Reitkurse sollen uns ja helfen, uns zu verbessern, sind gezielte Trainingseinheit und meist sehr aufschlussreich. Oder sie sind so richtig, richtig chaotisch, wenn man das richtige Pferd mitnimmt. Weiß auch nicht, warum ich auf die Idee gekommen bin, ausgerechnet DIE mitzunehmen, aber ich hab halt gedacht, wenn hier einer einen Kurs braucht, dann wir.

Früh am Morgen geht es natürlich los bei so einem Reitkurs, der den klangvollen Namen „Dressursitz … bla, bla, bla … des Reiters, bla, bla, bla …“ trägt. Ich hätte da schon hellhörig werden sollen, denn Pferd und ich sind meilenweit von Dressur entfernt. Also versteht mich nicht falsch, eine E-Dressur hätte man mit der auch gehen können, ohne dass man unplatziert ausgelacht wird. Aber ein Dressurpferd wäre sie nie geworden. So wie ich nie Dressurreiter geworden wäre.
Da steh ich nun also. Und die fremde Frau, die völlig vorurteilsfrei daherkommt, die hat noch nicht gesehen, wie sich die Hölle auftut, wenn irgendetwas dem Todesstern nicht passt.

Ich bin also früh in der Halle, genau wie meine Mitstreiter. Irgendeinen Grund hat es, dass übrigens um halb 9 NIEMAND in der Halle ist. Ich weiß nur nicht mehr genau welchen. Behaltet es im Hinterkopf …
Wir sind zu fünft und es soll eine Sitzschulung werden. Fühlen mit dem Hintern, denken mit dem Kopf, irgendwie sowas. Ich fühle schon beim Aufsteigen mit dem Kopf, als der Todesstern mir einen astreinen Haken mitgibt. Alles dreht sich und ich sehe eine Weile Sterne. Das gibt prompt Ärger für den Todesstern, die diebisch lächelnd in der Mitte des Zirkels steht und da auch schon gar nicht weg will, weil die fremde Frau antanzt. Die muss man erst mal beglubschen.

Meine Mitreiterin auf einer recht hitzigen Stute wird als erstes in die Mangel genommen. Die kommt nämlich gar nicht zum sitzen, weil die Stute den Nähmaschinenmodus angemacht hat und über den ersten Hufschlag rattert. Dafür hält sich die Mitreiterin manierlich – auch wenn die wahrscheinlich nach drei Runden keinen Hintern mehr hat.
Die nervöse Stute nervt Frau Todesstern. So in echt: NERV, NERV, NERV!
Bei der dritten Runde und der Säuselstimme der Fremden schaltet der Todesstern seine Primärwaffe an und buckelt los. Ich parke sie in die Ecke, damit sie nicht total stört, bedenke allerdings nicht, dass da Stangen auf der Bande liegen, die die blöde Kuh natürlich sofort erspäht. Sie rupft daran, eine Stange fällt zu Boden und sie macht einen Minihüpfer zurück. Huch? Wer hat das dahin geworfen?

Hinter mir ist Chaos. Die nervöse Stute rast unkontrolliert durch den Zirkel (aber immerhin – es ist ein Zirkel), die zwei Privatreiter haben alle Hände voll, nur die Schulpferdreiterin mit dem chilligsten Schulpferd der Welt trabt gemütlich ihre Runde weiter. Der ist entweder taub oder so abgebrüht, dass ihn so was nicht aus der Fassung bringen kann. Der Todesstern findet das alles sehr lustig, die trabt jetzt manierlich hinter der rasenden Stute hinterher – natürlich nicht schnell, dafür sind die Beine zu krumm und kurz. Die Stute ist uns also nach einer Runde eng auf den Fersen, als der fremden Frau plötzlich ein Gedanke kommt: „Brems die Mal auf der Schwarzen.“
Ich kann gar nicht so schnell „Nein!“ brüllen, wie das schon schiefgeht. Todesstern keilt aus, hysterische Stute legt Spin hin, Reiterin hängt noch geradeso drauf (sie tut mir auch echt leid, aber eigentlich weiß sie, dass sie ausgerechnet MICH nicht als Bremsklotz nehmen soll) und dann lernen wir auch den Grund, warum man um die Uhrzeit nicht in der Halle reitet: Die Sprinkleranlage geht an.
Zu viel für die hysterische Stute, die biegt ab und ist aus der Halle raus, streift aber vorher elegant ihre Reiterin an der Bande ab, die auf den Beinen landet.

Die fremde Frau äußert die Idee, dass man vielleicht noch mal Pause macht und etwas später anfängt. Ja, gute Idee …

Foto: Psst … möchtest du ein E kaufen?