Ach, ist es nicht schön? Wir verkaufen uns immer als sportlich und fleißig, aber in Wahrheit sind wir doch manchmal ganz schön faule Schweine. Jaja, doch. Wenn ich euch so ein paar kleine Geschichten erzähle, werden auch die angeblich Fleißigen und Aktiven feststellen – okay, manchmal bin ich einfach faul. Ups. Nicht falsch verstehen, wir Reiter schuften ja schon hart im Stall, vor allem wenn es um das Wohl unseres Pferdes geht. Aber unnötige Bewegungen und Wege wollen wir auch nicht machen. Sieht man ja schon daran, wenn Reiter mal wieder ihren halben Sattelschrank auf einmal zum Pferd schleppen, weil sie zu faul sind ein zweites Mal zu gehen (sieht sehr witzig aus, wenn sie mit einem Sattel herumbalancieren, während der Gurt ihnen zwischen den Beinen baumelt und halb auf dem Boden schleift).

Ich reite mit Reitschuhen. Seitdem ich Rennpferde reite, hat sich das mit den Stiefeln bei mir nicht mehr durchgesetzt und die sind mir auch wirklich und ernsthaft zu teuer. Ich fahre ganz gut damit alle paar Jahre meine 10 Euro Plastikschuhe auszutauschen. Aber irgendwann dachte ich, ne, also jetzt musst du dir auch mal was Teures gönnen, das länger hält. Gesagt getan, geschnürte Lederschuhe zogen ein, hinten mit Reisverschluss und noch so Verschlussklappen. Wow. Dreimal dürft ihr raten, wer nun ständig mit Turnschuhen in den Stall fährt, weil das ja SO ein Aufwand ist, diese Schuhe zuzumachen? Ja, richtig, ich. Wenn ich schon daran denke, in die eher harten Schuhe zu schlüpfen (wird ja auch nicht weicher vom rumstehen) und dann ALL diese Verschlüsse zuzumachen. Gnah … Hauptsache faul.

Ich bin aber natürlich bei Weitem nicht die einzige, deren Faulheit absurde Blüten treibt. Hier ist was, das ich kenne, aber selber derzeit mal nicht praktiziere.
Eine Freundin kauft sich eine schöne neue Trense. Die hat ihr gut gefallen, weil Keks. Brauchen tut sie sie nicht. Als ich sie das nächste Mal sehe, reitet sie immer noch mit der alten Trense herum.
„Warum hast du denn immer noch die alte Trense?“
„Ach, ich war zu faul die umzubauen, weil ich doch noch das Gebiss und die Zügel dranmachen muss …“
Nun … wer bin ich darüber zu urteilen, wenn ich schon wieder in meinen Turnschuhen im Stall stehe, weil es mir zu anstrengend war meine Schuhe zu schnüren?

Manch einer stapelt diverse Neuware in seinem Spind, weil er sich einfach nicht überwinden kann, die endlich mal auszutauschen. Steigbügelriemen besonders, weil es nervt, die dranzuklemmen. Aber auch Steigbügel dranfrickeln. Oder die gewaschene Schabracke, die immer noch im Spind hängt, weil man zu faul war zu tauschen (und die andere ist ja eigentlich auch noch gut). Oder überhaupt: Stallsachen waschen. Kann man da nicht einfach was Neues kaufen? Das ist die faule Variante diverser Dinge. Und eine einmal zerlegte Trense, setzt man auch nicht so schnell zusammen, wenn man gerade die ultimative Faulheit zelebriert.

Und manchmal … manchmal ist man sogar zu faul aufs Pferd zu steigen. Da steht es nun und wir gucken es an. Suchen vielleicht einen Grund, warum wir heute auf gar keinen Fall reiten können (Halle ultra voll, Pferd guckt komisch, Pferd hat eine kleine Schramme – irgendwas!). Finden wir was können wir sagen: Ach, wie schade, ich wollte ja wirklich, aber Mensch, da hat mir das Pferd einen Strich durch die Rechnung gemacht. Schade aber auch.
Alternativ geht aber auch: Aufs Pferd schwingen, 20 Minuten Schritt reiten, 10 Minuten traben, das Arbeit nennen und sich wieder verkrümeln. Das ist quasi die halbe Backe-Variante. Klappt super. Niemand kann sagen, dass man faul war und dabei war man es trotzdem.

Foto: Auch faul.