Heute mal mit Bildungsauftrag. Liebe Menschen, ihr könnt heute richtig was lernen und wenn die Verrückten mit den Schildern auf euch zukommen, könnt ihr mit eurem Wissen glänzen und sagen: “Nee, so ist das aber nicht, wie ihr es darstellt.” Denn manche Dinge werden einfach komplett falsch dargestellt – und das lässt tief blicken. Zum Beispiel, dass sich manche Menschen nicht mit der Anatomie des Pferdes auskennen, uns aber vorschreiben, wie wir es zu behandeln haben. Wenn sie die Grundlagen aber gar nicht kennen, sind sie denkbar die schlechtesten Personen, irgendetwas zu fordern. Deswegen heute mal die typischen Tierrechtler-Parolen entlarvt:
1) Pferde sehen noch etwas, selbst wenn sie Rollkur geritten werden!
Wir müssen uns nicht darüber unterhalten, dass Rollkur ekelhaft ist. Das finden alle Reiter. Was aber nicht stimmt, sind die Aussagen der Tierschützer, dass man dem Pferd damit die Sicht nimmt. Ein Pferd sieht so ziemlich alles, außer seinem eigenen Hinterteil, selbst wenn der Kopf an der Brust ist. Es hat einen kleinen toten Winkel hinten – aber es sieht sonst alles. Und deutlich mehr als wir sowieso.
2) Pferde haben kein Problem mit einem Gebiss zu atmen!
Warum? Weil sie nicht durch das Maul atmen. Tierschützer fordern Leute häufig dazu auf, mit einem Löffel im Mund eine Runde zu laufen, damit man verstehen kann, wie schlecht das arme Pferd Luft bekommt. Das Gebiss berührt nicht die Zähne (wenn es korrekt verschnallt ist) und es stört auch nicht beim Lufthohlen – weil die Luft durch die Nüstern kommt und nicht durch ein geöffnetes Maul. Ein Pferd mit offenem Maul atmet nicht. Es macht nur die Schnute auf.
3) Pferde, die rot in der Nüster sind, bluten nicht!
Manchmal sieht man Pferde nach einer anstrengenden Trainingseinheit, nach einem Rennen oder einer Prüfung die Nüstern blähen. Darin ist bei vielen Pferden rot zu sehen. Das ist allerdings kein Blut, es ist einfach die Färbung dieser Haut. Würde es bluten, könnte man das (sofern es wenig Blut ist) schlecht auf dunkler Haut erkennen und wenn man es da erkennen kann, dann suppt es auch richtig raus und ist definitiv sichtbar.
4) Pferde schwitzen und sehen dann nicht so schön aus
Jeder würde jetzt erst mal sagen, dass ein frisch geputztes, noch nicht gearbeitetes Pferd mit seinem glänzenden Fell schöner aussieht als eins, das geschwitzt hat und dadurch ziemlich struppig ist. Das tun Pferde. Wir ja auch. Wir schwitzen, Pferde schwitzen und ein verschwitzter Mensch nach einer Sporteinheit ist jetzt nicht prädestiniert dafür, danach noch bei Heidi Klum nach einem Foto zu betteln. Pferde auch nicht. Die sehen dann halt auch nicht so schön aus. Pferde schwitzen bei Wärme, bei Anstrengung, aber auch bei Stress (positiv oder negativ ist dabei egal). Schweiß selbst ist aber kein Indiz für irgendetwas. Er ist normal.
5) Pferde weinen nicht
Man kann es kaum oft genug sagen, aber Pferde weinen nicht, wenn sie traurig sind. Tränen bilden sich bei einem gereizten Auge (das kann bei manchen schon durch “Fahrtwind” entstehen. Manche haben empfindliche Augen, die man sogar vor der Sonne schützen muss. Feucht ums Auge, oder Tränen generell sind aber kein Indikator dafür, dass ein Pferd Schmerzen hat. Es kann ihm (so wie uns) auch mal ein Haar oder Tier ins Auge geraten, es kann aber auch eine (und dann hat es Schmerzen) Augenentzündung bekommen und ihm tränt deswegen das Auge.
6) An den Augen lässt sich nicht viel ablesen
Bleiben wir doch bei den Augen. Manch einer behauptet beständig, dass man an den Augen sehen könnte, was das Pferd empfindet. Prost Mahlzeit, wer ein Pferd mit “Menschenauge” – also viel Weiß hat. Diese Pferde gucken immer erstaunt oder erschrocken – weil wir eine menschliche Emotion herein interpretieren. Aber nicht, weil das wirklich so ist. Pferde haben hübsche, ausdrucksstarke Augen, aber sie drücken mehr mit Ohren oder Maul aus. Darauf sollte man eher achten. Klar rollt ein Pferd auch mal mit den Augen, aber gerade Pferde in der Bewegung glubschen auch mal sehr unvorteilhaft – und wollten damit überhaupt nichts aussagen. Wir interpretieren es nur schlichtweg falsch, wenn wir es nicht besser wissen.
Foto: Fusselig.