Manche Leute pochen darauf: das Pferd muss ganz anonym bleiben, wollen nicht mal den Namen verraten oder zeigen, wie es aussieht. Am liebsten natürlich im Internet, aber auch unter Reitern, die sich z.B. auf einer Messe treffen, tritt dieses Phänomen auf. Manche Leute wollen sich nicht in die Karten gucken lassen. Verstehe ich bis zu einem gewissen Grad, ich poste auch nicht meine Adresse oder meinen Stall öffentlich, weil ich keine Lust auf irgendwelche Spinner habe. Aber Fotos sind mir so was von Wumpe (und hier zur besseren Übersicht vorhanden). Da bricht mir und Pferd kein Zacken aus der Krone. Muss keiner machen, kann aber jeder halten wie er will.
Und ich habe tatsächlich auch kein Problem mit Leuten, die ihrem Pferd eine Internetseite, massenhaft Videos spendieren und einen ausführlichen Tagesbericht verfassen oder Tagebuch schreiben. Warum denn nicht? Ich habe nur ein Problem mit kitschigen Nervseitennamen und Spam in Pferdegruppen, wo man mal wieder aufgefordert wird das xte Halsringfoto im Stoppelfeld zu liken, denn Fetti der fusselig frivole Friese braucht eine neue Schibbi-Schabbi, die muss jetzt gewonnen werden. Ich mache mich halt manchmal darüber lustig.
Aber andere Leute finden das generell ganz schlimm! Denn die Privatsphäre des Tiers muss doch geschützt werden. Muss ich erwähnen, dass das Pferd einem keine Abmahnung schicken kann?
Nein, diese Leute bestehen darauf. Keine Fotos! Auch nicht mit der Frage, wie man eine Wunde am besten behandeln könnte (Zurschaustellung!) oder einem Freudenpost, weil das Turnier erfolgreich war (Zurschaustellung und Turnierreiter sind eh böse).
Einen Pferdenamen gibt es schon mal gar nicht – nicht weil sie Angst vor Verfolgung haben (ja, es gibt ja schon mal nervige Altreitbeteiligungen und hysterische Vorbesitzer die sich einmischen wollen), sondern weil man dann ja vielleicht vollmundig angekündigte Erfolge nachgoogeln könnte, die dann doch nicht so erfolgreich waren. Oder es am Ende gar nicht das eigene Pferd ist, von dem man da spricht. Facebook ist ein Dorf, irgendwer kriegt es am Ende doch immer raus.
Solche Leute haben meistens dann auch nicht nur ein Pferd sondern gleich 7, wovon mindestens eins ein schwarzer Hengst ist. Logisch!
Dann gibt es noch die, die auf Leute mit Fotos herabsehen. Posten natürlich selbst auch keine, aber haben ständig was zu zanken. Man muss zwar nicht alles besser können, aber die Leier mit der Privatsphäre des Pferdes ist doch albern. Man könnte ja auch einfach sagen: Ich möchte keine Fotos posten. Reicht doch. Und nicht mit hohem Haupt davonrauschen, wenn die Leute sich fragen, was da eigentlich wieder im Kopf quergeschossen ist. Oder die Fotohasser könnten sich mal überlegen, was sie in Reitergruppen eigentlich machen – wenn da keine Pferdefotos gepostet werden sollen – wo denn dann?
Dann gibt es natürlich noch die Prominenz, die posten auch Bilder. Wäre ja bei so Seiten, wo es um genau ein Pferd geht, doch irgendwie langweilig, wenn da nur ein kurzer Text stünde. Ein bisschen was fürs Auge muss den Fans geboten werden. Auch darüber regen sich dann wieder Leute auf (auf den Seiten der Prominenz) und jammern. Privatsphäre! Kann das Wort nicht mehr hören. Jedenfalls nicht im Zusammenhang mit Pferd. Sollte mich mal irgendein Passant auf der Straße ansprechen und mich fragen, ob das nicht das Arschlochpferd ist – joa … Das ist es wohl. Und dann?
Ganz ehrlich, ich hab ’ne Facebookseite – ich bin kein Rockstar. Da werden mich schon keine randalierenden Groupies vor dem Stalltor erwarten. Das wird NIE passieren. Manche Leute denken aber, dass sie so wichtig wären, dass genau das passiert, wenn sie mal ein Bild zeigen. In einer Pferdegruppe. Wo tagtäglich 10000 Bilder rumgezeigt werden. Ja, die Wahrscheinlichkeit ist natürlich SEHR groß. So wie das eigene Wichtigkeitsempfinden.
Foto: Graf, der glotzäugige Grauschimmel erwartet euch.