeit hinschmeißen wollte.

Die werden angeschrien und ständig wird mit Anwalt gedroht. Und trotzdem versorgen sie das Pferd des größten Schreihalses im Stall weiter ganz normal, weil das Tier nichts fürs verzogene Frauchen kann.

Jeder Job im Stall ist knallhart. Und jeder, der das nicht versteht und immer auf: Aber du kriegst doch Geld dafür, verweist, statt mal freundlich zu den Bereitern, Reitlehrern, Stallburschen, oder Arbeitsreitern zu sein, der hat den Schuss nicht gehört.
Freizeit? Niedlich. Wochenende? Was ist das. Es geht ja schon in der Lehre los, wo man gerade mal 2 freie Tage hat und das immer alles mit Wohl des Tieres entschuldigt wird – denn das kommt ja zuerst. Kein Wunder also, dass die ganzen Berufsreiter und Stallleute meist die einzigen sind, die erst nach dem Reiter gucken, statt nach dem Pferd, das wild buckelnd durch die Halle rennt und ganz offensichtlich gar nichts hat. Wendys und verzogene Reitergören rennen zum Pferd.
Berufspferdemenschen können dieses: erst kommt das Pferd irgendwann nicht mehr hören. Und sie tun es trotzdem weiter. Weil sie all die ihnen anvertrauten Pferde trotzdem wie ihre eigenen lieben, hegen und pflegen.

Seid nett zu denen. Die sind kostbar. Was würden wir alle tun, wenn wir keinen total masochistisch veranlagten Stallburschen hätten, keinen Bereiter der lächelnd von unserem Arschlochpferd absteigt, um daraus endlich ein nettes Familienpferd zu machen, keine Arbeitsreiter, die euch ehrlich ins Gesicht sagen können sollten, dass euer Rennpferd noch nicht so weit ist, wenn wir keine Leute hätten, die des Nachts noch mal nach unserem Pferd schauen, weil es schlecht gefressen hat, keine Reitbeteiligung, die es uns auch mal ermöglicht, zwei Tage Urlaub zu machen, oder uns an einem stressigen Tag aushelfen, weil wir nicht vor 20:00 Uhr in den Stall kommen?
Ja, richtig, da wären wir alle ganz schön aufgeschmissen. Das sind keine Sklaven. Das sind Helfer. Und dafür sollten wir, auch wenn wir im Falle der Stallbesitzer und Co. ihnen etwas dafür bezahlen, trotzdem immer im Gedächtnis haben.

Foto: Frechpony!