Es gibt die unterschiedlichsten Pferdetypen. Wenn man mal durch einen Stall schaut, hat man auch sehr schnell heraus, welches Pferd welchem Typ angehört – dabei sind Rasse, Alter und Geschlecht völlig egal.

Die Montagsmodelle:
Jeder hat so ein Pferd irgendwo im Bekanntenkreis. Es ist IMMER krank oder verletzt, oder beides. Eigentlich sieht man den Besitzer nur neben dem Pferd, weil er gerade wieder Verbände wechselt, oder mit dem Tierarzt lamentiert. Dieses Pferd nimmt jede Krankheit, jede Unebenheit im Boden und jede Infektion mit, sehr zum Leidwesen aller. Man traut sich auch gar nicht mehr zu fragen, wann denn das Pferd mal geritten werden könnte. Montagsmodelle lassen sich aber reiten! Für zwei Tage, in denen das Pferd so schön läuft, dass der Reiter bei der nächsten Verletzung umso verzweifelter ist.

Die weibischen Zicken:
Hierbei ist völlig egal, ob es sich tatsächlich um eine Stute handelt, Wallache können das auch. Weibische Zicken können sich richtig doll versammeln, damit sie wie ein Flummi mit angelegten Ohren auf der Stelle auf und ab hüpfen können. Weil ihnen etwas nicht gefällt – Farbe der Stiefel, die anderen Pferde in der Halle, die Schibbi-Schabbi. Weibische Zicken grüßen mit angelegten Ohren und reiten sich manchmal, als wäre man in ein Gummitwist Band geraten, spannig, federnd, aber ganz sicher nicht entspannt.

Die Arschlochpferde:
Eine Mischung aus klug und arbeitsverweigernd, wenn es nicht nach ihrem Kopf geht. Die wissen, wie man die Reiter austrickst, schmutzige Tricks sind auch Recht, Hauptsache der Kopf wird durchgesetzt. Sind dabei aber immer noch so charmant, dass der Reiter ihnen nicht nur verzeiht, sondern sie auch noch für den Unsinn den sie machen liebt.

Die Veteranen:
Wissen, wieviel sie machen müssen, um keinen Ärger zu haben. Meist ehemalige Sport und Turnierpferde, die nun zum Lehrmeister degradiert wurden. Die wissen, wie der Hase läuft, schauen, dass der Reiter da oben nicht herunterfällt und spulen ihr Programm ab – völlig egal, was der Reiter da anstellt. Unterbrechungen vom Tagesablauf verwirren sie zutiefst und führen dazu, dass der Veteran heulend in der Ecke steht und nicht mehr mag.

Die Bekloppten:
Genie und Wahnsinn liegen bei ihnen dicht zusammen und der Wahnsinn gewinnt immer! Ob sie schnaufend vor dem Hallentor piaffieren, das so aussieht wie jeden Tag, oder steigend auf dem Hufschlag alles blockieren, um die Bekloppten machen alle Mitreiter einen Bogen. Bekloppte sind Schuld daran, dass manche Leute ihre Stunde absagen, weil dann genau DIESES Pferd in der Halle ist. Trauen kann man ihnen eigentlich nie, denn selbst beim entspanntesten Ausritt finden sie noch etwas, das sie so richtig in Fahrt bringt. Und so ein Bekloppter, der ist erst dann zufrieden, wenn alle anderen Pferde ihm nacheifern. Vorherzusehen sind sie auch nicht, denn nur weil da jetzt ein Flatterband hängt, heißt das nicht, das das auch der Grund ist, warum man ausflippt – der Stein dahinter … der ist das Objekt der Begierde!

Die Kinderpferde:
Nehmen nichts krumm und sehen ständig aus, als würden sie lächeln. Manchmal, weil ihnen der Anfänger schon wieder das Gebiss bis zu den Ohren gezogen hat, manchmal einfach so. Kinderpferde sehen immer freundlich aus, als hätte ihnen jemand die Ohren in Gips gegossen, die werden niemals angelegt. Drehen lieb ihre Runden, testen nicht, die sind einfach freundlich. Und teuer. Und fett – denn wer lieb ist, der bekommt Leckerlies.

Die Dominanten:
Auch wenn Reiter die immer wegdiskutieren wollen, weil Dominanz das Unwort des Jahrzehnts ist – die gibt es auch. Die Dominanten fragen nicht bei einem Kommando: wie? – Sondern: Warum? Und beantworten sich die Frage selbst dann mit einem: „Nö!“ Wiederholt der genervte Reiter sein Kommando, springt das dominante Pferd ihm zur Not auch mal mit dem nackten Arsch ins Gesicht. Besonders spannend bei der Bodenarbeit, entfaltet sich da die komplette Mentalität in ihrer Reinform. Hütchen umtreten, Mädels an der Longe hinterherschleifen, losreißen, aufhängen am Putzplatz, weil der Reiter wollte, dass man rumgeht – den Dominanten ist fast jedes Mittel recht ihrem Reiter mitzuteilen: Du kannst mir gar nix befehlen!

Wird in Kürze mit den verschiedenen Reitertypen ergänzt:

Foto: Hat die Puschel an meinen Stiefeln entdeckt. Schwer spannend.