Wenn Reiter erzählen, sollte man höchstens die Hälfte glauben, sofern sie nicht gerade erzählen, wie etwas nicht geklappt hat, oder wie sie sich selbst zum Löffel gemacht haben (das darf man getrost glauben). Alles, wo sie als der neue Jesus, wie Phoenix aus der Asche aufstehen – das sollte man hinterfragen. Oder wenn sie uns Schauergeschichten erzählen, über Ripper, Mörder und Tierschinder. Auch da ist es angebracht, nachzuhaken. Tut man das, so wird man sehr schnell lachend vom Stuhl fallen, weil die offensichtlich sehr viel LSD im Trinkwasser hatten und die rosa Elefanten tanzen sehen.

Zum Beispiel, wenn es darum geht, dass sie als einzige mit dem tollen Hengst, der mindestens M-Dressur geht (er ist immer ein Top Pferd mit super Abstammung – wann werden das mal echte Arschkrampen, die wirklich nichts können?), klarkommen, der sonst gemeingefährlich ist, weil der Bereiter den immer schlägt. Komischerweise ist es auch nie eine Frau, nein, wer hat Angst vorm (schwarzen) Mann?
Die Geschichte hat meistens noch mit dem Schlachter zu tun, wo das Pferd bald hinsoll. Es werden gesetzwidrige Praktiken genannt, aber nie ein Stallname, sodass man mal das Veterinäramt schicken könnte. Auch sonst will nie jemand den Hengst, sondern nur unser Quatschkopp.
Okay, er existiert wahrscheinlich auch nur in ihrem Kopf.

Auch der NDR Bericht war eine Steilvorlage für die Märchenonkels. Da erzählen uns doch glatt Leute, dass sie Pferde gerettet haben, die vor gar nicht allzu langer Zeit bei illegalen Jährlingsrennen in Frankfurt zu Schande geritten wurden.
Also jetzt mal ernsthaft – selbst wenn man Rennsport total kacke findet: Aber wer glaubt das denn? Was hat man denn von dem ominösen illegalen Rennen? Es wird doch immer gesagt: „Geht nur ums Geld.“ Ja, aber was soll man denn beim illegalen Jährlingsrennen verdienen? Und welcher Buchmacher nimmt da bitte Wetten drauf an? Gibt’s ein Dark Direktorium, die auch noch Preisgelder für den schnellsten Jährling ausloten?
Den Käse glaubt doch keiner …

Um kurz beim Rennstall zu bleiben: Es hat auch immer jemand im Bekanntenkreis, der weiß, wie es im Rennstall abgeht (und zwar automatisch schlecht!). Frage mich immer, wenn die so militante Rennsporthasser sind, warum die dann ausgerechnet mit solchen Leuten abhängen. Nene, die Leute finden das ja auch nicht gut. Rennstallnamen, Trainernamen sind Schall und Rauch. Deutschlands Rennställe sind voll mit Leuten, die ihren Job hassen und die alles als Tierquälerei sehen, aber trotzdem da arbeiten. Ist ja doch irgendwie komisch.

Generell sind Rettungsgeschichten halt immer so eine Sache. Was die immer alle für Kracher retten. Oder das andere extrem: Sollte totgemacht werden, weil hässlich, doof, zu dunkles Fell fürs Zuchtziel – die Kuriositätensammlung der selbsternannten Retter ist echt lang.
Immer wenn ich so was lese, werde ich stutzig. Ich bezweifle nicht, dass auch Pferde total zu unrecht von Idioten zum Händler gekarrt werden (Schlachter sind nun mal sehr oft auch Händler), aber manche stehen da auch nicht ohne Grund und warten auf den Schuss. Kranke Pferde, die man retten muss, sieht man dann ja auch gerne bei den Pferdeprofis. Aber nur, wenn die schön sind. Wenn nicht, dann nicht. Friesen zum Beispiel werden ja auch oft gerettet.

Auch stutzig machen mich Turniergeschichten. Wenn die Leute dann ganz merkwürdige Praktiken gesehen haben wollen. Zum Beispiel im Reiterwettbewerb. Können aber nie sagen, wo das passiert ist. Wäre auch zu einfach, ne? Würde ich die manchmal da beschriebenen Praktiken sehen, ich würde direkt beim Turnierveranstalter Theater machen. Und zwar so, dass es ALLE mitbekommen. Ist doch der Sinn der Sache, man macht auch direkt mehr Druck und gut.

Aber dann würde man vielleicht merken, dass der Geschichtenerzähler einfach nur ein Schwätzer ist. Das geht natürlich nicht.

Foto: Yay! Er hat sich mal nicht auf den Schmied gesetzt. Leckschüsseln sind toll!