Mit Pferdefutter ist es ja ein bisschen wie mit Tampons, man spricht so allgemein drüber, aber man empfiehlt besser keine Marke, oder sagt gar, welches Gemisch man da füttert. Verschämt wird das zu den Akten gelegt, wobei ich das bei Tampons noch eher verstehen kann, denn die steckt man sich ja immerhin dorthin, wo das Licht nicht hin scheint … während Pferdefutter eben … Pferdefutter ist. Aber die Leute fürchten sich einfach das auszusprechen, aus Angst vor spontaner Steinigung und es ist echt kein Wunder.

Die Futtermittelschreihälse sind überall, jede Gruppe hat mindestens einen „Experten“ und der hat verdammt noch mal Recht, ganz egal, welche Krankenakte das Pferd hat, wie es gearbeitet wird: Wenn der Futtermittelmensch der Gruppe sagt: Das Pferd braucht Joghurt im Hafer, dann wird auch Joghurt gefüttert! Basta! Und Mais. Alle lieben Mais … das muss einfach ins Pferd! Weil … Popcorn?
Mit so etwas langweiligem wie Hafer braucht man den Leuten gar nicht mehr kommen, das ist zu wenig, zu unstylisch und überhaupt, das macht doch Pferde verrückt. Hört man ja immer wieder … Deswegen sind die Vollblüter ja auch alle so bescheuert, denn die kriegen ja immer Hafer.

Die, die einfach füttern, fragen meist auch gar nicht in Gruppen – die haben ihre Meinung, ihr Futter und gut ist es – und es ist auch klüger. Aber da kommt dann der erste, dessen Pferd zu dünn oder zu dick ist – und da geht es dann auch schon los. Egal was derjenige als aktuelles Futter nimmt, es ist nicht nur falsch, es ist auch ein Wunder, dass das Pferd noch lebt. Und wegnehmen sollte man dieser Person das Tier auch gleich.
20 widersprüchliche Tipps später und dem Hinweis, dass man auch noch homöopathische Mittel reinschmeißen sollte, weil das Pferd so tote Augen hat, kommt jemand und sagt: Das Pferd ist gar nicht zu dünn. Oder zu dick.

Dann wird erst richtig gestritten. Alle keine Augen im Kopf und überhaupt, was füttern die denn da?
Ständig werden links zu verschiedenen Herstellern und ihren Studien gepostet (Herrgott, glaubt denn jemand wirklich, dass ein Futtermittelhersteller eine Studie benutzt, in der ihr Pferdefutter nicht am besten abschneidet?) und am Ende wird der Beitrag gelöscht, denn es geht irgendwann unter die Gürtellinie. Schlimmer sind nur Diskussionen über Kaninchenfutter, die sofort instant niveaulos werden.

Andersherum muss man sich manchmal auch wundern, was Leute in ihr Pferd kippen und das „Fütterung“ nennen. Das ist ja unfassbar. Mais ist dabei am Liebsten, egal ob das Pferd ihn verwerten kann, egal in welcher Form, dass die nicht einfach zum Popcorneimer greifen, ist manchmal wirklich ein Wunder. Aber es sind auch irgendwelche Nüsschen dabei, alte Puddingteilchen und Weckmänner – ist doch Brot. Schadet keinem.

Sagt man andererseits, dass Pferd auch schon mal Leckerlie, eine Kruste trockenes Brot oder irgendetwas, das es sich selbst unauthorisiert besorgt, gefressen hat, ist das Geschrei auch riesig. Brot gehört nicht ins Pferd, nie nimmernicht, nicht mal einmalig und das ausversehen gefressene Gummibärchen ist definitiv so schlimm, dass alle, die jetzt nicht dem Tier den Magen auspumpen gehen, Tierquäler sind.

Dann gibt es noch die, die sagen, das Pferd braucht nur Heu und Gras. Ist ja in der Theorie ganz hübsch, aber die domestizierte Kreatur Pferd, die am Tag tatsächlich auch mal arbeitet, braucht eben doch manchmal etwas mehr – und natürlich Lecksteine aller Art. Alles was man lecken kann, ist super! Wahrscheinlich würden die Lecksteinnazis nicht mal was sagen, wenn man dem Pferd Pommes in Lecksteinform in die Box hängt – ist doch ein Leckstein, das muss gut sein.

Manchmal wünsch ich mir für Pferdefutter in Dosen – Dose auf, fertig. Obwohl selbst das ja heutzutage auch schon übel verpönt ist.

Foto: Der alte Milf-Hunter. Seine Herzensdame, die er da angiert, ist 31.