Als kleiner Reiter hat man es nicht so leicht, sofern man nicht in den Rennsport wechselt, wo dann alle so klein sind wie man selber. Denn es ist ja gar nicht so einfach, Pferde sind groß, Sattelplätze weit oben in der Gemeinschaftssattelkammer sind doof und trensen kann auch echt doof werden, wenn man ein Stumpen ist.

Denn als kleiner Reiter muss man ständig Leute um Hilfe bitten. Hat irgendwer das Heu zu hoch gestapelt? Ja, danke auch. „MAMAAAAAAA!“ Ungefähr so kommt man sich dann vor. Ist keiner da, greifen kleine Reiter auf ganz wilde Konstruktionen zurück, die nicht immer funktionieren – Hauptsache sie bekommen den obersten Ballen.
In der Sattelkammer kann man noch so sehr darauf hinweisen, dass man an die oberen Sattelhalter nicht drankommt, das interessiert alle größeren Reiter oft gar nicht, denn ihnen ist das viel zu anstrengend, da oben den Sattel runterzunehmen. Dürfen dann die Kleinen machen, die ihren Sattel gerade so herunterzerren können. Über Kopf. Leider sind sie dabei nicht sonderlich erfolgreich, weil sie nichts sehen und dann rauscht der Sattel abwärts. Trifft meist den drunter und der fällt dann auch. Hätte die 1,90 Dame unter mir nicht tauschen können?

Große Pferde sind dann auch so ein Thema. Und ja, auch kleine Reiter haben große Pferde. Auch wenn alle Welt ihnen mitteilt: Der ist ja viel zu groß für dich. Ne, danke, wäre ich jetzt nicht drauf gekommen! Aber besser zu groß als zu klein. Und ich tausche auch jetzt sicher nicht meine Reitbeteiligung um, nur weil mir alle Leute sagen: Der ist zu groß für mich. Hilfen kommen an, Pferd ist top ausgebildet – aber sicher, ich lasse das einfach, weil das komisch aussieht.

Leider haben große Pferde eben auch Tücken, denn wenn die gerade mal die Giraffe machen, stehen wir kleinen Reiter doof mit der Trense daneben. Mit Leckerlies oder Hockern versuchen wir uns zu behelfen, aber es nützt nicht viel, wenn das Pferd gerade entdeckt, dass es viel größer als man selber ist.
Hat man die Trense dann doch drauf, kommen auch kleine Reiter ohne Bügel zu verstellen auf ihr großes Pferd. Das ist ihr Geheimnis. Da gucken dann auch alle ziemlich doof, wenn die gar keine Aufsteighilfe brauchen und sich auf ihren 1,80 Gaul schwingen.
Ich bin lange mit Springbügeln auf den besagten 1,80 Schimmel aufgestiegen. Nur damit Leute sagen können: Wie bist du denn jetzt da hoch gekommen?
Na, wie jeder Reiter auch, der nicht klein ist. Fuß in den Bügel, rauf. Der steht doch wie ne eins.

Und dann diese Sprüche: „Wie ist die Luft da oben?“ Hömma, ich bin nicht irgendwo in der Erdumlaufbahn, ich sitze 20 Zentimeter höher als du! Sonst nix. Oder: „Das sieht ja niedlich aus.“ Ich weiß nicht, was daran jetzt so niedlich ist, dass ich auf Augenhöhe mit dir bin, weil mein Pferd größer ist als deins. Trage ich Prinzessin Lilifee Klamotten? Hab ich zwei Zöpfe? Bin ich irgendwie niedlich, wenn ich dein Blut trinke und auf deinem Grab tanze? Aha.

Ein Gutes hat es aber auch, wenn man auf so einem großen Pferd als kleiner Mensch sitzt. Niemand geht davon aus, dass man absteigen sollte – denn man kommt ja nie wieder da hoch.
So sind verlorene Gerten oder Abschwitzdecken grundsätzlich das Problem der anderen, wenn man einen auf ratlos macht und total traurig neben dem heruntergefallenen Gegenstand stehenbleibt. Am besten noch Seufzen und schon mal ein bisschen so tun, als wenn man absteigen will. Irgendwer kommt garantiert und hebt den Scheiß auf.
Hat also auch sein Gutes, wenn man wie ein Kind behandelt wird – man bekommt die Privilegien gratis dazu.

Foto: Nicht so groß. Schade eigentlich, ich mag Reitelefanten.