Reitlehrer ist, wer anderen sagt, was sie tun sollen. Jedenfalls ist das im Internet so, da kann einfach jeder Reitunterricht geben. Oder Beritt. Kann auch jeder. Aufs Pferd setzen und dann oben bleiben, wenn es jung ist. Das ist Beritt.
Es stapeln sich die unseriösen Angebote bei Ebäh Kleinanzeigen noch und nöcher, da sehen wir dann irgendwelche zusammengezimmerten Ställe (diese Leute haben meist eigentlich selbst einen Stall, der nach Schema F funktioniert: Ranzloch + Matschplatz und Hindernissen aus Plastikstühlen) und dann kann man da sein Pferd unterstellen und bekommt professionellen Beritt von einer Sechzenjährigen. Oder Reitunterricht.
Welche Qualifikation haben diese Personen denn?
Sie haben einen Stall. Und mal auf nem Pferd gesessen und sind nicht runtergefallen. Außerdem haben sie anderen Kindern schonmal zugebrüllt, dass sie die Fersen runtermachen sollen. Und haben messiemäßig sieben Ponys angesammelt. Außerdem noch eine freie Fläche, die mal eine Weide war und jetzt ein Matschloch!
Na, das sind doch beste Voraussetzung für qualifizierten Reitunterricht. Kein Problem, dass es keine Versicherung gibt, und wer braucht schon diese dummen Scheine und Reitabzeichen? Das sagt ja gar nichts über soziale Kompetenzen und wirkliche Reiterei aus. Hallo, die können das! Denn die waren als Kind mal Ponyreiten auf der Kirmes und anschließend sind sie jedes Jahr auf einen Reiterhof gefahren und haben da in den Ferien gelernt, wie man ohne Sattel auf einem Pferd sitzen bleibt, wenn es im Pulk durch den Wald rennt.
Da steht sie dann also, die Krone des Reitlehrertums, rauchend auf ihrem Matschplatz, wo sie kleine Mädchen aus dem Ort zusammenfaltet und denen so hilfreiche Tipps wie: „Mach mal“, gibt. Wenn sie nicht gerade auf ihr Handy guckt.
Auch sind sie gerne Stallbetreiber und weil Geiz geil ist, finden sich auch immer am Anfang ein paar Einsteller. Hört dann ganz schnell auf, wenn Madame keine Lust mehr hat den Stall zu flicken, die Weiden sicher zu machen, oder überhaupt die Pferde zu füttern. Da muss man ja unverschämt früh aufstehen und es ist auch total nervig immer dieses teure Heu zu kaufen. Tut es da nicht auch Grünschnitt?
Dann bietet die Dame natürlich neben Reitunterricht auch noch Beritt an. Kostet 200 Euro im Monat plus 100 Euro Box dazu. Ist doch suuuuper günstig. Jungpferde aller Art, her damit. Und auch da finden sich, schockierenderweise Leute, die bereit sind, das zu machen, denn man sieht sie auf ihrer professionellen Facebookseite ohne Kappe auf einem Platz, wo das Gras höher steht, als ein Kleinpferd, über Hindernisse aus Ziegeln, Besen und Stühlen hüpfen. Gerne mit Schlaufen. Solche Leute lieben Schlaufen.
In Facebookdiskussionen erkennt man sie auch ganz schnell. Die prahlen nämlich ständig damit, wie viele Pferde sie eingeritten haben. Aber nicht mit genauen. „Zahllose Jungpferde“ ist hier das Zauberwort. Meist führen sie das an, wenn sie unrecht haben und uns davon überzeugen wollen, dass sie viel klüger sind als wir und das ja immer so machen. Meist bezogen auf totalen Dreck. Wie Schlaufzügel und Springen.
Außerdem dissen sie gerne Reitlehrer, die Kurse besuchen, sich weiterbilden und sich auch wirklich Reitlehrer nennen dürfen. Oder gar Stallbesitzer, die unverschämterweise für ihren super durchdachten Aktivstall mehr Geld haben wollen als die Lady mit dem heißen Undercut, der Kippe im Maul und dem Trolly mit den Zwillingen. Mit 21 übrigens. Die hat die Welt gesehen! Und kennt alle Pferde. Die weiß, was Sache ist.
Angemeldet ist da auch nie was. Manchmal stellen sie aber Leute ein. Die sie dann natürlich nicht, oder nur schwarz bezahlen. Haben dann plötzlich große Ausgaben und können dann nicht mehr zahlen. Da können ja wohl andere mal für umsonst arbeiten. Und was macht Frau Mitten-im-Leben dann? Na, noch mehr Reitunterricht geben. Von nichts kommt ja auch nichts.
Foto: Sucht nach Trüffeln.