Heute müssen wir doch mal über den Umgang mit Pferden reden. Angesichts der Tatsache, dass zuletzt ein dreijähriges Kind umgekommen ist, weil es im Steigbügel hing. Es tut mir auch furchtbar Leid für alle Beteiligten und da ich nicht dabei war, kann ich natürlich auch nicht beurteilen, wie gut dort auf Sicherheit geachtet wurde oder nicht. Es ist so oder so grauenhaft. Aber ich möchte es zum Anlass nehmen, mal Eltern ins Gewissen zu reden, was den Umgang mit Pferden betrifft, damit solche Dinge nicht häufiger passieren.
Denn es ist ja so: Das Pferd ist groß, fett und schwer. Es ist in jedem Fall schwerer als euer Kind. Und es muss auch keine Kinder mögen, nur weil das Kind ruft: „Da!“ und es streicheln will. Es hat seinen eigenen Kopf, seine eigenen Sympathien und Antipathien und dazu kommen auch noch Instinkte, die ihr, liebe Eltern, nicht steuern könnt.
Aber offensichtlich sind Pferde auch Freiwild. Die jeder streicheln und füttern darf (übers Füttern haben wir ja schon mal gesprochen).
So bin ich immer wieder entsetzt, dass Eltern Kinder in Boxen halten, über Weidezäune und sogar über die Rennbahnrails. Aber ich sehe es auch im Zoo. Überm Gehege von durchaus gleich gefährlichen Tieren. Ganz ehrlich … wollt ihr eure Kinder nicht mehr? Dafür gibt es Babyklappen. Ich kann gar nicht zählen, wie oft ich in Köln auf der Bahn den Aufruf gehört habe: „Bitte die Kinder von den Rails nehmen“. Das sagt der gemeine Bahnsprecher übrigens nicht, weil der nicht will, dass eure Kiddies nix sehen, der sagt das, weil er ganz sicher schon mal gesehen hat, wie ein Pferd in diesen Zaun scheppert. Ist euer Kind dazwischen … gute Nacht.
In Boxen halten oder über Weidezäune ist genau dasselbe. Wer sagt denn, dass das nett guckende Pferd sich jetzt nicht bedroht fühlt und mal zubeißt?
Eine Kopfnuss reicht auch schon. Das Pferd ist so groß, das muss es nicht mal böse meinen, um euer Kind ernsthaft zu verletzten.
Bleibt doch einfach hinter den Zäunen. Die Pferde, die gerade ihr Finish auf der Bahn hinlegen, können eure Kinder eh nicht streicheln und Kinder kann man auch auf die Schultern nehmen, damit die was sehen.
Man kann auch durch Zäune streicheln, da ist gewährleistet, dass das Pferd nicht spontan nach eurem Kind tritt.
Reiter, die ihre Pferde kennen, lassen euch bestimmt auch mal streicheln, solange sie die Kontrolle über das Pferd haben. Einfach fragen, das minimiert jedes Risiko.
Und dann ist da die nächste Sache. Jetzt seid ihr also in einem Stall. Überhaupt nicht okay ist es, Kinder einfach auf herumstehende Pferde zu setzen (schon erlebt), oder ihnen zu erlauben, sich frei unter den fremden Tieren zu bewegen. Schon mal gar nicht wenn sie noch nie Kontakt zu Pferden hatten. Ein Vierjähriger weiß nicht, dass man nicht auf Pferde zurennt.
Nicht, weil wir das blöd finden. Sondern weil das Pferd das blöd findet. Und ein Pferd, dass etwas blöd findet, reagiert mit Aggression, oder Flucht. Beides kann dazu führen, dass euer Kind plattgewalzt wird. Wollt ihr das?
Und jetzt gehen wir noch eine Stufe weiter. Ihr wollt euer Kind aufs Pferd setzen. Dürft es sogar. Dann besorgt ihm einen Helm. Und zieht den auch nicht aus, weil ein Familienfoto für Omma dabei herausspringen soll. Omma erkennt das Kind auch mit Helm und falls nicht, habt ihr andere Probleme als das Foto.
Der Helm ist absolut wichtig. Er rettet leben. Scheißegal, ob die nette Reiterin, die euer Kind reiten lässt, keinen trägt. Aber die ist ja auch nicht euer Kind. Habt ihr keinen Helm, setzt das Kind nicht aufs Pferd. Oder haltet es zur Not selbst drauf, aber lasst es nicht los, um es im Ernstfall wieder herunterholen zu können. Geht das nicht, weil das Pferd zu groß ist: Lasst den Scheiß doch einfach. Kind kann auch neben dem Pferd fotografiert werden.
Das gilt übrigens auch für Ponys. Die sind ja klein und niedlich, ne? Trotzdem schwerer als euer Kind und damit gefährlich. Sie haben genauso Zähne wie die Großen, sie können genauso treten und sie können euer Kind genauso umrennen. Ponys sind ebenfalls kein Freiwild. Eigentlich noch weniger als die Großen, die ein deutlich kinderfreundlicheres Gemüt haben. Viele Ponys mögen keine Kinder. Das ist ein knallharter Fakt.
Wenn ihr also das nächste Mal eurem Kind eine Freude machen wollt: Beherzigt doch einfach Abtrennungen, Zäune und Boxen. Das Pferd ist ein großes Tier, dass es nicht mal böse meinen muss, um jemandem gefährlich zu werden, der so klein ist wie euer Kind. Sprecht Reiter an, wenn ihr näher heran wollt. Aber versucht es nicht einfach auf gut Glück. Und schon mal gar nicht auf andererleuts Grund und Boden einsteigen – damit kommt man mal so gar nicht weiter. So eine Weide ist ja kein Streichelzoo. Und nicht jedes Pferd ein Streicheltier.
Foto: Ist ein Streicheltier. Aber möchte trotzdem bitte nicht kleine Kinder auf seiner Weide herumrennen haben.