Der Mehrzahl von uns geht es so wie mir (und sie kann eigentlich froh darüber sein, dass sie derzeit nix erlebt, denn in anderen Jobs sieht das anders aus): Es passiert nicht viel. Keine Sozialkontakte, die man von Angesicht zu Angesicht trifft. Keine wilden Pferdegeschichten zu erleben – joa … Da schleicht sich die Langweile ein. Aber auch schnell der Missmut und die “Ich will aber”, Bockerei. Ist wohl normal gerade. Ich versuche also schon meinen Alltag actionreich zu gestalten, damit ich irgendwas erlebe. Ich wollte zum Beispiel gestern voll Indiana Jones mäßig übers Stalltor klettern. Einfach nur fürs Adrenalin. Dann habe ich mir überlegt, was die Leute an der Bahn machen (keine Ahnung, worauf die warten), aber nachher holt jemand die Polizei und dann muss ich erklären, dass ich trotz Schlüssel drüberklettere und kein Einbrecher bin. Nee … blöd. Muss andere Action her.

Bevor das Pferd komplett nackt dasteht (denn man putzt ja schon ausgiebig, um die Zeit rumzukriegen), dann doch lieber auf den Platz. Longe. Aber das ist öde, da steht man herum und geht mal paar Schritte mit. Also mitgejoggt. Das macht auch nur so fünf Minuten Spaß. Mit einem Hechtsprung durchs Tor, die Longe vom Platz. Pferd lose. Fühle mich kurz gut, dann steht das Büffeltier hinter mir: “Was machst du da?”
“Gegen die Langeweile andödeln, komm wir laufen jetzt.” Ich renne los, Pferd guckt mir hinterher. Hä? Hat die sie noch alle?

Als ich wieder bei ihm ankomme, schnalze ich, damit er wenigstens bisschen mitkommt. Macht er. Wir traben also um den Platz, machen Stopps, Drehungen und dann sagt mein Pferd: “So, das reicht jetzt aber auch, chill doch mal.” Weg ist die Action, Pferd steht wie ein Stein und möchte bitte, dass ich auch ruhig bin. Weil er sich denkt: Warum ist die denn so hibbelig? Ich glaub, ich muss die mal beruhigen. Kopf auf Schulter – Dösen. Warum habe ich eigentlich das Schlaftablettenvollblut erwischt? Kein Wunder, dass der nie ein Rennen gewonnen hat. Action? Nur über seine Leiche. Action gibt es bitte auf dem Stoppelfeld und wenn man mit dem Pony fetzt, aber nicht auf dem Platz, wenn wir arbeiten. Da gibt es nur: Wachkoma oder spontanes Vollblut, das ins Wachkoma zurückfällt.

“Aber können wir nicht irgendwas machen?”
“Kannst ja Sprünge hinstellen, dann amüsiere ich mich bestens.”
“Und was mache ich dann?”
“Zugucken?”
Das ist nämlich Mozarts liebstes Trainingsintervall. Stell ihm Sprünge hin, aber lass ihn damit machen, was er will. Und wenn er über die Trabstangen auf einmal springen möchte, dann hat das gefälligst jeder ohne Kommentar hinzunehmen, sonst springen wir halt gar nicht mehr.
Pferd will mich also nicht entertainen. Püh. Der hat wohl meinen Artikel von letztens gelesen, dass Pferde nicht zur Belustigung auf die Welt gekommen sind …

Dann geh ich halt zurück zu Autokaraoke (derzeitiges Highlight: Décalcomanie von Mamamoo – mein Koreanisch ist zum Heulen, daher bleiben die Fenster oben). Leider habe ich nicht viele Gründe (außer Pferd) herumzufahren. Man soll ja Zuhause bleiben. Gibt’s eben nicht so viel Karaoke für mich – was vielleicht besser für alle Beteiligten ist. Vielleicht mache ich einen Lady Oscar Marathon. Von mir, für mich. Wann geht man sich eigentlich selbst offiziell auf den Sack?

Foto: Chill endlich, Weib! Wilde Rose stolz und frei … (Ohrwurm heute gratis Service)